2001 brannten die Sofiensäle bis auf ihre Grundmauern ab, von 2011 bis 2013 wurde das 12.000 Quadratmeter große Areal um 50 Millionen Euro renoviert. Als in den Altbau integrierte Neubauten entstanden 68 Wohnungen, das Fitnesscenter John Harris und das weltweit erste Ruby Hotel Sofie, das unter dem Motto "Lean Luxury" seinen Gästen Design, Komfort und hochmoderne Technik zu einem attraktiven Preis anbietet. leadersnet.at hat Martin Egner, Vice President Markting & Distribution bei Ruby Hotels, zum Gespräch über die Umnutzung von Bestandsgebäuden zu Hotels, die Wiedererkennbarkeit der Marke Ruby trotz verschiedener regionaler Gegebenheiten und zur Frage, wie die Hotelkette einen eigenen Music Channel zur Kundenbindung nutzt, getroffen.
leadersnet.at: Warum hat sich die Hotelgruppe dazu entschieden, in Wien Fuß zu fassen? Was war für die Sofiensäle als Standort ausschlaggebend?
Egner: Die Sofiensäle sind ein Gebäude mit großer Historie. Musik und Veranstaltungen haben dabei immer eine wichtige Rolle gespielt. Dieser Teil der Geschichte des Hauses ist sehr spannend und passt perfekt zur Marke und unserer Positionierung als urbanes Hotel im Herzen der Stadt. In der Bar und den Zimmern erinnern daher Fotos und andere originale Erinnerungsstücke an unterschiedliche Epochen sowie an die zahlreichen Persönlichkeiten, die in den Sofiensälen zu Gast waren: darunter Strauss, Liszt und Léhar, Karajan und Bernstein, Georg Trakl und Karl Kraus, Falco und viele weitere.
leadersnet.at: Ist der Markt für Budget-Konzepte nicht schon ausgereizt?
Egner: Wir verstehen uns nicht als Budget-Hotel im herkömmlichen Sinne, sondern addressieren mit „Lean Luxury“ ein neu entstehendes Segment kosten-, aber gleichzeitig stilbewusster und vielreisender Gäste, die nach mehr als Budget Design suchen. Unter anderem deshalb gehen wir auch ohne offizielle Sterne-Klassifizierung an den Start: mit „Lean Luxury“ bieten wir Fünf-Sterne-Zimmer zum Budget-Preis, indem wir bewusst auf Dinge verzichten, die unser Gast nicht braucht oder vermisst
leadersnet.at: Was hat es mit dem Lean Luxury Konzept ohne Sterne auf sich?
Egner: Lean Luxury bedeutet schlanker Luxus und soll sich ganz bewusst von Budget-Hotels abgrenzen. Wir lassen dazu alles weg, auf das unsere Gäste in so einer zentralen Lage verzichten können. So findet man beispielsweise kein klassisches Hotel-Restaurant im Ruby Sofie. Stattdessen gibt es eine Café-Bar mit Snacks und Drinks rund um die Uhr. Durch allabendliche DJ-Musik und urban-lässigen Stil wollen wir auch die lokale Szene ansprechen. Wir verzichten auf einen Concierge, dafür haben wir alle Zimmer mit Tablets inkl. digitalem Concierge ausgestattet. Es gibt kein Spa – dafür kostenfreies WLAN im gesamten Hotel. Für alle, die sich trotzdem sportlich betätigen wollen, werden wir mit John Harris direkt im Gebäude unseren Gästen eine perfekte Trainingsmöglichkeit anbieten können. Ein Meditations- und Yogaraum wird zudem demnächst direkt im Hotel eröffnen.
leadersnet.at: Stichwort Tablets: Online zieht sich also durch das ganze Haus. Wie verläuft der Check-in -Prozess?
Egner: Der innovative und für den Gast schnelle und unkomplizierte Check-In über einen Tablet-PC ist einer unserer USPs. Dabei sind nur wenige Schritte erforderlich, vieles wie bspw. die Kreditkarten-Vorautorisierung und das Ausfüllen des Meldescheins bereiten wir im Vorfeld vor. An dem Tablet-PC wird nur noch der Meldeschein automatisch abgerufen, digital unterschrieben und die Schlüsselkarte ausgegeben, zur Unterstützung oder bei Rückfragen stehen dem Gast zu jeder Zeit Mitarbeiter zur Seite. Der Check-Out im Hotel erübrigt sich dank Online-Bezahlung und –Rechnungsstellung übrigens komplett. Vor allem für Businessgäste ist das super, da man bei Abreise nicht mehr anstehen muss und keine Zeit verliert.
leadersnet.at: Was bringt diese Verschlankung der Hotelgruppe?
Egner: Alle Front- und Backoffice-Funktionen werden mit cloudbasierten, voll an unsere Prozesse angepassten Systemen abgewickelt, weitgehend automatisiert und zentralisiert; auch alle wesentliche Steuerungs- und Führungsaufgaben sind zentral gebündelt. Dadurch können wir mit deutlich verringerten Fixkosten im Hotel arbeiten. Diesen Vorteil geben wir in Form günstigerer Preise an unsere Gäste weiter. Zugleich verringert sich unser Betreiber-Risiko, ein wichtiger Punkt für unsere Vermieter und Investoren: Unser Break-even-Punkt liegt dadurch deutlich niedriger als bei klassischen Hotels. Schon Flächeneinheiten ab 2.000 Quadratmetern können wir nachhaltig profitabel bewirtschaften. Im Fokus unserer Entwicklung stehen dabei Bestandsimmobilien wie Büroflächen, bestehende Hotels sowie Innenstadt-Geschäftshäuser. Auf Erdgeschossflächen können wir nämlich ebenfalls verzichten.
leadersnet.at: Welche Zielgruppen soll das Konzept ansprechen? Sind Business-Reisende ein großes Thema?
Egner: Vermarktung und Distribution sind auf moderne Zielgruppen zugeschnitten. Damit sprechen wir sowohl privat als auch geschäftlich Reisende an. Unseren Gästen sind Charakter und Seele sowie die Individualität ihres Hotels sehr wichtig. Und sie sind sich vor allem darin einig, dass sie ähnliche Überzeugungen und Vorlieben haben, unabhängig vom Alter, Geschlecht, Beruf oder Einkommen. Was wir aber bereits feststellen konnten – Musiker und Künstler übernachten bereits sehr gerne im Ruby Sofie. Das freut uns sehr und kreiert eine spannende und reizvolle Atmosphäre – auch für andere Gäste und Besucher.
leadersnet.at: Wo liegt eigentlich der Unterschied zu den gehypten Budget Design Hotels wie Motel One? Auch dort trifft der Gast auf gute Ausstattung und zentrale Lage.
Egner: Wir versehen „Lean Luxury“ und Ruby als Evolution von Budget Design, was sich in deutlicher Individualität und einer klaren Zielgruppenansprache widerspiegelt. Wir achten auf perfektes Licht mit individueller Steuerung, sehr hochwertige Materialien, verwenden echtes Vintage-Mobiliar und liegen insbesondere bei unseren Betten, unserem Gäste-Entertainment auf den Zimmern sowie dem Duscherlebnis auf Luxus-Niveau. So duscht man bei Ruby beispielsweise im Ganzglas-Kubus und unter einer Duravit-Regenwaldusche. Jedes Zimmer unserer drei Kategorien ist mit überlangen Betten (2,10 m ) samt 30cm Luxus-Matratzen und überlanger Bettwäsche ausgestattet. Diese hochwertige Ausstattung können wir anbieten, indem wir anderes bewusst weglassen und teilweise noch radikaler verschlanken.
leadersnet.at: Musik zieht sich als Motto durch das ganze Hotel. Warum kann man sich eigentlich Gitarren ausborgen?
Egner: Musik ist eine unserer persönlichen Leidenschaften bei Ruby.. Für uns ist gute Musik entscheidend, ob wir uns an einem Ort wohl fühlen. Da wir diese Leidenschaft teilen wollen, haben wir nicht nur einen eigenen Music Channel „Ruby Radio“ lanciert, sondern wollen allen, die auch selber gerne in die Saiten greifen, die Möglichkeit geben, dies bei uns im Hotel zu machen – praktisch wie zuhause. Die Sofiensäle beheimateten lange Jahre ein Tonstudio, und waren 150 Jahre lang einer der bedeutendsten Konzert- und Veranstaltunsorte der Stadt. Einige der bedeutendsten Musiker der Zeit gingen hier ein uns aus. Diese Geschichte wollen wir wiederbeleben. Deshalb werden wir zukünftig auch Live Sessions und DJ-Events im Haus veranstalten.
leadersnet.at: Bio boomt. Der Trend macht auch vor der Hotellerie nicht Halt. Ist gesundheitsbewusstes Essen ein großes Thema?
Egner: Uns ist unser Essen wichtig. Und unseren Gästen ebenfalls. Unser Credo lautet daher: „Weniger, dafür das Richtige mit hoher Qualität“. Deswegen bestehen fast alle Speisen bei Ruby ausschließlich aus Bio-Produkten. Handgeschnittenes frisches Obst, frischgepresster Saft und Barista-Kaffee sind Standard beim Frühstück. Bioweine und gesunde Snacks in der Galley Kitchen, welche die klassische Minibar ersetzt, runden das Angebot ab.
leadersnet.at: Wie sehen die Ruby Hotels international aus?
Egner: Wir haben mit Ruby Sofie das erste Hotel der Gruppe in Wien auf den Markt gebracht und planen Eröffnungen in weiteren europäischen Metropolen. Die Reaktion auf unser Produkt ist auf Immobilien- und Investorenseite sehr positiv. Wir wollen die Chance nutzen, als einer der ersten im neu entstehenden ‚Lean Luxury‘ Segment voranzugehen, und unser Portfolio Schritt für Schritt ausbauen.
leadersnet.at: Können Sie schon eine erste Bilanz bezüglich der Auslastung des Ruby Sofie ziehen?
Egner: Ruby Sofie ist gut angelaufen und wir sind mit den ersten Monaten sehr zufrieden. Gerade auch bei internationalen Gästen kommt das Konzept sehr gut an – es ist ein toller Gäste-Mix.
leadersnet.at: Woher stammt eigentlich der Name „Ruby“?
Egner: Ruby steht in unserem Verständnis für eine schöne, sinnliche, kluge und fröhliche Frau, die weiß, was sie will und polarisiert. Wir mögen das Spiel mit einer gewissen Ambivalenz. Für viele Menschen klingt Ruby sexy und etwas verwegen – damit kokettieren wir gerne. (jw)
www.ruby-hotels.com