Die Geschäftsführer der Raiffeisen KAG, Hannes Cizek, Dieter Aigner und Michal Kustra, präsentierten am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz die Marktdaten zum ersten Halbjahr 2024. Dabei gaben die Finanzexperten auch allgemeine Einschätzungen über die Kapitalmärkte ab. Diese zeigten sich zwar robust und haben sich nach einer zwischenzeitlichen Konsolidierung wieder erholt, dürften jedoch volatil bleiben.
Doch zunächst zur Bilanz der Raiffeisen KAG. Per Ende Juni lagen die Assets under Management der Fondsgesellschaft laut eigenen Angaben bei 44,4 Milliarden Euro (+7,8 Prozent im 12-Monatsvergleich) und hielten somit den globalen geopolitischen Risiken stand. Insbesondere das institutionelle Kundengeschäft sei im 12-Monatsvergleich stark gewachsen (+10,1 Prozent). Aber auch das Geschäft mit Privatanleger:innen (+7,3 Prozent) konnte weiter zulegen. Investmentschwerpunkte bildeten dabei die Themen Megatrends, Infrastruktur und künstliche Intelligenz (KI). "Diese sehr erfreuliche Entwicklung zeigt, dass Investmentfonds auch in einem Umfeld multipler Herausforderungen reüssieren können. Sehr gute Kundenbindungen, starke Investment-Stories bei den Produkten und ein verantwortungsvoller Investmentprozess, der international Maßstäbe setzt, haben diesen Erfolg ermöglicht", so CEO Hannes Cizek. In der RRBI-Gruppe seien die "Assets under Management" sogar auf 61 Milliarden Euro gestiegen.
Kapitalmärkte trotzen geopolitischen Risiken
Beflügelt durch die KI-Technologie, sinkende Inflation und einer moderat positiven Konjunkturdynamik hätten die Aktienmärkte heuer trotz hoher geopolitischer Risiken erstaunlich gut performt, so die Experten. Die Eintrübung der Wirtschaftsdaten habe dabei lange Zeit mit dem Ausblick auf Zinssenkungen durch die Notenbanken kompensiert werden können. Eine vorübergehende Konsolidierung am Aktienmarkt erfolgte Anfang August – ausgelöst vom Absturz des Nikkei und von Rezessionsängsten (LEADERSNET berichtete). Inzwischen haben sich die Märkte aber wieder erholt. Mit Blick auf die ungewisse Entwicklung der Weltkonjunktur sowie der kommenden US-Wahl sei mit weiterhin erhöhter Volatilität zu rechnen.
Solides Wachstum und Stabilität bei Fondssparplänen
Mit 36,3 Prozent Marktanteil ist Raiffeisen Capital Management laut eigenen Angaben Marktführer bei verantwortungsvollem Investieren in Österreich. Erst vor wenigen Wochen hat die deutsche Ratingagentur Scope Raiffeisen Capital Management das "AAA-ESG Capability Rating" zum dritten Mal in Folge bestätigt. "Uns ist wichtig, dass wir bei unserem verantwortungsvollen Investmentprozess neue Denkansätze zulassen. Wir haben keine Zeit zu verlieren und müssen die Transformation weiterbringen. Und das tun wir nur, indem wir diese unterstützen und nicht, indem wir Unternehmen ausschließen, weil sie noch nicht am Ende der Transformation angelangt sind", so Geschäftsführer und Chief Sustainable Investment Officer Dieter Aigner. Der Wachstumstrend bei verantwortungsvollem Investieren sei – auch den politischen Vorgaben für institutionelle Investoren geschuldet – ungebrochen. Seit 2019 ist das Volumen an ESG ausgerichteten Investments von Raiffeisen Capital Management von 6,5 Milliarden Euro auf 24,4 Milliarden Euro (Juni 2024) gestiegen.
Eine zentrale Rolle für die Geschäftsentwicklung spiele aufgrund der monatlich stabilen Zuflüsse das Fondssparen. "In den ersten sechs Monaten des Jahres hat sich die Zahl der Fondssparpläne zwar leicht zurückentwickelt (-0,4 Prozent), wir sprechen hier aber von einem sehr hohen Niveau, nämlich von fast 400.000 Fondssparplänen", so Cizek. Die durchschnittliche monatliche Ansparsumme sei im Vergleich zum selben Zeitraum, im Grunde genommen, unverändert und beträgt per Juni 2024 140 Euro (2023: 146 Euro). "Wir führen diese Entwicklung in erster Linie auf die hohe Preissteigerung der letzten Jahre zurück – Fondssparen ist eben ein sehr flexibles Instrument der Anlage, das sich sehr unkompliziert an die persönlichen Möglichkeiten anpassen lässt", so Cizek.
Nachhaltigkeitsthemen international am Vormarsch
Im internationalen Geschäft punkte man vor allem mit der hohen Glaubwürdigkeit bei verantwortungsvollem Investment. Das sei auch in CEE, der Region Zentral- und Osteuropa, so, sagt Michal Kustra, der innerhalb der Geschäftsführung für diesen Markt verantwortlich zeichnet. "Raiffeisen Capital Management hat in CEE eine Pionier-Rolle beim verantwortungsvollen Investieren. Wir freuen uns, dass wir heuer beispielsweise in Albanien den ersten ESG-Fonds des Landes lancieren konnten", so Michal Kustra. "Auch wenn der Markt vergleichsweise klein ist, ist es doch wichtig, 'First Mover' zu sein. Das verschafft uns einen Startvorteil für die Zukunft", so Kustra. Raiffeisen Capital Management fungiert auch als Fondskompetenz-Center CEE der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Auch bei den lokalen Asset Management Gesellschaften (LAMCs) der Netzwerkbanken finde starkes Wachstum statt, so Kustra. So hätten die Volumen dieser Fondsgesellschaften, gemeinsam mit den Pensionsfonds der Netzwerkbanken, in den letzten fünf Jahren um rund 36,1 Prozent zugelegt. "Zu einem richtigen Trend hat sich das Fondssparen in CEE entwickelt", so Kustra. Hier habe sich die Anzahl der Fondssparpläne von rund 117.500 Stück im Jahr 2019 auf knapp 380.000 mehr als verdreifacht.
Innovatives Asset Management
"Unter den aktuellen sehr großen ökologischen, politischen und sozialen Herausforderungen ist die dynamische Weiterentwicklung von Nachhaltigkeit ein absolutes Muss", zeigt sich Dieter Aigner überzeugt. Wären vor rund zehn Jahren noch Scores & Zertifizierungen als normative Kriterien tonangebend beim nachhaltigen Investieren gewesen, sei es heute essenziell, vor allem qualitative Beurteilungen zu treffen. Ausschlüsse hätten auf Basis holistischer Betrachtungen nach wie vor ihre Berechtigung, aber es gehe jetzt mehr denn je auch darum, das große Ganze zu sehen, eine globale Sichtweise beim Investieren einzunehmen. Das schließe auch Lieferketten mit ein. ESG habe sich inzwischen zu einer strategischen Positionierung von Unternehmen und Investor:innen entwickelt. Das sei wichtig und gehe in die richtige Richtung, so Aigner.
Am Beispiel Infrastruktur lasse sich die Komplexität verantwortungsvollen Investierens gut darstellen. Als Megatrend sei die Infrastruktur laufend von Neuerungen, Anpassungen und Veränderungen geprägt. Für Investor:innen gehe es darum, Investmentchancen zu erkennen. Das erfordere nicht nur eine tiefgreifende Analyse, sondern auch die Bereitschaft, unangenehme Antworten zu akzeptieren und den Mut, daraus Second-Best-Lösungen und Best-in-Class-Ansätze abzuleiten. Als Investor:in sei man aber auch von politischen Entscheidungen abhängig. Aigner dazu: "Die Politik muss die Rahmenbedingungen für die Transformation schaffen, damit Unternehmen Planungssicherheit haben." Bei der Infrastruktur gehe es beispielsweise darum, die Bereitstellung von Netzen sicherzustellen und Monopolstellungen von Anbietern zu vermeiden. Sich nur aufs Ausschließen zu fokussieren, bringe die Gesellschaft nicht weiter.
Verändertes Anlageverhalten
Aber nicht nur Fondsgesellschaften und Unternehmen seien einem dynamischen Wandel unterworfen. Auch die Ansprüche und Wünsche der Anleger:innen veränderten sich mit diesem Wandel. Hannes Cizek merkt dazu an: "Investor:innen sind heute viel offener dafür, auch in alternative Investments zu investieren." Demnach werden Private Markets für institutionelle Kunden und auch im Private Banking zunehmend wichtiger. "Diese Entwicklung wollen wir für uns nutzen und mit einer Dachfondslösung Kund:innen ein komplementäres Fondsangebot bereitstellen", so der CEO. Thematisch würde beim ersten Produkt dieser Serie das Thema Infrastruktur im Fokus stehen. Die Perspektive für diese innovative Produktlösung sei dem Experten zufolge sehr gut, da die Investitionslücke in den privaten Marktsegmenten zunehme, was zusätzliche private Investitionen in großem Umfang erfordere. Dachfondskonstruktionen würden sich am besten für institutionelle Kunden eignen, da sie Zugang zu erstklassigen Fonds und eine breite Diversifizierung böten, so Cizek.
Digitalisierung schreitet voran
Laut eigenen Angaben will das Unternehmen auch digitale Serviceangebote für Kund:innen weiter ausbauen. "Im Mittelpunkt steht dabei die friktionsfreie Customer Journey bis hin zum Fondskauf", so Cizek. So sei es nun auch möglich, über die "Mein-Elba-App" Fondssparpläne abzuschließen. Auch auf der Website führe ein "Kauf-Button" direkt bei den Fondslisten zum Raiffeisen-Depot, wo die gewünschten Fondsanteile erworben werden könnten. Für Institutionelle Investoren und die Kund:innen der Raiffeisen Vermögensverwaltung gibt es zudem neue Login-Bereiche. Insbesondere hier seien noch weitere digitale Tools in Hinblick auf Beratung und Kaufabschluss geplant.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass es sich bei allen genannten Angaben um eine Momentaufnahme handelt und sie weder ein Angebot, eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung noch eine Anlageanalyse darstellen.
LEADERSNET war bei der Präsentation. Fotos sehen Sie in der Galerie.
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