„Nur wer neue Wege geht, wird überleben"

Handelskolloquium zeigte Chancen, Best Practices und Datenschutzaspekte auf.  

Big Data`s Chancen für den Handel, Best Practices und Datenschutzaspekte - diese Themen stellte der Handelsverband unter dem Titel "Big Data - Flut und Segen" in den Mittelpunkt des Handelskolloquiums Rund 130 hochkarätige Gäste folgten der Einladung in das Tagungszentrum des Schloss Schönbrunn. Fazit: Die Daten und Technologien sind da - nun gilt es, das individuelle Geschäftsmodell zu finden und die Prozesse anzupassen. Erfolgreiche Best Practices weisen schon heute den Weg. "Reinvent or die": Mit diesen Worten eröffnete Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbands, das diesjährige Handelskolloquium. Der Handel ist im Umbruch und nur wer neue Wege geht, wird überleben. Einer dieser neuen Wege könnte Big Data sein - jedenfalls könnten die riesigen Datenmengen zahlreiche Antworten geben - vorausgesetzt, man weiß die richtigen Fragen zu stellen.

Königsdisziplin: Marktdaten und Prognosen

Die Königsdisziplin von Big Data lautet: Predictive Analytics. Ziel aller Bemühungen ist es schließlich, bessere Entscheidungen zu treffen und einen Schritt voraus zu sein. Imposante Best Practices zeigen, dass dies schon heute möglich ist: Editel etwa befasst sich mit der Herausforderung, dass die meisten Out-of-Stock-Situationen ungenauen Verkaufsprognosen geschuldet sind. Das Unternehmen schafft mit seinen Lösungen für standardisierten Datenaustausch die Voraussetzungen für partnerschaftliche Prozesse zwischen Industrie und Handel, die Prognosen ermöglichen.

Alexander Gänsdorfer, T-Mobile Austria GmbH, und Werner Schörkhuber, T-Systems Austria GesmbH, erlaubten einen Blick auf ihr neues Produkt MotionLogic. Durch die Verknüpfung der Bewegungsdaten aus dem Mobilfunknetz mit den CRM-Daten der Konsumenten, etwa Alter, Geschlecht, Vertragsdaten, die Rückschlüsse auf ihr Einkommen zulassen etc., entstehen sogenannte Heat Maps, die detaillierte Frequenzanalysen für beliebige Standorte erlauben - outdoor wie indoor.

Die Otto Group arbeitet mit dem Business Intelligence Spezialisten Blue Yonder zusammen und setzt umfangreiche Datenanalysen für vielfältige Zwecke ein: Trends werden abgeleitet, Nachfrage- und Retourenprognosen erstellt, und die Systeme sind selbstlernend. "Wir optimieren sogar teilautomatisiert das Pricing und damit auch die Bestände, Umsatz und Rentabilität", erklärt Moritz Corbelin, Head of E-Commerce Strategy der Otto Group. Die Erfolge sind messbar: 40% verbesserte Prognosen, 5% weniger Retouren, bessere Margen, mehr Neukunden.

Maßgeschneiderte Angebote für die Masse

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Big Data ist die Personalisierung. Migros in der Schweiz, HSE24 und stm (Société de transport de Montréal) haben eines gemeinsam: Sie alle investierten in die konsequente Datenintegration, um individuellere Kundenzugänge zu eröffnen und maßgeschneiderte, lokalisierte Angebote auszusprechen. Auch Zalando arbeitet am Prinzip "Curation", also daran, den Kunden individuell zu beraten, mittels Big Data: Personalisierte, dem Typ und früheren Kaufverhalten entsprechende Angebote werden dem Kunden ausgespielt - gemischt mit aktuellen Trends, damit man nicht im ewig Gleichen verharrt.


Max Schrems: Die größte Lüge ist der "informierte Konsument"

Über besondere Herausforderung in Sachen Datenschutz wurde zum Schluss auf dem Podium diskutiert: "Die größte Lüge ist der informierte Konsument", erklärt Max Schrems, prominenter Facebook-Ankläger, und nimmt die Unternehmen in die Pflicht: "Oftmals liegt intern kein oder kaum Datenschutz-Know-how vor, aber man findet leicht Experten, die einem Rechtssicherheit garantieren." Alexandra Vetrovsky-Brychta, HEROLD Business Data, pflichtet bei: "Zu jedem Projektstart gehört eine gründliche Analyse - und dazu zählt eben auch der Legal Prozess". Auch für Andreas Krebs vom Versicherer GrECo sollten Datenschutzüberlegungen Teil eines soliden Risikomanagements sein. Florian Größwang von WEIN & CO fasst sehr treffend zusammen: "Die grundsätzliche gesellschaftliche Diskussion ist wichtig, denn sie wirkt auf das Bewusstsein der Konsumenten ebenso wie auf das der Unternehmen." (jw)

www.handelsverband.at

25. Handelskolloquium - Fotos D.Mikkelsen
25. Handelskolloquium - Fotos D.Mikkelsen
2015-04-15
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