Perfect Match statt Quiet Quitting

| Redaktion 
| 16.07.2023

Gastkommentar Bernhard Ehrlich, Gründer und Vorstand von "10.000 Chancen".

Kurzes Video, großes Thema, gewaltige Auswirkungen: Im Sommer 2022 lädt der 24-jährige Zaid Khan ein TikTok-Video über Arbeit, Produktivität und Quiet Quitting hoch. Es geht weltweit viral und die "stille Kündigung", also sinngemäß der Dienst nach Vorschrift, entwickelt sich zum Trend – auch in Österreich. Laut dem Randstad "Work Monitor 2023" haben mittlerweile drei von zehn heimischen Arbeitnehmer:innen ihren Job innerlich gekündigt und machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Gleichzeitig suchen Unternehmen branchenübergreifend nach Arbeits- und Fachkräften. Die Schere geht also immer weiter auseinander. An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, um einen Super-GAU am Arbeitsmarkt zu verhindern?

Handwerk und demografischer Wandel

Der Fachkräftemangel ist längst eine etablierte Größe – in der politischen Diskussion ebenso wie in der medialen Berichterstattung. Österreichische Firmen kämpfen seit Jahren mit diesem Defizit, das viele Ursachen hat. Der demografische Wandel in Europa ist eine wichtige davon, wenn auch nicht die einzige. Ein konkretes Beispiel dazu: Immer mehr Lehrberufe stehen vor dem Aussterben – und es gibt bei Weitem nicht genug junge Menschen in der Lehre, um den Bedarf in den Betrieben zu decken. Lehrlingsmangel heißt also letztlich Fachkräftemangel, und wenn man ersteren zu lange ignoriert, darf man sich über zweiteren nicht wundern.

Auch vor dem Bildungssystem macht der demografische Wandel nicht Halt - die Aufgabenbereiche werden umfangreicher, die Technologien ausgefeilter, aber die Zahl der Fachkräfte immer kleiner. Die Pandemie schließlich hat die Situation nicht nur im (Aus)Bildungssektor, sondern am Arbeitsmarkt ganz allgemein deutlich verschärft. Aktuell befindet sich die Zufriedenheit mit dem Beruf auf einem neuen Tiefststand. Laut Arbeitsklima Index 2023 denkt rund ein Viertel der Beschäftigten in Österreich über einen Jobwechsel nach; in Gastronomie und Tourismus sogar vier von zehn. Die Gründe sind seit langem bekannt: unregelmäßige Dienste, Schichtarbeit, schlechte Bezahlung, fehlende Wertschätzung.

Von Fach- zu Arbeitskräftemangel

Insbesondere in Wirtschaftszweigen, die in den letzten Jahren mit Lockdowns und Kurzarbeit zu kämpfen hatten, kehren zahllose Beschäftigte dem jeweiligen Metier den Rücken zu. Die Folge: Wanderbewegungen zwischen Branchen und Sektoren - aus dem Fach- wurde ein genereller Arbeitskräftemangel. Zudem zeigt sich Österreich im globalen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte nicht gut aufgestellt. Starre Gesetzgebung und bürokratische Hürden erschweren die Einstellung von ausländischen Schlüsselkräften. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung bieten Länder wie Neuseeland, Schweden, Schweiz, Australien und Norwegen die attraktivsten Bedingungen für ausländische Fachkräfte. Was machen diese Länder vergleichsweise anders und wie können wir uns für kluge Köpfe attraktiver machen? Die Klärung dieser Fragen ist zentral für eine nachhaltige Fach- und Arbeitskräftesicherung.

Umgekehrte Alterspyramide

Hinzu kommt: Die Gesellschaft altert zusehends. Mit steigender Lebenserwartung und relativ niedrigen Fertilitätsraten sind die älteren Jahrgänge mittlerweile zahlenmäßig dominanter. Die Generation Babyboomer verlässt allmählich den Arbeitsmarkt und hinterlässt eine riesige Lücke. Aufgrund von fehlendem Nachwuchs können viele Jobs nicht nachbesetzt werden; wichtiges Wissen geht auf diese Weise mit in die Pension. Ein triftiger Grund, um sich zu überlegen, wie sich Babyboomer in den Unternehmen ersetzen lassen. Aber auch, wie Ruheständler:innen, die noch weiterarbeiten wollen und können, steuerlich begünstigt werden könnten. Das aktuelle System sieht das kaum vor. Rasches Handeln und ein radikaler Umbau des Pensionssystems sind erforderlich; für Reformen wie etwa eine Koppelung des Antrittsalters an die Lebenserwartung fehlt in Österreich jedoch die politische Intention.

Private Freiräume statt Prestige

Darüber hinaus steigen die Ansprüche an die Beschäftigten. Dies befeuert den Arbeitskräftemangel zusätzlich: So verzeichnet das AMS heute mehr als 200.000 unbesetzte Stellen – die Liste der bundesweiten Mangelberufe ist im Jahr 2023 mit 100 Berufen lang wie nie. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es 66. Angesichts dieser Entwicklungen wundert es nicht, dass sich die Prioritäten bei Beruf und Ausbildung verändern. Das bestätigt auch der Randstad Workmonitor 2023, für den 1.000 Österreicher:innen befragt wurden: Fast ein Drittel wäre lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf. 45 Prozent würden kündigen, wenn der Job daran hindert, das Leben zu genießen. Und mehr als ein Viertel der befragten Personen hat schon einmal gekündigt, weil sie sich in einem toxischen Arbeitsumfeld befanden. Die Sehnsucht nach einer erfüllenden Arbeit im Einklang mit dem Privatleben ist also stärker als je zuvor.

An den Stellschrauben drehen

Diese alarmierenden Fakten zeigen schonungslos, dass neue Lösungen dringend gefordert sind, um mit den Umbrüchen am Arbeitsmarkt Schritt zu halten und Wechselkultur sowie Branchenflucht als das neue Normal zu betrachten. Einerseits ist entschlossenes und innovatives politisches Handeln erforderlich, andererseits liegt es auch an uns selbst, schnellere Entwicklungen aktiv voranzutreiben. Unternehmen müssen sich noch wesentlich stärker als bisher damit beschäftigen, wie sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber unter Beweis stellen und kommunizieren. Entsprechende Maßnahmen wie Wertschätzung, Mitbestimmung, Home Office, interne Weiterbildung, Flexibilität bei der Arbeitszeit oder Corporate Benefits wirken sich positiv auf die Mitarbeiter:innen-Motivation aus - und einer steigenden Unzufriedenheit rasch entgegen.

Ein neues Format - Job-Matching als Lösung

Genau hier setzt das Event "Job Changer" der Initiative "10.000 Chancen" an – es fokussiert bei Arbeitssuche und Recruiting auf das Prinzip "Perfect Match". Denn nach einer perfekten Übereinstimmung sehnen sich nicht nur Singles auf Partnerbörsen. Wenn Jobsuchende und Unternehmen mit einer freien Position zusammenfinden, weil alle Anforderungen beiderseits bestens erfüllt sind, ist das auch das Ideal bei der Arbeitskräftesuche.

Die Veranstaltung am 21. November 2023 in Wien soll ein optimales Umfeld für ein solches Perfect Match bereitstellen. Aktiv Jobsuchende sowie all jene, die zwar innerlich wechselbereit, aber nicht proaktiv auf der Suche sind, erhalten damit eine einfache Möglichkeit, eine neue Arbeit zu finden, die ihren Wünschen und Bedürfnissen besser entspricht. Dafür gibt es optimale Rahmenbedingungen in der MarxHalle: Abgeschirmte Wohlfühl-Lounges der teilnehmenden Firmen bieten ausreichend Privatsphäre in einer gemütlichen Atmosphäre, die sich deutlich von einer klassischen Messe-Szenerie unterscheidet.

Anmelden ist bei diesem Aftwerwork-Event nicht erforderlich – Interessierte kommen einfach vorbei und können sich vor Ort niederschwellig über Jobperspektiven informieren. Kein Anwerben, kein Abwerben, kein Keilen und kein Klinkenputzen - es geht darum, ein Format für Wechselwillige bereitzustellen, das sie mit Unternehmen vernetzt, die ohnehin auf der Suche nach Personal sind. Das bietet rasche, pragmatische Lösungen, um die Symptome des Arbeitskräftemangels zu lindern – und bietet Anregungen, auf politisch-institutioneller Ebene auch die Ursachen zu bekämpfen.

www.jobchanger.at


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Fakten und Termine

  • JOB CHANGER am 21. November 2023 I14 bis 21 Uhr I MarxHalle
  • Eintritt gratis und ohne Anmeldung
  • über 8.000m2, um tausende Arbeitnehmer:innen und bis zu 150 Unternehmen sowie Institutionen After Work zusammenzubringen
  • "Arbeitgeber-Wohlfühl-Lounges" zur Information über aktuelle Stellenangebote und Karrieremöglichkeiten
  • eigene Bühne mit spannenden Panels und Vorträgen
  • kostenlose Softdrinks, Kaffee und Snacks für Bewerber:innen und Recruiter:innen
  • Info zur Anmeldung: www.jobchanger.at

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  • JOB CHANGER am 21. November 2023 I14 bis 21 Uhr I MarxHalle
  • Eintritt gratis und ohne Anmeldung
  • über 8.000m2, um tausende Arbeitnehmer:innen und bis zu 150 Unternehmen sowie Institutionen After Work zusammenzubringen
  • "Arbeitgeber-Wohlfühl-Lounges" zur Information über aktuelle Stellenangebote und Karrieremöglichkeiten
  • eigene Bühne mit spannenden Panels und Vorträgen
  • kostenlose Softdrinks, Kaffee und Snacks für Bewerber:innen und Recruiter:innen
  • Info zur Anmeldung: www.jobchanger.at

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