Fotos der Veranstaltung
Unique Talk widmete sich den drängendsten Herausforderungen der Zeit

| Janet Teplik 
| 15.04.2025

Ob Fachkräftemangel, Finanzierungsengpässe oder strukturelle Verankerung von Prävention – alles Themen, die aktuell der Gesundheitsbranche Probleme bereiten. Beim kürzlich stattgefundenen Event diskutierten daher Politiker:innen, Mediziner:innen und Vertreter:innen der Pflege über umfassende Reformen. 

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist im österreichischen Gesundheits- und Pflegesystem eine Schieflage zu erkennen. Steigende Ausgaben, strukturelle Herausforderungen und der demografische Wandel erfordern daher umfassende Reformen. Beim kürzlich stattgefundenen Unique Talk im Ringturm kamen daher Expert:innen aus Politik, Medizin und Pflege zusammen, um sich über die drängendsten Herausforderungen auszutauschen. Eines war dabei für alle Beteiligten klar: Wien will Vorreiterin bleiben – als Gesundheitsmetropole und als Hauptstadt der Prävention.

Die Veranstaltung, die unter dem Titel "Gesundheit in Wien – Chancen und Herausforderungen" lief, wurde begleitet von Bürgermeister Michael Ludwig, Siegfried Meryn (ORF-Gesundheitsexperte), Elisabeth Potzmann (Präsidentin des ÖGKV) und Sabine Pleschberger (Medizinische Universität Wien).

Steigende Investitionen 

In den vergangenen Jahren sind die Gesundheitsausgaben hierzulande überdurchschnittlich gestiegen. Bis 2028 soll jährlich zusätzlich bis zu einer Milliarde Euro in den Sektor fließen. Davon sollen 600 Millionen Euro in Spitälern ankommen und 300 Millionen Euro sind für den ambulanten Bereich vorgesehen. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt, denn die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verzeichnet ein Budgetdefizit von über 900 Millionen Euro.

Zudem plant Wien bis 2030 den Ausbau von 18 Primärversorgungszentren, den Aufbau zusätzlicher kinder- und jugendpsychologischer Ambulatorien sowie die Einrichtung neuer spezialisierter Angebote wie ein niederschwelliges Zentrum für sexuelle Gesundheit und ein Zentrum für Frauenheilkunde, da in diesen Bereichen ein deutlicher Mangel an Kassenärzt:innen besteht.

Kooperationsprojekt

Außerdem wurde im Rahmen des Unique Talks das neue "Vienna Prevention Project" angesprochen. Dabei handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Medizinischen Universität Wien und der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt. Ziel sei es, Prävention strukturell im Gesundheitswesen zu verankern und langfristige Versorgungslücken zu vermeiden. "Wien setzt als Gesundheitsmetropole Maßstäbe in der Versorgung und wird das auch weiterhin tun. Es wird gezielt dort investiert, wo es die Menschen erwarten – in einen hochwertigen und für alle zugänglichen Gesundheitsbereich.“ Er betonte außerdem: "Gleichzeitig machen wir Wien nun auch zur Präventionshauptstadt, denn das ist aus unserer Sicht ein wesentlicher Schlüssel im Gesundheitssystem der Zukunft", so Michael Ludwig.

"Gesundheit braucht Richtung. Wien zeigt sie. Wir müssen jetzt die Weichen stellen – für Prävention, soziale Gerechtigkeit und technologische Exzellenz in unserem Gesundheitswesen", bekräftigt Meryn. Gleichzeitig fordert der Professor eine umfassende Reform des Gesundheitssystems sowie die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung, da Österreich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern in diesem Bereich einen großen Nachholbedarf hat. 

Fokus Pflege

Ebenfalls eine Rolle spielte auch das Thema Pflege und der aktuell herrschende Fachkräftemangel. Die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung führt zu einem wachsenden Bedarf an Pflegekräften – bis zu 16.000 neue Stellen sollen in Wien bis 2030 geschaffen werden. Potzmann und Pieschberger begrüßten daher die Wiener Initiative zur Einführung eines Ausbildungsentgelts für angehende Pflegekräfte – die sogenannte "Wiener Pflegeausbildungsprämie" – sowie die erweiterten Ausbildungskapazitäten an den Wiener Hochschulen. Und auch an der Wertschätzung von Pflegeberufen müsse sich etwas ändern. Pflegeberufe sind körperlich und emotional belastend, gleichzeitig häufig unterbewertet, sowohl gesellschaftlich als auch finanziell. Die Ausbildungskapazitäten reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Gleichzeitig verlassen viele gut ausgebildete Pflegepersonen vorzeitig den Beruf, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen.

"Die Herausforderungen in der Gesundheits- und Pflegepolitik können wir nur meistern, wenn alle Gesundheitsberufe gemeinsam an einem Strang ziehen. Es geht nicht um einzelne berufspolitische Interessen, sondern um die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Bevölkerung, die im Mittelpunkt stehen muss", fordert die ÖGK-Präsidentin. Und auch Pieschberger plädierte auf ein Umdenken in der Systemlogik: "Im Gesundheitssystem, und damit auch in der Perspektive vieler Expertinnen und Experten, findet nach wie vor eine Trennung zwischen Gesundheit und Soziales statt, wobei die Pflege dann sehr häufig dem Sozialen zugerechnet wird. Das ist historisch bedingt und durch die Finanzierungslogiken fast zementiert, aber aus einer pflegewissenschaftlichen Perspektive und angesichts der Entwicklungen längst überholt."

Einen Eindruck von der Veranstaltung können Sie sich mittels Galerie verschaffen.

www.unique-relations.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV