Im September 2013 rückte Maximilian Dasch, Sohn des gleichnamigen Herausgebers und vorsitzenden Geschäftsführers der Tageszeitung, in die Geschäftsleitung der Salzburger Nachrichten auf, wo er zuletzt schon vier Jahre als Assistent tätig war. leadersnet.at hat mit ihm über die Weiterentwicklung der Marken- und Digitalstrategie, die Verschränkung digitaler Angebote, den bevorstehenden Relaunch und warum der Wettbewerb am Leser und Werbemarkt heutzutage so groß wie nie zuvor ist, gesprochen.
leadersnet.at: Sie sind seit 2013 in der Geschäftsleitung der Salzburger Nachrichten. Gibt es Schwerpunkte, denen Sie sich im neuen Umfeld besonders zuwenden wollen oder sehen Sie das Unternehmen bereits als modernes Medienhaus bestens aufgestellt?
Dasch: Ich denke, dass gerade in einer dynamischen Kommunikationswelt, wie wir sie heutzutage erleben, ein permanenter Innovationsprozess stattfinden muss. Unsere Diskussionskultur und unsere Begeisterung für eine vernetzte Medienmarke sind die Grundlage für ein modernes Medienunternehmen. Diesbezüglich gibt es immer Verbesserungschancen - es geht darum, diese zu erkennen und konstruktiv zu ergreifen.
Aktuelle Schwerpunkte liegen in der Weiterentwicklung unserer Marken- und Digitalstrategie, vor allem auch im Konnex unserer verschiedenen Medientitel in Salzburg, in der Optimierung und verschränkten Betrachtung unseres Produktvertriebs, sowie im Erarbeiten von neuen und verbesserten Kommunikationsstrategien für unsere Medien- und Werbepartner.
leadersnet.at: Wie steht es um die Entwicklung im Online-Bereich?
Dasch: Nach einem rundum Relaunch unserer verschiedenen Onlineauftritte, haben wir im November vergangenen Jahres zum ersten Mal ein digitales Paid-Content-Konzept realisiert. Mit SN HD für den Tablet sammeln wir seitdem interessante Erkenntnisse zu Marktpotenzialen und zukünftigen Erfolschancen unserer Zeitung in der digitalen Leserwelt. Nach den ersten Monaten kann man optimistisch sagen - das Produkt wird sehr gut angenommen. Derzeit diskutieren wir die Weiterentwicklung der Gesamtbetrachtung unserer Zeitung in der Verschränkung digitaler Angebote. Der Grundsatz bleibt dabei immer der gleiche: Der Leser wird nur dann einen Preis entrichten, wenn die Qualität und das inhaltliche Konzept stimmt, Unverwechselbarkeit gegeben ist und das Produkt technisch einwandfrei funktioniert. Diese Gedankenspiele werden immer in Zusammenhang mit unserer Reichweitenentwicklung gesehen und jeweils kritisch durchleuchtet. Man hat hier einige Widersprüche zu behandeln, die strategische Überlegungen sehr komplex erscheinen lassen. Zum Beispiel Einführung einer Bezahlschranke und Steigerung der Reichweiten. Das betrifft den klassischen Webauftritt genauso wie den mobilen Dienst für Smartphones oder unsere Tabletausgabe.
Generell sind wir über die Leserentwicklung unserer Onlineangebote sehr erfreut. Wir konnten in den Vergleichszeiträumen der letzten Jahren sowohl bei der mobilen Messung als auch im klassischen Web starke Zuwächse vermelden und sind in Salzburg im Vergleich der Zeitungsangebote laut ÖWA Plus die Nummer 1.
leadersnet.at: Wie kommt die Sonntagszeitung als Tablet-Ausgabe bei den Lesern an?
Dasch: Wir sehen den Sonntag nicht isoliert sondern als Bestandteil eines täglichen Abonnements. Das Verhältnis Sonntagsleser zu Mo-Sa Leser ist recht flach, was für das Gesamtangebot von SN HD spricht.
leadersnet.at: Wird im Digitalbereich demnächst die Problematik von Paid-Content thematisiert werden?
Dasch: Zum Konzept einer täglichen Zeitung mit dem Anspruch auf qualitativen Journalismus gehört das Erarbeiten von Vertriebserlösmodellen dazu. Wir beschäftigen uns, wie viele andere Medienhäuser, intensiv damit.
leadersnet.at: Die Blattlinie der SN wird durchgehend als unabhängig und christlich-liberal wahrgenommen. Gibt es im Zuge der dynamischen Entwicklung der Gesellschaft Ansätze einer Erosion der althergebrachten Grundsätze?
Dasch: Die Grundsätze und Grundwerte unseres Hauses stellen für mich die Basis unseres Schaffens dar.
leadersnet.at: Wie sehen Sie die Zukunft des Journalismus vor dem Hintergrund der Ausweitung des Digitalgeschäfts?
Dasch: Wir sehen, dass unsere Leserzahlen sowohl im Print als auch digital stabil sind - guter Journalismus also weiterhin angenommen wird und auch eine große Masse anspricht. Bei Onlinemedien beobachte ich nur folgendes: Durch permanente Analysesysteme und live Statistiken über Artikelaufrufe orientieren sich Medien oftmals an Massephänomenen und nicht an der Relevanz aktueller Ereignisse. Hier sollte man sich wieder stärker am gedruckten Werk anlehnen. Auch wenn man dadurch Reichweite einbüßt. Besser das, als die eigene Glaubwürdigkeit.
leadersnet.at: In Schweden gab es neulich eine Premiere: Mit Dagens ETC gab es die erste Tageszeitungsgründung seit 30 Jahren. Sind die Rahmenbedingungen für Printprodukte dort besser als hierzulande?
Dasch: Der Wettbewerb am Leser und Werbemarkt ist in der Kommunikationsbranche heutzutage so groß wie nie. Die Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer herausfordernd und komplex. Ich denke nicht, dass Schweden hier eine andere Stellung einnimmt - auch dort wird man sich der starken Dynamik in unserem Metier nicht verschließen können.
leadersnet.at: Sind derzeit auch die Themen "Gratisblätter" sowie Presseförderung für die Geschäftsführung ein Thema?
Dasch: Das Thema Presseförderung wird seitens des Verbandes Österreichsicher Zeitungen behandelt und diskutiert - hier versuchen wir natürlich unseren Input für eine gemeinschaftliche Vorgehensweise beizusteuern. Die 1979 gegründete Gratiszeitung "Salzburger Fenster" ist seit 1998 eine 100%ige Tochter der "Salzburger Nachrichten" - also auch in der Thematik ein immer währender Begleiter.
leadersnet.at: Konnten die Abo-Zahlen in einer stabilen Entwicklung gehalten werden? Wie entwickeln sich die Konzernzahlen?
Dasch: Unsere Abonnentenzahlen sind dem Markt verlaufend recht stabil. Die Konzernzahlen entwickeln sich der Komplexität der Marktentwicklung entsprechend, welche sich in Teilbereichen als sehr positiv darstellt.
leadersnet.at: Was steht bei den SN 2014 auf der Agenda?
Dasch: Wir werden uns in diesem Jahr der Weiterentwicklung unserer digitalen Zeitungsstrategie und Paid Content widmen und gleichzeitig in die Qualität unseres Printprodukts investieren. Dazu ist ein umfassender Relaunch im zweiten Quartal geplant.
leadersnet.at: Wie fühlt es sich an, als Enkel des gleichnamigen Zeitungsmitgründers leitend für das Blatt tätig zu sein? Überwiegt die Ehrfurcht vor dem Erbe oder die Freude an den gestalterischen Möglichkeiten?
Dasch: Ich kann mich mit unserem Haus gänzlich identifizieren und empfinde es als große Ehre, in einem Betrieb gestalterisch tätig zu sein, der sich in der Grundaufgabe einer unabhängigen Berichterstattung und demokratischen Stütze verschreibt.
www.salzburg.com