Wüstenstrominitiative Desertec droht das Ende

400 Milliarden Euro Investitionsvolumen sollten Sonnenstrom aus Nordafrika für Europa bringen.

Es sollte richtungweisend für weltweite Energieprojekte werden - die Wüstenstrom-Anlage Desertec. Doch nun droht der vor fünf Jahren mit großen Hoffnungen gestarteten internationalen Desertec Industrial Initiative (Dii) das Aus. Bis 2050 sollte es den Bau Hunderter Kraftwerke für Sonnen- und Windkraft in Nordafrika und dem Nahen Osten ermöglichen. Diese sollten den Strombedarf der Region zu großen Teilen decken können und dazu noch rund 15 Prozent des europäischen Verbrauchs. Das geschätzte Investitionsvolumen über die Jahrzehnte liegt bei 400 Milliarden Euro.

In der spannungsgeladenen Zielregion Nordafrika brach eine Zeit enormer politischer und ökonomischer Unsicherheit an. Der Zusammenschluss von 35 internationalen Konzernen kann sich nach Angaben aus Gesellschafterkreisen nicht auf eine Fortführung in bisheriger Form einigen, einige Technologie- und Baukonzerne wie Siemens, Bosch, E.ON oder Bilfinger haben sich schon abgewandt.  Ende Oktober werden sich die Gesellschafter in Rom treffen und wahrscheinlich die Totenglocke für die erst fünf Jahre alte Unternehmung läuten, wie es aus Industriekreisen hieß. Das Überleben sichern könnte nur eine rasche verbindliche Zusage für einen neuen Etat von rund zwei Millionen Euro.

Nach wie vor sinnvoll

"Sonnenstrom aus Nordafrika - das ist nach wie vor sinnvoll", sagt Gerhard Knies im Gespräch mit dem stern. Der Hamburger Physiker erfand einst den Begriff Desertec und initiierte die erste Machbarkeitsstudie. Dass der Traum vom Wüstenstrom mit dem Ende der Desertec-Industrie-Initiative ausgeträumt ist, glaubt er nicht. Die Projekt-Studien hätten gezeigt, dass die Wüstenstrom-Idee technisch und ökonomisch machbar sei. Für die weiteren Schritte brauche man die europäische Dii nicht. "Es war nie meine Idee, dass das alles von Europa aus gesteuert wird", sagt Knies. (jw)

www.desertec.org

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