Bauträger und Bausozialpartner
Neue Allianz will der Baubranche unter die Arme greifen

| Redaktion 
| 04.07.2024

Die gewerblichen und gemeinnützigen Bauträger präsentierten gemeinsam mit den Bausozialpartnern Lösungsmöglichkeiten für die Branche. Das Wohnbaupaket der Bundesregierung wurde ausdrücklich begrüßt, doch die Umsetzung gehe nur schleppend voran.

Die Lage in der Baubranche wird immer dramatischer. Das würde nach einem historischen Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft verlangen. Vor diesem Hintergrund haben vor einigen Tagen zum ersten Mal Vertreter der gewerblichen und gemeinnützigen Bauträger gemeinsam über die aktuelle Situation berichtet und der Politik ein Angebot gemacht, das Lösungen für die Lebensräume der Zukunft enthalten soll. Unterstützt wurden sie von den Bausozialpartnern.

Bei einer Pressekonferenz im Presseclub Concordia wurden diese Lösungsmöglichkeiten von VÖPE-Präsident Andreas Köttl, Klaus Baringer, Verbandsobmann der GBV, Peter Krammer, Obmann des Fachverbands der Bauindustrie und Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz präsentiert.

Dramatische Situation

Die aktuelle Situation in der Branche sei laut den Experten dramatisch. Stark gestiegene Bodenpreise, hohe Baupreise und gestiegene Kapitalmarktzinsen bremsen die Immobilien- und Bauwirtschaft. Wurden laut Statistik Austria 2019 vor Corona noch rund 85.000 Baugenehmigungen erteilt, so war für 2023 ein Rückgang auf nur mehr rund 47.000 Genehmigungen zu beobachten. Dazu würde kommen, dass viele genehmigte Bauprojekte zurzeit "on-hold" sind und nicht begonnen werden.
Bei den gemeinnützigen Wohnbauträgern sieht es ähnlich aus. Wurden 2023 noch 14.900 Wohnungen fertiggestellt, so werden 2024 14.100 Fertigstellungen erwartet. 2025 dann eine Bauleistung von nur mehr 10.000 bis 11.000 Wohnungen.

Laut den Experten sei das Wohnbaupaket der Bundesregierung von 2,2 Milliarden Euro zu begrüßen, die Umsetzung ginge allerdings nur schleppend voran. Was es jetzt brauche, wäre ein koordiniertes und abgestimmtes Vorgehen, eine starke Allianz aus Politik und Wirtschaft.

Appell an Politik

"Oft wird unterschätzt, was für eine Vorlaufzeit wir bei den Projekten haben. Jede Wohnung, die heute nicht geplant wird, wird uns in drei bis fünf Jahren fehlen. Wesentlich für unser Arbeiten sind die Beschleunigung von Verfahren, eine Reduktion von Bürokratie und die Attraktivierung von klimagerechtem Bauen und Sanieren. Dabei ist es unerheblich, welche Rechtsform ein Bauträger aufweist. Denn zeitgemäße Entwicklungsprojekte, wie nachhaltige Quartiere, entstehen aus der Kooperation zwischen gemeinnützigen und gewerblichen Entwicklern und der öffentlichen Hand", appellierte VÖPE-Präsident Andreas Köttl an die Politik, dass diese handeln müsse, damit die Menschen morgen wohnen könnten.

Die Bundespolitik soll Verantwortung übernehmen, lautete der Tenor. Der letzte Minister, der das Portfolio "Bauten" im Titel trug, war Heinrich Übleis in der Bundesregierung Vranitzky I bis 1987. "Seither wird der Wohnbau im Bund stiefmütterlich behandelt und niemand fühlt sich letztverantwortlich. Aus unserer Sicht fehlt es an zwei wesentlichen Elementen: der Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen in Wohnbau und Stadtentwicklung sowie der Vermittlung und Koordination zwischen der europäischen und nationalen Ebene. Wir stehen mit unserer Expertise gerne bereit, bei der Umsetzung mitzuwirken", so Köttl.

"Historischer Schulterschluss"

Was es jetzt braucht, ist ein historischer Schulterschluss. Eine Allianz aus Politik und Wirtschaft soll nun gemeinsam der Baubranche unter die Arme greifen und den Wohnbau ankurbeln. "Wir schlagen eine Allianz vor, in der Bund, Länder und Kommunen vertreten sind und auf Augenhöhe mit allen Branchenverbänden, Vorschläge und Maßnahmen erarbeiten. In Deutschland ist etwas Vergleichbares bereits eingerichtet und nennt sich 'Bündnis für bezahlbaren Wohnraum'", sagt GBV-Verbandsobmann Klaus Baringer.

Nur ein koordiniertes und abgestimmtes Vorgehen, eine starke Allianz aus Politik und Wirtschaft gewährleiste es, die Bau- und Immobilienbranche zu stärken und so bezahlbaren Wohnraum in Österreich zu schaffen, so die Experten.

www.voepe.at

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