LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Winkler, Sie sind Eigentümer und Geschäftsführer von Valentin Winkler Real Estate. Wie sind Sie dazu gekommen, wo waren Ihre Anfänge?
Valentin Winkler: Mich kennt man in Wien mittlerweile schon seit vielen Jahren. Ursprünglich komme ich aus Südtirol. Immobilienunternehmerin Marlies Muhr hat es geschafft, mich in die Bundeshauptstadt zu bringen. Ich war viele Jahre lang ihr "Stadthalter" in Wien und habe dadurch den Immobilienmarkt in Wien – gerade im Premiumsegment – sehr gut kennengelernt. Vor einigen Jahren habe ich dann entschlossen, mich selbstständig zu machen und versucht, alles anders zu machen als die lokalen Bauträger.
LEADERSNET: Und was wäre das?
Winkler: Ich kaufe Immobilien mit Potenzial in Premiumlagen, am liebsten Altbau. Hier schlägt mein Herz besonders hoch. Dann versuche ich das Alte mit dem Neuen in höchster handwerklicher Form in ein neues Licht zu rücken. So kann ich Menschen, die sich entscheiden, diese Immobilie zu kaufen und zu bewohnen, glücklich machen.
LEADERSNET: Ihr Leitsatz lautet: "Wohnungen, die keiner benötigt, aber jeder will". Was bedeutet das?
Winkler: Das möchte ich an einem Beispiel erörtern: Ein Kunde ist zu mir gekommen und hat gesagt, er möchte ein Zinshaus kaufen, das Dachgeschoss ausbauen und die restlichen Wohnungen wirtschaftlich rentabel vermieten. Ich habe ihm damals eine Immobilie im ersten Bezirk, eine 120 Quadratmeter Altbauwohnung, angeboten. Daraufhin meinte er: "Valentin, du hast mich falsch verstanden. Ich möchte ein Zinshaus kaufen." Ich habe erwidert, dass ich ihn schon richtig verstanden habe, aber auch seine Bedürfnisse kenne. Also habe ich gesagt: "Du bist gerne im ersten Bezirk. Dein Homebase ist aktuell das Park Hyatt und diese Immobilie, die ich habe, liegt in unmittelbarer Nähe. Schau sei dir an." Das hat er gemacht und war sofort überzeugt. Er meinte: "Valentin, das hast du wieder genial gemacht. Das ist eine Immobilie, die ich eigentlich nicht wollte, aber bei der ich jetzt unmöglich nein sagen kann." Kurz: Ich baue Immobilien, die man nicht unbedingt primär braucht. Die meisten meiner Kund:innen ziehen dort nicht mit ihrem Hauptwohnsitz ein. Es ist eher ein Nebenwohnsitz.
LEADERSNET: Sie selbst kommen aus Südtirol. Kann man sagen, dass Menschen aus dem Westen sich Altbauwohnungen wünschen?
Winkler: Ja, das ist auch der USP gewesen, den ich gemeinsam mit Frau Muhr damals entdeckt habe. In den westösterreichischen Gegenden gibt es sehr selten schöne Altbauwohnungen mit Flügeltüren, Stuck etc. Hier waren wir damals schon die Brückenbauer. Es ist einfach ein unwiederbringlicher Charme und genau dafür brennt man Herz.
LEADERSNET: Wie sehen Sie den Markt? In welche Richtung entwickelt er sich momentan?
Winkler: Grundsätzlich muss man sagen, dass eine Immobilie immer eine sichere Anlage ist. Gerade in Zeiten wie diesen sieht man, dass Menschen bei Lage und Qualität keine Abstriche machen wollen. Ich glaube, dass die Zeit aktuell gut ist, auch zu "spannenden" Immobilien zu greifen, an die man vor einigen Jahren nicht einmal hätte denken können. Auf der anderen Seite ist jetzt eine herausfordernde Zeit, die aber auch Chancen bietet. Ich bin davon überzeugt, dass man diese auch nutzen sollte. Die Zeiten werden sich jedoch wieder ändern. Dann werden Immobilien wieder deutlich gefragter, rarer und sicherlich teurer werden. Gerade in der lebenswertesten Stadt der Welt, zu der Wien regelmäßig gekürt wird.
LEADERSNET: Es gibt viele Neubauten, viele Glastürme, wo man sich durchaus schöne Wohnungen mit Aussichten kaufen kann. Werden die denselben Wertbestand haben wie eine Altbauwohnung?
Winkler: Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Die Schwierigkeit, die wir bei Altbauten haben, ist, einfach die Lage. Es ist ein Produkt, das sich nicht mehr wiederbringen lässt. In Wien ist es kaum mehr möglich, ein Gründerzeithaus abzureißen und dort was Neues zu bauen. Wer in einem inneren Bezirk eine Wohnung haben will, der hat jetzt nicht die Möglichkeit, dort in einen modernen Glasturm einzuziehen. Von daher ist für mich schon auch immer entscheidend: Wo gehe ich unten bei der Tür raus? Ist das am Stephansplatz, wo ich mitten im Herzen von Wien bin, oder ist es irgendwo in einer peripheren Zone, wo sich das alles erst entwickeln muss? Wien ist ja auch eine Stadt, die über Generationen und Traditionen entstanden ist. Wer weiß, vielleicht entwickelt sich das moderne Zentrum von Wien in 50 Jahren woanders. Das kann sein. Aber Alt-Wien wird eben immer nur hier sein und da wird sich auch in 1.000 Jahren nichts ändern.
LEADERSNET: Wir sind mitten in vielen Krisen. Wie ist Ihre Einstellung dazu - dürfen wir uns auf die Zukunft freuen, oder müssen wir diese mit großem Respekt erwarten?
Winkler: Ich glaube, dass wir momentan etwas in eine depressive Phase hineingerutscht sind. Das hat mit Corona angefangen, das uns komplett überrumpelt hat, dann in weiterer Folge der Krieg in der Ukraine und jetzt haben wir daraus resultierend auch eine Energiewende. Keiner weiß so recht, wie es weitergeht und wo die benötigte Energie künftig herkommen soll? Aber eine Krise ist immer auch gleichzeitig eine Chance. Meiner Meinung nach darf man den Kopf nicht in den Sand stecken und glauben, dass alles schlecht ist und es noch schlimmer werden wird.
www.valentinwinkler.com
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