"Der Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung dürfte überwunden sein: Die heimische Konjunktur könnte sich 2025 stabilisieren", erklärte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, anlässlich der Pressekonferenz zu deren Geschäftsbericht am Dienstag (25. März) in Wien. Dabei wurde auch die OeNB-Interimsprognose für die kommenden zwei Jahre präsentiert. Laut dieser soll eine merkliche Erholung allerdings erst im zweiten Halbjahr einsetzen. Im Gesamtjahr 2025 werde die österreichische Wirtschaft infolge des schlechten Startwertes noch stagnieren. 2026 und 2027 werde die Erholung sichtbarer.
Allerdings habe die österreichische Wirtschaft eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen, so die Finanzexpert:innen. Erstens werde das Budgetdefizit 2025 trotz Konsolidierung mit 3,8 Prozent des BIP über der Maastricht-Grenze von drei Prozent liegen. Zweitens verhinderten gestiegene Haushaltsenergiepreise einen weiteren Rückgang der Inflation. Drittens gehen von etwaigen Trump-Zöllen weitere Risiken auf Wachstum und Inflation aus. Das deutsche Konjunkturpaket könnte hingegen positive Wachstumseffekte haben.
Wirtschaftliche Schwächephase nimmt ein Ende
Doch zunächst zum Positiven. Nach zweieinhalb Jahren mit sinkender Wirtschaftsleistung nehmen die wirtschaftlichen Bremsfaktoren der OeNB zufolge bereits 2025 ab. Die Inflation soll sich bei 2,9 Prozent stabilisieren und sinkende Zinsen reduzieren die Finanzierungskosten. Damit nehme der Kostendruck auf Unternehmen und private Haushalte ab. Dies spiegle sich in steigenden Vertrauenswerten von Industrie und Konsument:innen zu Jahresbeginn wider. Dazu würden verbesserte Wachstumsaussichten auf wichtigen Absatzmärkten wie Deutschland maßgeblich beitragen. Laut OeNB-Interimsprognose kehrt Österreich zur Jahresmitte wieder auf einen Wachstumspfad zurück. Im Gesamtjahr 2025 werde die österreichische Wirtschaft infolge des schlechten Startwertes noch stagnieren (-0,1 Prozent). 2026 und 2027 wird mit Wachstumsraten von jeweils 1,2 Prozent gerechnet.
Inflation stabilisiert sich
Der deutliche Inflationsrückgang im Laufe des Jahres 2024 wurde im Jänner 2025 abrupt gestoppt. Zu Jahresbeginn stieg die Inflationsrate um 1,3 Prozentpunkte auf fast 3,5 Prozent. Besonders deutlich war der Anstieg der Energieinflation. Das Auslaufen staatlicher Unterstützungsmaßnahmen im Energiebereich (z. B.: Strompreisbremse), die Erhöhung der Netzkosten für Strom und Gas sowie der Anstieg des CO₂-Preises erhöhten Preise für Haushalts-Energie merklich. So ist etwa der Preis für Strom im Jänner um 45 Prozent gestiegen.
Die Energieinflation und die weiterhin überdurchschnittliche Dienstleistungsinflation dürften sich laut der Prognose nur langsam zurückbilden. Deshalb erwartet die OeNB eine harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI)-Inflationsrate für 2025 von 2,9 Prozent. Erst 2026 sollen Energie- und Dienstleistungsinflation merklich sinken, sodass die HVPI-Inflation 2026 2,3 Prozent betragen wird. 2027 werde sie sich mit 2,1 Prozent dem Zielwert des Eurosystems von zwei Prozent annähern, so die Nationalbank.
Budgetkonsolidierung unter herausfordernden Bedingungen
In Sachen Budget erwartet die OeNB für heuer nur eine geringfügige Verbesserung des Defizits auf 3,8 Prozent des BIP. Damit wird die Maastricht-Grenze von drei Prozent überschritten, die zur Vermeidung eines Defizitverfahrens eingehalten werden muss. Die Expert:innen schätzen das Konsolidierungsvolumen 2025 durch das Paket der neuen Bundesregierung auf ca. vier Milliarden Euro. Durch die schwache Wirtschaftsentwicklung werde die Budgetkonsolidierung jedoch erschwert, da diese das Wachstum der Steuereinnahmen dämpfe und die Ausgaben im Arbeitsmarktbudget erhöhe. 2026 und 2027 werden weitere Konsolidierungsmaßnahmen wirksam. Zudem soll das Wirtschaftswachstum in diesen Jahren wieder einen positiven Beitrag leisten. Deshalb werde das Budgetdefizit 2027 mit 3,1 Prozent nur noch knapp über der Maastricht-Grenze liegen.
Revisionen und Risiken
Abschließend zum negativsten Aspekt der am Dienstag vorgelegten Zahlen: Im Vergleich zur Dezember-Prognose der OeNB hat sich der Ausblick auf die Jahre 2025 bis 2027 deutlich verschlechtert. Das Wirtschaftswachstum für 2025 wird nun um 0,9 Prozentpunkte geringer angenommen, die Inflation um 0,5 Prozentpunkte höher geschätzt. Grund dafür sei vor allem die wesentlich schlechtere Ausgangslage, die sich anhand der inzwischen realisierten Werte für 2024 und Anfang 2025 ergibt. Das Konsolidierungspaket der Bundesregierung trage demnach etwa 0,2 Prozentpunkte zur Revision des Wachstums bei. Gleichzeitig verweisen die Nationalbankexpert:innen darauf, dass die Prognoserisiken groß seien: Etwaige US-Zölle und Gegenzölle würden das Wachstum verringern und die Inflation erhöhen.
"Mögliche zusätzliche Konsolidierungsanstrengungen verbessern zwar den Budgetsaldo, haben aber negative Effekte auf das Wachstum. Hingegen würden vermehrte Infrastrukturausgaben Deutschlands auch Österreichs Wachstum ankurbeln", so die Oesterreichische Nationalbank abschließend.
www.oenb.at
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