Kaspersky Umfrage & Praxistest
Darum sollten Sie keine Business-Telefonate im Zug führen

| Larissa Bilovits 
| 19.09.2024

Wie eine Umfrage zeigte, sind Österreichs Geschäftsreisende begeisterte Voyeur:innen. Gespräche im Zug werden ungeniert belauscht, und wenn es sich anbietet, fällt auch schon einmal ein Blick auf fremde Bildschirme. Erschreckend viele würden die aufgeschnappten Informationen gar an die Konkurrenz verkaufen.

Kurz ein Business-Telefonat im Zug führen, eine Präsentation fertigstellen oder mit mitreisenden Geschäftspartner:innen plaudern. Sachen, die wahrscheinlich jede:r, der regelmäßig mit der Bahn fährt – etwa als Pendler:in – schon gemacht hat. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Eine aktuelle Umfrage der IT-Security-Firma Kaspersky zeigt nämlich, dass gut zwei Drittel der Geschäftsreisenden in Österreich während der Zugfahrt gerne Gespräche von anderen Reisenden mithören oder auf die Bildschirme von Sitznachbar:innen schauen. Beunruhigend ist vor allem, dass einige die aufgeschnappten Infos sogar weitergeben würden.

Unabhängiger Tester in den Zügen unterwegs

Um zu testen, wie oft sich tatsächlich Gelegenheiten zum Belauschen oder dergleichen ergeben, schickte Kaspersky Stephan Schilling, einen unabhängigen Tester, drei Tage lang mit dem Zug quer durch Österreich. Dabei offenbarte sich eine erschreckend hohe, potenzielle Verwundbarkeit von Unternehmen: Ohne großen Aufwand konnte der Tester an diesen drei Tagen 465 einsehbare oder mitzuhörende Informationen erhaschen – darunter etwa Namen und Unternehmen von Geschäftsleuten oder von deren Kolleg:innen, Kund:innen und Partner:innen. Den Großteil davon, nämlich 295, in den Zügen selbst, aber auch in 170 Fällen an den Lounges an Bahnhöfen.

Das Land der Spechtler und Lauscher

Im Rahmen der zugehörigen Befragung gaben 28 Prozent an, dass sie schon einmal ein vertraulich klingendes Telefongespräch im Zug mitgehört haben. Zudem gestand fast ein Fünftel der Umfrageteilnehmer:innen, schon einmal einen Blick auf Bildschirme von Mitreisenden erhascht und darauf vertrauliche Texte oder Präsentationen studiert zu haben. Rund ein Viertel konnte bei Telefonaten oder auf den Bildschirmen konkrete Namen von Unternehmen identifizieren, 18 Prozent sogar die Namen der jeweiligen Reisenden oder deren Kund:innen.

Auch in Deutschland zeigt sich hier ein ähnliches Bild: Hier spechteln 19 Prozent auf fremde Bildschirme, 31 Prozent spitzen die Ohren und 22 Prozent konnten im Zuge dessen bereits konkrete Namen identifizieren.

Schockierend ist, dass einige der Reisenden aus Österreich (aber auch aus Deutschland) diese Informationen nicht für sich behalten würden: Laut der Umfrage würden 14 Prozent der Österreicher:innen die heimlich erhaschten Infos an Kolleg:innen oder das eigene Management weitergeben und zehn Prozent könnten sich sogar vorstellen, die sensiblen Daten an Interessenten, wie etwa Konkurrenzunternehmen, zu verkaufen.

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