Bis Jahresende 2023 konnte die österreichische Wirtschaft die Rezession nicht überwinden. Der Rückgang des BIP im zweiten und dritten Quartal setzte sich, wenn auch in abgemilderter Form, im Schlussquartal des Jahres 2023 voraussichtlich fort. Der aktuelle Branchenüberblick der UniCredit Bank Austria zeigt die Entwicklungen in den jeweiligen Branchen.
Gesamte Wirtschaft schwächelt
"Angesichts der anhaltenden Rezession hat sich im Gesamtjahr 2023 ein Rückgang des BIP in Österreich um zumindest 0,5 Prozent ergeben, der überdurchschnittlich stark von der Schwäche in der heimischen Industrie verursacht worden ist. Auch die Bauwirtschaft hat das Jahr 2023 insgesamt mit einem Wertschöpfungsverlust abgeschlossen. Ausschließlich der Dienstleistungssektor konnte, trotz starker Einbußen etwa im Handel, insgesamt ein leichtes Wachstum gegenüber 2022 verzeichnen", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
In Kombination mit den bereits vorliegenden Wirtschaftsdaten ist für das vierte Quartal von einem erneuten Produktionsrückgang in der heimischen Industrie auszugehen. Auch in der Bauwirtschaft dürfte sich der Rückgang der Produktion bis zum Jahresende fortgesetzt haben und auch vom Handel und aus dem Bereich der Dienstleistungen gingen keine spürbaren Wachstumsimpulse aus.
Lage im Handel schwierig
Im Einzelhandel (ohne KFZ und Tankstellen) sicherten 2023 hohe Preissteigerungen ein nominelles Umsatzplus bis November von durchschnittlich 4,2 Prozent. Preisbereinigt ist der Umsatz allerdings um 3,7 Prozent gesunken. Während einige Branchen zum Teil deutliche Umsatzgewinne verzeichnen konnten, wie z.B. der Einzelhandel, blieben im Lebensmitteleinzelhandel die realen Umsatzeinbußen mit unter einem Prozent in einem überschaubaren Rahmen. Hingegen verzeichneten insbesondere die Bereiche Baubedarf und Wohnungsausstattung Einbußen um rund 15 Prozent real. Gegen Ende 2023 hat sich die Stimmung im Handel deutlich verbessert, die Geschäftserwartungen der Einzelhändler:innen liegen jedoch immer noch im pessimistischen Bereich.
Rezession in Industrie hält an
Nach zwei Jahren mit starken Zuwächsen hat die österreichische Industrie 2023 einen deutlichen Produktionsrückgang um geschätzte 1,5 Prozent real verzeichnet. Die reale Produktionsleistung lag 2023 dennoch um rund acht Prozent über dem Vor-Pandemie-Niveau, und erreichte damit die beste Entwicklung aller Wirtschaftssektoren. Seit Mitte 2022 befindet sich die österreichische Industrie jedoch aufgrund der schwächelnden Exportnachfrage sowie sinkender Aufträge aus dem Inland auch als Folge der Probleme in der Bauwirtschaft in einer Rezession, allerdings mit stark unterschiedlichen Branchenergebnissen.
Während die Pharmaindustrie, die KFZ-Erzeugung, die Elektroindustrie sowie die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie 2023 zum Teil hohe Produktionszuwächse erzielten, kam es andererseits zu massiven Einbußen unter anderem in der Metallwarenerzeugung, der chemischen Industrie, der Papiererzeugung und in der Holzindustrie.
Bauwirtschaft verliert Schwung
Den Schwung vom Jahresbeginn 2023 hat die Bauwirtschaft im weiteren Jahresverlauf verloren. In allen Bausparten kam es zu einer Konjunkturverlangsamung, die deutlich stärker im Hoch- als im Tiefbau ausgeprägt war. Während sich im Hochbau ein Umsatzminus von rund fünf Prozent im Gesamtjahr 2023 ergeben hat, lagen die Umsätze im Tiefbau nur rund ein Prozent unter dem Vorjahresniveau. Ein deutliches Plus wiesen 2023 die Baunebengewerbesparten auf, allerdings rutschten hier die Umsätze gegen Jahresende ebenfalls ins Minus.
Abkühlung der Dienstleistungskonjunktur
In der zweiten Jahreshälfte 2023 hat sich die Abkühlung der Dienstleistungskonjunktur fortgesetzt. Im dritten Quartal 2023 haben die Dienstleistungen (ohne öffentliche und soziale Dienste) nur noch ein nominelles Umsatzplus von 1,8 Prozent zum Vorjahr verbucht und damit real deutlich abgenommen. Ein überdurchschnittliches Ergebnis konnte von den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen getrieben durch starke Zuwächse der Reisebüros sowie in der Beherbergung und Gastronomie verzeichnet werden. Dagegen kam es im Bereich Verkehr und Lagerei zu besonders deutlichen Einbußen. Auch bei den freien Berufen setzte sich die schwache Entwicklung fort. In einigen Bereichen, wie z.B. in der Rechts- und Betriebsberatung erhöhten sich die Umsatzzuwächse zwar leicht, hingegen kam es u.a. in Architektur- und Ingenieursbüros aufgrund der Schwäche in der Bauwirtschaft sogar zu nominellen Umsatzrückgängen.
Moderate Erholung für 2024 prognostiziert
Die Unternehmen in der Mehrzahl starteten ins neue Jahr 2024 mit pessimistischen Produktions- und Nachfrageerwartungen. "Die jüngsten Ergebnisse der Konjunkturbefragung kündigen für die kommenden Monate weiterhin eine schwache Wirtschaftsentwicklung an. Das Branchenklima war zu Jahresbeginn 2024 in allen Sektoren trüb, insbesondere in der Industrie. Allerdings zeigten sich in der Bauwirtschaft und vor allem im Dienstleistungssektor eine leichte Entspannung hinsichtlich der Auftragslage", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: "Die Verbesserungstendenz in der Nachfrage deutet darauf hin, dass die Konjunkturschwäche im weiteren Verlauf des Jahres 2024 langsam überwunden werden kann und ab der zweiten Jahreshälfte eine moderate Erholung der österreichischen Wirtschaft in Schwung kommen könnte."
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