Es sind herausfordernde Zeiten für Österreichs Wirtschaft: Die Geschäftslage der Unternehmen verharrt seit drei Jahren auf konstant niedrigem Niveau, die Umsätze stagnieren, und immer weniger Betrieben gelingt es, am Jahresende Gewinne zu erzielen. Dies geht aus der aktuellen KSV1870 Austrian-Business-Check-Umfrage hervor. Aber die Unternehmen wissen offenbar, wo es anzusetzen gilt, um die Negativspirale zu durchbrechen.
Weg mit dem "Bürokratie-Overload"
Im Rahmen der aktuellen Umfrage haben die Unternehmen ihre Forderungen an die zukünftigen politischen Entscheidungsträger:innen des Landes klar formuliert (siehe Infobox). Ganz oben auf der Agenda steht die Senkung der Lohnnebenkosten, die von rund einem Drittel der Befragten als zentraler Faktor eingestuft wurde. Ebenso deutlich war der Ruf nach einem umfassenden Bürokratieabbau, wobei dieser insbesondere für die Klein- und Mittelbetriebe ein wettbewerbsrelevanter Aspekt ist. Besonders laut war der Ruf aus dem Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleister. Im Jahr 2022 gab es in Österreich mehr als 600.000 KMU, das sind 99 Prozent aller Betriebe. Für sie bedeutet der "Bürokratie-Overload" nicht nur eine massive administrative Belastung, sondern sorgt auch für fehlende Ressourcen im Kerngeschäft. Denn viele Betriebe verfügen nicht über die Mittel, eigene Mitarbeiter für organisatorische und rechtliche Tätigkeiten einzustellen – das geht stets zulasten der Geschäftsentwicklung.
"Eine überbordende Bürokratie kann insbesondere für KMU sehr schnell zum Totengräber werden", so Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, und ergänzt: "In Zeiten ausufernder Regulatorik muss der Fokus auf den Bürokratieabbau gerichtet werden. Nur so werden in der aktuellen Wirtschaftslage Ressourcen frei, die für mehr Handlungsspielraum in den Betrieben sorgen."
"Arbeit muss sich wieder lohnen"
Weiterhin im Mittelpunkt steht die langjährige Forderung nach Steuerentlastungen, die unter anderem dafür sorgen sollen, dass heimische Betriebe auch im internationalen Wettbewerb besser reüssieren. Neu unter den wichtigsten Faktoren ist der Wunsch nach einer Reform des Arbeitslosengeldes. Unter dem Motto "Arbeit muss sich wieder lohnen" erachten es viele Unternehmen als unausweichlich, die derzeitige Regelung neu zu denken. Darüber hinaus werden sowohl die Senkung der Energiekosten als auch eine gezielte KMU-Unterstützung häufig genannt. Als dringlich wird seitens der Betriebe zudem eine umfassende Bildungsreform mit einem praxisorientierten Fokus eingestuft. Vybiral dazu: "Viele Unternehmensvertreter berichten uns, dass sich die schulische Ausbildung nach wie vor zu wenig an den Anforderungen einer modernen Wirtschaft orientiert. Der Arbeitskräftemangel verschärft die Lage zusätzlich. Im Bereich der Bildung braucht es neue Konzepte und Ansätze, um den aktuellen Entwicklungen zu begegnen. Das Thema ist essenziell, damit die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben und auf ausreichend Expert:innen zurückgreifen können, um Aufträge bearbeiten zu können."
Wirtschaft: so sieht es aktuell aus
Weite Teile der heimischen Wirtschaft haben nach wie vor mit einer schwierigen Finanzlage zu kämpfen. Lediglich 48 Prozent der Unternehmen sehen ihre Geschäftslage positiv und bewerten diese mit "sehr gut" oder "gut". Hinzu kommt, dass nur 32 Prozent von einer im Vergleich zum Vorjahr steigenden Umsatzentwicklung berichten. Zwei Drittel sprechen von gleichbleibenden oder gar rückläufigen Umsätzen. Angesichts dieser anhaltend negativen Entwicklung brauche es Rahmenbedingungen, die es den Unternehmen ermöglichen, wieder positiv zu wirtschaften. "Für die Betriebe ist eine rasche Regierungsbildung maßgeblich, damit zentrale, systemische Schwachstellen rasch behoben werden. Monatelanger Stillstand wäre in der aktuellen Phase Gift für die Unternehmen", so Ricardo-José Vybiral abschließend.
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