KSV1870-Analyse
Das waren bisher die zehn größten Firmenpleiten des Jahres

Im ersten Quartal 2025 bleibt die Zahl an Unternehmensinsolvenzen auf erschreckend hohem Niveau. Drei "alte Bekannte" sind dabei etwa für 45 Prozent der Pleiten verantwortlich.

Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) hat die Zahlen seiner Insolvenzstatistik für das erste Quartal 2025 präsentiert. Demnach sorgt die anhaltend schwache Wirtschaftsleistung auch zu Jahresbeginn für ein hohes Insolvenzaufkommen in Österreich. Die heimische Leistungsstärke 2024 ließ laut Wirtschaftsforschung im Jahresvergleich um etwas mehr als ein Prozent nach, insbesondere im vierten Quartal des Vorjahres war ein Rückgang deutlich spürbar. Österreich befindet sich damit weiterhin in einer der längsten Schwächeperioden der vergangenen 30 Jahre. Zudem sind Ende 2024 zahlreiche staatliche Förderungen ausgelaufen, und die Inflation ist zu Jahresbeginn gegenüber den vorangegangenen Monaten wieder leicht gestiegen.

"Die aktuellen Zahlen bestätigen das Offensichtliche. Österreichs Wirtschaft geht weiterhin am Stock. Sie benötigt dringender denn je frischen Sauerstoff, um wieder in Schwung zu kommen", sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.


Gesamtinsolvenzen nach Bundesländern – Q1-2025 © KSV

Insolvenzzahlen steigen

Im ersten Quartal 2025 mussten laut aktueller KSV1870 Analyse in Österreich 1.795 Unternehmen (+ 6,3 %) Insolvenz anmelden. Davon wurden 661 Fälle (+ 10,4 %) mangels Kostendeckung nicht eröffnet. Pro Tag sind das 20 Firmenpleiten. Dabei zeigt sich, dass der Handel, die Bauwirtschaft und der Bereich Beherbergung/Gastronomie auch weiterhin die Insolvenztreiber sind. Bis dato (Stand: 8. April 2025 – Stichtag der Analyse) stehen darüber hinaus 24 Großinsolvenzen mit Passiva von über zehn Millionen Euro zu Buche. In dieser Kategorie waren es im letzten Jahr zum selben Zeitpunkt 18 Fälle. Auch deshalb sind die vorläufigen Passiva gegenüber dem Vorjahr um 37,7 Prozent auf rund 2,6 Milliarden Euro gestiegen. Betroffen waren außerdem 11.200 Gläubiger:innen (- 13,8 %) und 5.800 Arbeitnehmer:innen (- 23,7 %). Auch deshalb rechnet der KSV1870 für 2025 mit 6.500 bis 7.000 Unternehmensinsolvenzen.

Die Insolvenztreiber

Dabei waren drei "alte Bekannte" für etwa 45 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen hierzulande verantwortlich. Der Handel verzeichnet mit 313 Fällen (+ 0,6 % gegenüber 2024) die meisten Firmenpleiten. Dahinter folgen trotz Rückgängen die Bauwirtschaft mit 297 (- 6,3 %) und die Beherbergung/Gastronomie mit 206 Pleiten (- 4,2 %) auf den Plätzen zwei und drei.

Laut Wirtschaftsforschung dürfte jedoch in Bezug auf die Bauwirtschaft die Talsohle langsam durchschritten sein, wenngleich der Wohnbau jedoch weiterhin unter Druck ist. Ergänzend sei an dieser Stelle das Grundstücks- und Wohnungswesen (130 Insolvenzen) erwähnt. In dieser Branche steht mit einem Plus von rund 91 Prozent ein massiver Anstieg zu Buche.

Großinsolvenzen – Q1-2025 – Top 10 über 10 Millionen Euro Passiva © KSV

Passiva der eröffneten Insolvenzen

Im vergangenen Jahr gab es eine Vielzahl an Großinsolvenzen, wodurch die Passiva massiv in die Höhe getrieben wurden. Obwohl sich die Zahl der Großinsolvenzen bereits im Vorjahr mit 18 Fällen auf hohem Niveau bewegt hatte, wurden zum Ende des ersten Quartals 2025 nochmals um sechs Fälle mehr gezählt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die 24 Großinsolvenzen hatten jeweils über zehn Millionen Euro Passiva.

Vor diesem Hintergrund sind in weiterer Folge auch die vorläufigen Passiva, ausgehend von einem ohnehin bereits sehr hohen Niveau, nochmals deutlich gestiegen. Der Anstieg beträgt 37,7 Prozent auf insgesamt 2,6 Milliarden Euro.
Im Speziellen nimmt Wien hier eine besondere Rolle ein. In der Bundeshauptstadt sind die Passiva um 369 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro angewachsen. Die "Hauptschuld" an dieser explosionsartigen Entwicklung tragen die "Signa-Insolvenzen", wobei drei davon jeweils Passiva von über 150 Millionen Euro aufweisen. Die bis dato größte Pleite des Jahres betrifft jene der Signa Prime CM 2017 GmbH mit einem Volumen von 479 Millionen Euro.

Prognose

Aus heutiger Sicht und aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung sehen die KSV1870-Expert:innen einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen als nicht wahrscheinlich. Im Gegenteil: der KSV1870 hält an seiner Prognose fest und erwartet hierzulande am Ende des Jahres zwischen 6.500 und 7.000 Unternehmensinsolvenzen. "Aktuell sind keine realistischen Anzeichen erkennbar, dass sich am bestehenden Insolvenzschub in absehbarer Zeit signifikante Änderungen ergeben", so Götze und fügt abschließend hinzu: "Damit die Insolvenzzahlen mittel- und langfristig sinken, muss die Wirtschaft deutlich und rasch gestärkt werden. Erst wenn das mithilfe der neuen Bundesregierung tatsächlich gelingt, ist ein nachgelagerter Rückgang der Fallzahlen möglich."

www.ksv.at

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