Streaming-Dienste setzen Fernsehindustrie unter Druck

| 08.11.2010

Die Kabelfernsehbetreiber haben sich bisher standhaft gegen den Gedanken gewehrt, dass sich Internet und Web-TV zu einer ernsthaften Bedrohung für das Geschäft entwickeln können.


Genau das legt die jüngste Entwicklung jedoch nahe. Insbesondere in den USA verzeichnen die Anbieter mittlerweile einen starken Kundenschwund. Zwar führen sie ihn offiziell auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zurück. Immer mehr Haushalte stornieren ihre Kabel-Abos aber angesichts von Breitband, günstigeren bzw. kostenfreien Streaming-Diensten und der steigenden Verfügbarkeit von Online-Video-Inhalten.

Gratis-Angebote mindern Zahlungsbereitschaft

Während die Kundenzahlen bei den Netzbetreibern weiter schrumpfen, spricht das Wachstum von Streaming-Anbietern wie Hulu oder Netflix eine deutliche Sprache. So erwartet die Branche etwa einen baldigen Börsengang des Web-TV-Services Hulu. Angesichts derartiger Gratis-Angebote sinkt jedoch die Bereitschaft der User, für Kabelfernsehen zu bezahlen. Laut USA Today hat allein der Kabelbetreiber Time Warner Cable im dritten Quartal rund 155.000 Abonnenten verloren. Bei Comcast waren die Verluste sogar noch deutlich höher. Sie verdoppelten sich auf 275.000 Kunden innerhalb von nur drei Monaten.

Der Wechselwille der Konsumenten wirkt sich dabei nicht nur auf die Kabelnetzbetreiber aus, sondern hat auch Folgen für die Content- und die gesamte Fernsehindustrie. Erst vor wenigen Jahren haben die Telekom-Anbieter angesichts des Handy-Booms ähnliches erlebt, als sich die Nutzer zunehmend vom Festnetz zu verabschieden begannen. Die Geschichte könnte sich wiederholen. Der Einzug des Internets in die Wohnzimmer der TV-Kunden hat womöglich ähnlich folgenschwere Effekte in der Fernsehbranche wie die Auswirkungen von digitalen Downloads und Webpiraterie auf die Musikindustrie. (pte)

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