BIP-Rückgang 2025 wahrscheinlich
US-Zollpolitik: Experten rechnen mit negativen Folgen für Österreich

| Redaktion 
| 15.04.2025

Der Konjunkturindikator ist hierzulande im März erneut gesunken. Und die unvorhersehbaren Entscheidungen von Donald Trump geben nicht allzu viel Hoffnung für eine baldige Verbesserung – im Gegenteil.

Die UniCredit Bank Austria stellte die aktuellen Zahlen ihres Konjunkturindikators vor. Das sind die Ergebnisse. "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank Ende des ersten Quartals auf minus 2,3 Punkte. Der Rückgang fiel mit nur einem Zehntelprozentpunkt jedoch minimal aus", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und fügt hinzu: "Im ersten Quartal 2025 stieg der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator im Durchschnitt auf minus 2,4 Punkte, den besten Wert seit vier Quartalen. In Kombination mit den verbesserten realen Wirtschaftsdaten aus der Industrie und vom Bau sowie dem leichten Wachstum des Einzelhandels und des KFZ-Handels weist der Indikator darauf hin, dass die österreichische Wirtschaft die Rezession hinter sich gelassen hat. Erstmals nach acht negativen Quartalen sollte die Wirtschaftsleistung in Österreich zu Jahresbeginn 2025 wieder leicht gestiegen sein."

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich © Statistik AustriaWifoUniCredit Research

Konsument:innen mit einer Stimmungsverbesserung

Der Rückenwind für die Konjunkturstimmung durch niedrigere Zinsen und der höheren Kaufkraft der Konsument:innen wurde im März durch die gestiegene Verunsicherung infolge der Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump gebremst. Ende des ersten Quartals verschlechterte sich in allen Wirtschaftsbereichen die Stimmung. "Lediglich die heimischen Konsument:innen wurden, gestützt auf Reallohnzuwächse und einen relativ stabilen Arbeitsmarkt, etwas zuversichtlicher", so Bruckbauer.

Im vergangenen Monat hatte den höchsten Anteil am aktuellen Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators die Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor, vor allem im Tourismus und tourismusnahen Branchen. Der Pessimismus nahm aber auch in der Bauwirtschaft leicht zu, wozu im Speziellen die Entwicklung in den Baunebengewerben, aber auch im Hochbau beitrug, obwohl sich im Hochbau die Auftragslage verbesserte.

Für Verunsicherung sorgte vor allem die Zollankündigung durch den US-Präsidenten Donald Trump. Vor allem in der stark exportorientierten Industrie sorgte die Ankündigung für einen Rückgang der Geschäftseinschätzungen. Branchen mit hohen Exportanteilen, wie die Kunststoffindustrie oder die metallverarbeitenden Bereiche, waren besonders stark betroffen, zumal sich das globale Exportumfeld insgesamt eintrübte.

Der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator der internationalen Industriestimmung sank, belastet vor allem durch eine rückläufige Entwicklung auf den asiatischen und amerikanischen Absatzmärkten.

BIP-Prognose für 2025 gesenkt

Die aktuellen Daten zeigen zwar, dass die Rezession hierzulande zu Jahresbeginn geendet haben dürfte, doch die Erwartung einer weiteren schrittweisen Verbesserung der Konjunktur in den kommenden Monaten dürfte sich vorerst nicht erfüllen.

"Angesichts der Belastungen durch die protektionistischen Maßnahmen der USA für die heimische Exportwirtschaft haben wir unsere BIP-Prognose für 2025 von + 0,1 auf - 0,2 Prozent gesenkt. Ungeachtet der letztlich tatsächlichen Höhe der Zollsätze dämpft bereits die entstandene Verunsicherung durch die erratische Ankündigungspolitik die wirtschaftlichen Aussichten. Zudem wird der Budgetsparkurs die von niedrigeren Zinsen und höherer Kaufkraft getragene Aufwärtsentwicklung der Inlandsnachfrage abschwächen", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten aber trotz dieser Herausforderungen in Österreich für 2025 keine Rezession, also keinen zumindest zweimaligen Rückgang des BIP im Quartalsvergleich. Im Jahresvergleich wird sich jedoch das dritte Jahr in Folge ein Minus der Wirtschaftsleistung ergeben, aber deutlich geringer als in den Vorjahren. "Auch für 2026 haben wir unsere BIP-Prognose als Folge der US-Zollpolitik gesenkt, gehen jedoch immerhin von einem moderaten Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent für Österreich aus. Zum einen sollte der private Konsum durch die Normalisierung der Inflation und dem Abflauen der hohen Sparneigung an Stärke gewinnen. Zum anderen sollte die Investitionstätigkeit durch niedrige Zinsen sowie durch Streueffekte der expansiven Fiskalpolitik in Deutschland zulegen können", so Pudschedl.

Österreich Konjunkturprognose © UniCredit

Arbeitslosigkeit steigt weiter

In den kommenden Monaten sei laut den Experten vor allem vor dem Hintergrund der zahlreichen Herausforderungen mit einer weiteren Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt zu rechnen. Im Speziellen soll sich der Abbau von Beschäftigten in der Industrie beschleunigen und durch zusätzliche Jobs im Dienstleistungssektor nicht kompensiert werden können. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote erreichte bereits Ende des ersten Quartals 2025 mit 7,4 Prozent den höchsten Wert seit Sommer 2021.

"Mit den aktuellen Herausforderungen wird die Bereitschaft, qualifizierte, erfahrene Mitarbeiter:innen in den Betrieben auch bei Unterauslastung zu halten, deutlich abnehmen. Die Arbeitslosigkeit in Österreich wird, belastet von der Entwicklung in der heimischen exportorientierten Industrie, etwas stärker ansteigen als bisher erwartet. Wir haben unsere Prognose der Arbeitslosenquote für 2025 von 7,3 auf 7,5 Prozent angehoben und gehen für 2026 von einer Stabilisierung auf diesem höheren Niveau aus", sagt der Ökonom Pudschedl.

Teuerung sollte sich verlangsamen

Durch den Wegfall der Strompreisbremse lag zu Jahresbeginn die Inflation bei über drei Prozent und hat sich danach wieder auf geschätzte 2,9 Prozent eingependelt. Dazu beigetragen haben sollen zum einen die anhaltende Verringerung der Dienstleistungsinflation und zum anderen der Rückgang der Energiepreise. Laut den Ökonomen der UniCredit Bank Austria sollen die beiden Faktoren auch in den kommenden Monaten zur weiteren Verlangsamung der Inflation hierzulande beitragen.

"Wir gehen weiterhin von einer Verlangsamung der Teuerung in Österreich auf durchschnittlich 2,5 Prozent im Jahr 2025 aus. Neben dem langsamen Abflauen der Dienstleistungsinflation aufgrund des Auslaufens von Zweitrundeneffekten wird der Rückgang durch niedrigere Öl- und Gaspreise unterstützt werden. Mögliche Zollmaßnahmen auf US-Importe sollten keine spürbaren Auswirkungen auf die Güterpreisinflation in Österreich haben, zumal eine stärkere Fokussierung Chinas auf den europäischen Absatzmarkt sogar preisdämpfend Effekte auslösen könnte", meint Pudschedl.

Die Ökonomen erwarten für das kommende Jahr einen weiteren Rückgang der Inflation auf durchschnittlich 1,9 Prozent.

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