"It started with a Kiss"

BFI Wien Bildungstipp zum Thema „Warum eine gelungene Kampagne nicht unbedingt teuer sein muss".

Einfarbiger Hintergrund, keine Requisiten – Millionen Augenpaare folgen gebannt den Lippen die unweigerlich zum Kuss zusammenkommen. Die Kameraführung puristisch, das Bild schwarz-weiß, das Knistern richtiggehend fühlbar: Zwanzig wildfremde Menschen lockte die US-Künstlerin Tatia Pllieva vor wenigen Wochen vor die Kamera, um sie bei ihrem ersten Kuss zu dokumentieren. Mit durchschlagendem Erfolg: 61 Mio. Klicks hat das Video „First Kiss“ bislang auf Youtube erzielt… 61 Mio. Klicks für Wren… Wren? Innerhalb weniger Tage – und quasi ohne Werbebudget – wurde das bislang unbekannte Modelabel Wren zur Kultmarke – denn der Internet-Hit „First Kiss“ entpuppte sich als Werbespot  für das von Melissa Coker gegründete Unternehmen – und brachte selbst Werbegrößen wie Jung von Matt/Elbe zum Schwärmen: „We wish ... we had done this for Parship or Elitepartner!“ posteten sie auf der eigenen Facebook-Seite.

Die Macht der Sozialen Medien

Cokers Zwei-Minüter ist ein Paradebeispiel für die Macht der Sozialen Medien – wenn man das Instrumentarium zu spielen weiß: „First Kiss“ erschien als einer von unzähligen Beiträgen zum Fashion Week Special der Mode-Site Fashionista. Doch während die meisten Modelabels „lediglich“ versuchten, ihre Produkte optisch so ansprechend wie möglich zu inszenieren – und damit nur eingefleischte Fans anlockten – reüssierte „First Kiss“ mit einer berührenden Geschichte auf der ganzen Linie. „Was sollen Clips, in denen Models Klamotten an- und wieder ausziehen? Das hier ist doch viel romantischer und witziger“, erklärte Coker in einem Interview. Der Kritik, dass die Werbewirkung des Clips gleich null sei, brauchte sie sich dann auch gar nicht mehr zu stellen, als bekannt wurde, dass alle Darsteller in dem Film Kleidung der Marke Wren tragen. 61 Mio. Clicks geben ihr recht.

Diese Kampagne belegt deutlich, dass man in den Sozialen Medien selbst mit Minibudget große Aufmerksamkeit erlangen kann, und marketingtechnisch fast kein Weg mehr an Youtube, Facebook und Co. vorbeiführt. Das Skript für einen Million-Dollar-Shot wie „First Kiss“ erlernt man vermutlich nicht in einem Kurs, Ausbildungen wie der Kurzkurs „Social Web und Social Media“, der Diplomlehrgang zur „Social Media ManagerIn“ und die Ausbildung zum Onlinemanager können das Rüstzeug geben, um Ideen in den Sozialen Medien freien Lauf zu lassen.

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