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Society-Fotograf Tischler im Interview über Preisdruck, die Wertschätzung des Handwerks und skurrile Situationen im Job.
Ob Starporträts, internationale Promis am Opernball oder das Who is Who der Wiener Szene. Alle hatte Pressefotograf Andreas Tischler schon vor der Linse. Wie er trotz oft schwieriger Verhältnisse Stars und Sternchen vorteilhaft ablichtet, bei welchen Events er nicht fotografieren möchte und warum er gerne Privatfotograf des US-Präsidenten wäre, erzählt Tischler im leadersnet.at-Interview.
leadersnet.at: Sie gelten als der Society und Eventfotograf in Österreich. Wie haben Sie sich diesen exzellenten Ruf aufgebaut?
Tischler: Wenn Sie sagen, dass mein Ruf exzellent ist, freut mich das, ich selbst kann das nicht beurteilen, ich mache nur meinen Job wie ich es für richtig halte. Und das heißt: mit viel Ehrgeiz und Ausdauer mir selbst gegenüber, extremer Konsequenz die Arbeitsweise betreffend, Verlässlichkeit meinen Kunden gegenüber und aufbauend auf Vertrauen gegenüber meinen Motiven.
leadersnet.at: Sie fotografieren mehrmals wöchentlich auf verschiedensten Events. Können Sie sich vorstellen, dass Sie das auch noch mit 60 Jahren machen oder anders gefragt, haben Sie die Nase von Veranstaltungen noch nicht voll?
Tischler: Natürlich wird auch das mit der Zeit zur Routine. Routine hat aber auch etwas Positives: die Arbeit fällt mir heute viel leichter als früher, weil ich mehr oder weniger weiß, wie der Hase läuft, die Leute und deren Eigenheiten kenne, die Redakteure und deren Sonderwünsche usw. – all das ist jahrelange Erfahrung, und durch dieses Wissen, ist es heute leichter und somit macht die Arbeit heute in gewisser Weise sogar mehr Spaß als früher. Ob ich es mit 60 auch noch mache? Nein, sicher nicht, weil es das in dieser Form dann nicht mehr geben wird.
leadersnet.at: Spüren Sie durch die steigende Konkurrenz im Eventfotografie-Bereich auch einen steigenden Preisdruck?
Tischler: Wo genau sehen Sie steigende Konkurrenz? Ich sehe weit und breit keine ernstzunehmende (neue) Konkurrenz, weil es den meisten (jungen) Menschen an den einfachsten Dingen mangelt, die mit Fotografie an sich noch gar nichts zu tun haben. Dinge, die man mit günstigen Preisen nicht ausgleichen kann, denn was hilft es, wenn das Honorar einen Bruchteil ausmacht, aber die Bilder zu spät oder in schlechter Qualität oder mit den falschen Motiven geliefert werden? Die einzigen Konkurrenten die ich als solche definieren könnte - ich bevorzuge aber eher den Ausdruck Kollegen - sind die, die schon vor mir am Markt waren.
leadersnet.at: Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei Ihnen aus?
Tischler: Ich bin von 9 Uhr bis 15 Uhr im Büro. Danach schlafe ich circa eine Stunde, bevor es ab 17 Uhr mit den Terminen losgeht. Je nach Dauer der Termine und der anschließenden Bildbearbeitung bin ich nicht selten bis 3 oder 4 Uhr auf. Jeder Tag beinhaltet rund zwei Stunden beziehungsweise 130 Kilometer pendeln, da ich nicht in Wien wohne.
leadersnet.at: Mit Ende letzten Jahres wurde das Fotogewerbe liberalisiert. Geht die Liberalisierung weit genug, oder wäre mehr drinnen gewesen?
Tischler: Ich habe meine eigene Meinung zu dieser ganzen Thematik und wenn ich länger als zwei Atemzüge darüber nachdenke, wie manches in diesem Land läuft, treibt es mir die Zornesröte ins Gesicht, daher werde ich nicht weiter drauf eingehen. Nur soviel: Hut ab vor dieser Handvoll engagierter Kollegen, die diese Sache in die Hand genommen und äußerst erfolgreich umgesetzt hat.
leadersnet.at: Gibt es Veranstaltungen, die Sie nicht fotografieren würden bzw. Aufträge, die Sie aus politischen oder ethischen Gründen nicht annehmen?
Tischler: Ja, massenhaft und aus verschiedensten Gründen.
leadersnet.at: Auf ihrer Homepage schreiben Sie ja, dass das Aufkommen der Digitalfotografie mitentscheidend dafür war, dass Sie Fotograf geworden sind. Glauben Sie, Sie hätten den Beruf auch ergriffen, wenn Sie 20 Jahre früher geboren wären und mit analogem Equipment arbeiten hätten müssen?
Tischler: Kann ich mir aus heutiger Sicht schwer vorstellen, aber ich hätte auch nicht gedacht, dass ich als Fotograf enden werde, egal ob digital oder nicht. Aus heutiger Sicht wäre analog jedenfalls nichts für mich.
leadersnet.at: Würden Sie, angesichts der massiven Konkurrenz am Markt, auch heute wieder den gleichen Berufsweg einschlagen?
Tischler: Würde ich heute definitiv nicht machen, aber sicher nicht wegen der Konkurrenz sondern wegen vieler anderer Faktoren, die den Einstieg heute sehr schwer machen. Deswegen gibt’s ja kaum Konkurrenz: weil es heute einfach schwierig geworden ist. Aber nicht aus so oberflächlichen Gründen wir Preisdruck.
leadersnet.at: Wer war Ihr bisheriges Lieblingsmotiv vor der Linse, was war die skurrilste Situation bei einem Event?
Tischler: Skurrile Situationen hab ich in meinem Job schon so viele erlebt, dass ich eigentlich keine herausgreifen kann, irgendwann wundert man sich über gar nichts mehr. Wer mein bisheriges Lieblingsmotiv war, kann ich schwer beurteilen, ich bringe seit geraumer Zeit jedem Menschen den nötigen Respekt entgegen wenn ich ihn fotografiere, sei es bei einem Partyfoto oder ein Staatspräsident. Lieblingsmotive, die mich auch persönlich zutiefst beeindrucken würden, waren mir bisher aber noch kaum vergönnt: Ich würde alles geben, um einmal Messi, Barack Obama oder bestimmte Menschen der Zeitgeschichte vor der Linse zu haben. Und zwar nicht irgendwie mit Tele über 100 Meter, sondern so wie ich es bei meiner Gesellschaftsfotografie gewohnt bin: "Aug in Aug" mit ein wenig Smalltalk und möglichst exklusiv backstage. Mein Traumjob wäre übrigens Privatfotograf des US-Präsidenten oder eines Sportteams wie des FC Barcelona.
leadersnet.at: Schaffen Sie es, dass jeder auf Ihren Fotos gut aussieht, oder gibt es tatsächlich so unfotogene Menschen, denen einfach nicht zu helfen ist?
Tischler: Das liegt immer im Auge des Betrachters. Viele Leute sagen mir, dass sie auf meinen Fotos immer so gut aussehen und fragen mich wie ich das mache. Ganz ehrlich: Ich hab keine Ahnung wovon die reden, ich mach einfach nur ein Foto, so wie ich es für richtig halte. Wahrscheinlich sagen sie das aber ohnedies auch zu den Kollegen. Wenn es hart auf hart geht muss ich leider sagen: Ich bin Fotograf und kein Zauberer, die Kamera nimmt nur auf, was sie sieht und das ist Reality im Moment des Auslösens. Aber als guter Fotograf kann man gewisse Situationen natürlich zugunsten des Motivs beeinflussen.
leadersnet.at: Hat durch die immer besser und gleichzeitig günstig werdende Technik in der Fotografie und die damit verbundene Möglichkeit, dass praktisch jeder halbwegs passable Fotos machen kann, die Wertschätzung für Ihre Arbeit abgenommen?
Tischler: Das ist tatsächlich ein "Problem". Als ich begonnen habe, konnte ich mich durch die (Bild-)Qualität meiner Fotos abheben, wodurch damals auch große Zeitungen und Magazine letztlich auf mich aufmerksam wurden. Ich habe mich auch intensiv mit dem Thema beschäftigt und mich dadurch abgegrenzt in meinem damaligen Bereich. Das ist ein Grund, warum ich heute – wie oben erwähnt – nicht mehr mit dem Job beginnen würde: Es ist heute nicht mehr möglich, sich rein mit guter Bildqualität wirklich abzuheben, denn es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn man heute kein technisch relativ einwandfreies Foto zustande bringt. Gott sei Dank gibt es aber genug Dinge abgesehen von der Technik, die ein gutes Bild ausmachen. Und ich habe keine Angst, bei allem Respekt vor den laufend neuen technischen Errungenschaften, dass uns diese ein Computer in absehbarer Zeit abnehmen wird.
leadersnet.at: Interessieren Sie außer Presse und People auch andere Sparten der Fotografie?
Tischler: Wenn ich außerhalb der typischen Society-Saisonen Zeit habe, fotografiere ich just-for-fun nur für mich oft Landschaften, Architektur, etc. Ich sitze oft bis fünf Uhr morgens im Büro und bastle an Bildkompositionen, sehe mir Tutorials an oder fotografiere irgendwelche kleinen Käfer, meine Katzen oder sonstiges Zeug in meinem Mini-Studio, nur weil ich einerseits was dazulernen möchte und andererseits weil ich Abwechslung von diesen ganzen Events brauche. Auch wenn ich weiß, dass ich keinen Cent damit verdienen werde. Aber ich liebe die Fotografie zu sehr, als immer "nur" Events zu fotografieren. Bei diesen Dingen kann ich dann richtig kreativ sein. Mit Events verdien ich mein Geld, aber diese Dinge sind dann für mich quasi das "Hobby Fotografie".