Als eine der ersten Agenturen mit digitalem Schwerpunkt setzt kraftwerk seit den 90ern Trends, statt ihnen hinterher zu laufen. Für 2014 will Hammer die Kreation und Innovation weiter stärken. Dazu sollen die „besten Leute“ in die Agentur geholt werden, die im Jahr 2015 dann das 25-jährige Jubiläum feiern wird. Was noch alles auf der Agenda steht, welche neuen Businessmodelle entwickelt werden müssen und über den "überschaubaren" österreichischen Markt plauderte Heimo Hammer mit leadersnet.at.
leadersnet.at: Agenturen haben heute mehr Möglichkeiten denn je, aber immer weniger Agenturen wissen, wie sie damit umgehen sollen. Wie sehen Sie die "Agentur der Zukunft"?
Hammer: Das „alte Agenturmodell“ ist ein Auslaufmodell. In Zukunft wird es nur mehr Kreativagenturen geben, die Beratung und Konzeption mit Kreation umsetzen. Als neue Leitmedien werden sich TV und Internet durchsetzen, wobei digital den Schwerpunkt bilden wird.
leadersnet.at: Der Internetmarkt wächst und boomt. Wachsen auch Österreichs Digitalagenturen kräftig mit?
Hammer: Das Wachstum der Digitalagenturen (die einzige Sparte, die in den kommenden Jahren richtig wachsen wird) ist ungebrochen. Es wird in Zukunft verstärkt zu Verschmelzungen kommen, wo klassische und digitale Aufgaben an eine Agentur gehen werden. Die Idee, ein klassisches Sujet digital zu vermarkten, hat nie funktioniert.
Der Vorteil im digitalen Bereich ist, dass immer mehr Leute Tablets und Smartphones verwenden und immer mehr Geschäftsprozesse (Kaufen, Kundenbindung, Buchen etc.) digital und mobile abgebildet werden. Das Thema Social Media steht im Businessprozess erst am Anfang.
leadersnet.at: Social Media, Apps und Mobile sind bei den Medienkonsumenten hoch im Kurs, aber wer ist der größte Umsatzbringer?
Hammer: Die Antwort ist leicht. Alle digitalen Strategien der Unternehmen berücksichtigen neben Websites/Portalen und online Werbung, natürlich Social Media, Apps und mobile. Umsatzbringer 1 ist, dass alle Weblösungen auch mobil umgesetzt werden: Egal, ob als responsive Lösung oder eigene, kompakte mobile Lösung. Umsatzbringer Nummer 2 sind Apps. Wenn man Apps mit bestehenden Lösungen wie online Shops , Kundenportal oder Gutscheinen kombiniert, werden sie stark downgeloaded und genutzt. Als Umsatzbringer 3 sehe ich Social Media: Social Media ist heute von der Kür zur Pflicht der Unternehmen geworden. Wir sind gerade in der Phase, wo bestehende Lösungen „Ich will eine Fanpage, einen Youtube Channel oder Twitter“, weil es chic ist, in Richtung welche Informationen und Services müssen rasch und nutzenstiftend kommuniziert werden. Der Social Commerce (wie viel wurde über soziale Medien verkauft?) ist heute bei den meisten Kunden noch keine Realität.
leadersnet.at: Ist eine Trennung in E-Commerce, Websites oder Mobile Marketing noch zielführend, oder ist eine Strategie der Gesamtkommunikation sinnvoller?
Hammer: Die Kunden ziehen die digitalen Aufgaben alle zusammen. Bei den meisten Kunden von kraftwerk gibt es eine zentrale Stelle beim Kunden, wo alle Fäden zusammen laufen und eine digitale Leadagentur.
leadersnet.at: Neben E-Commerce-Lösungen sind auch Online-Portale für Unternehmen wichtige Tätigkeitsbereiche der Digitalagenturen. Sind die Websites mittlerweile durchwegs mobile tauglich? Wie läuft die Entwicklung?
Hammer: Fast alle Kunden setzen je nach Branche optimal um. Es werden Kundenportale und online Shops ausgebaucht, wobei die mobile Umsetzung seit 2013 immer mit im Paket ist. Mobile bedeutet, responsive Website oder mobile Umsetzung der wichtigen mobilen Anforderungen. In vielen Fällen kommen auch Apps dazu.
leadersnet.at: Können die Unternehmen mit ihren Social Media Auftritten den Marketingmix noch immer perfektionieren?
Hammer: Das Thema Social Media ist für die Unternehmen extrem wichtig geworden, weil die Marken damit aktiv kommunizieren und viral weiterverbreitet werden. In jedem Marketingmix von Unternehmen spielen Online und Social Media eine immer wichtiger werdende Rolle.
leadersnet.at: Technologietrends wie Big Data und Augmented Reailty sollen die Branche beleben. Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um?
Hammer: Das Interessante an dem Markt ist, dass laufend neue Technologien und Weiterentwicklungen den Markt bereichern. Big Data findet ja bereits seit Jahren statt, wo Unternehmen Kundendaten durch Webinformationen anreichern und in der Vermarktung darauf aufbauen. Augmented Reality ist eine tolle Sache, ist aber in der Kommunikation über ein "nice to have" oder einmalige WOW-Sache nicht hinaus gekommen. Der Spielesektor und die Filmindustrie bilden hier die Ausnahme. Google Glasses, Apple TV oder mobile Steuerungen von elektronischen Geräten werden im Alltag Einzug halten.
leadersnet.at: Sie haben mit kraftwerk die hohe Zielsetzung, Österreichs führende und innovativste Agentur zu sein. Wie steht es um die Zielerreichung?
Hammer: Dieses Ziel werden wir als dynamisches Unternehmen immer anstreben. Das Spannende ist, dass aufgrund der laufende Neuerungen sich das Ziel permanent ändert. Eine moderne Unternehmung muss sehr schnell und professionell auf die Änderungen, durch bestmögliche MitarbeiterInnen und flexible Organisationsformen darauf reagieren. Unsere Kunden sind mit uns als Game Changer zum Glück sehr zufrieden.
leadersnet.at: Kunden wünschen sich Agenturen, die nicht nur Schritt halten, sondern Entwicklungen auch frühzeitig erkennen können. Was sind die großen Trends der nächsten Jahre?
Hammer: Viele Kunden engagieren kraftwerk als kreativen Innovator, ein Kunde von uns sagt dazu gerne Game Changer. In den kommenden Jahren werden integrierte Lösungen aus digitalen, mobilen und social Teilen verstärkt kommen. Die Integration wird reale Teile (POS, Menschen) mit den digitalen (Plattformen, Kampagnen, Apps) stärker verzahnen. Alle Banken, Versicherungen, Industriekonzerne, öffentlichen Stellen und Retailer werden das reale mit dem digitalen Geschäft verschmelzen.
Bei den Agenturen werden klassischen Werbe-, Mobil-, Social Media- und Mediaagenturen neue Businessmodelle entwickeln müssen. Ohne digitales Know-how haben klassische Werbeagenturen keine Zukunft. Bei Social Media und mobile als Stand alone Lösung gibt es kaum Zukunft, weil es keinen Sinn macht, diese Bereiche getrennt zu bearbeiten. Bei den Mediaagenturen stellt sich die Frage, was in Zukunft automatiserte Lösungen bringen werden (wo bekommt man das Meiste/Beste für sein Geld) bzw. Vermarktung außerhalb des Mediaeinkaufs. Google und Facebook ziehen schon heute ordentliche Budgets ab, die nicht von Mediaagenturen verantwortet werden.
leadersnet.at: Nach dem Maya Thema aus 2012 haben Sie 2013 mit dem Thema Märchen für kraftwerk geworben. Wie sieht es 2014 mit der Eigenwerbung aus?
Hammer: Im Jahr 2014 setzen wir auf das Thema „Content Marketing“. Es ist extrem wichtig über verschiedene Kanäle hinweg zu kommunizieren und durch gutes Storytelling zu überzeugen. Die Kommunikation muss über alle Kanäle und Devices laufen, ohne immer dasselbe zu sagen. Contentsyndication kann auch ein Fluch sein.
leadersnet.at: Welche personellen Ressourcen sind erforderlich, um in all den umfangreichen Geschäftsfeldern erfolgreich zu sein? Gibt es ein besonderes Prozedere für Ideenfindung und Innovation?
Hammer: Die Struktur der Agentur hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Es gibt die alte Abteilungsdenke nicht mehr. In alten Strukturen sind Kundenbetreuer und Kreation nach Disziplinen getrennt. Bei kraftwerk sitzen Kreative und Innovative im selben Projektteam und bringen aus ihren Blickwickeln wichtige Inputs. Die Kreation überlegt sich was, dann finden das alle cool und technisch wird es schon gehen, bringt gar nichts. Das sieht man auch so manchen Kampagnen, die sogar den WebAd gewinnen. Die Frage aller Agenturen lautet, wie schaut die bestmögliche Aufstellung für den österreichischen Markt aus? Für Österreich kann man sagen, dass die optimale Agenturgröße zwischen 30 und 60 Leuten liegt, um die wichtigsten Bereiche selbst perfekt abzudecken und die Kosten im vernüftigen Rahmen zu halten.
leadersnet.at: Sind auch Kooperationen mit anderen Agenturen aktuell?
Hammer: kraftwerk baut auf seine eigene Stärke. Wir bilden alles im Haus ab. Es gibt jedoch Aufgabenstellungen oder Zeiten, wo kraftwerk andere Anbieter einlädt bei einem Kunden mitzumachen. In Österreich ist die Kooperation auf Agenturebene eigentlich eine sehr gute. Der Markt ist überschaubar. Man kennt sich.
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