Am 8. und 9. Oktober veranstaltete Porsche Austria eine sogenannte Doppel-E-Ausfahrt, bei der es von Salzburg, über Deutschland – inklusive Zwischenstopp am Tegernsee – nach Lech am Arlberg ging. Genaugenommen ins Burg Hotel in Oberlech. Der Name der Veranstaltung war Programm. Als fahrbare Untersätze dienten nämlich der neue Macan, den es nur noch rein elektrisch gibt (alle Infos finden Sie im LEADERSET-Vorstellungsbericht), und der nun zu den Händler:innen rollt, sowie der ebenfalls noch taufrische Panamera (alle Infos finden Sie im LEADERSET-Vorstellungsbericht) in der Plug-in-Hybridversion. Damit das "E" auch dann noch gilt, wenn der Akku leergefahren ist und der Benziner den Vortrieb übernimmt, war die Limousine mit E-Fuels betankt, die Porsche in einer eigenen (Pilot-)Produktionsanlage in Chile herstellt. LEADERSNET war bei der Doppel-E-Ausfahrt dabei und konnte sich von der Performance der beiden Newcomer selbst ein Bild machen.
Macan
Bei der Hinfahrt nahmen wir am Steuer des Porsche Macan Turbo – also dem Top-Modell der Baureihe – Platz. Da wir über das Design, die Technik, die Ausstattung und Preise bereits ausführlich berichtet haben, beschränken wir uns auf die Fahreindrücke. Bei diesen erwies sich das Einstiegs-SUV der Stuttgarter als Porsche durch und durch. Mit einem 911er kann es der E-Macan in Sachen Fahrdynamik aufgrund seiner Höhe und des Gewichts freilich nicht aufnehmen, unter den SUVs markiert er aber nach wie vor das Alpha-Tier. Der Macan lässt sich unglaublich präzise durch Kurven zirkeln, kennt dank adaptivem Fahrwerk so gut wie keine Wankbewegung, beißt bei Bedarf mit seinen "giftigen" Bremsen ordentlich zu, scheint teilweise die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen und beschleunigt auf Wunsch wie ein Berserker. Für Letzteres zeichnen vor allem die bis zu 639 PS (Boost-Modus), die ihre Kraft dank zweier E-Motoren auf alle vier Räder verteilen, verantwortlich. Mit aktivierter Launch Control katapultiert sich der Stromer in 3,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Noch beeindruckender wird das Ganze, wenn man die künstlichen Motorgeräusche deaktiviert, und wie in einer abgeschotteten Kapsel durch Raum und Zeit "fliegt". Selbst bei 220 km/h halten sich die Windgeräusche vornehm zurück, erst wenn es in Richtung der abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h geht (laut Tacho waren wir auf der deutschen Autobahn mit 264 km/h unterwegs), muss man die Lautstärke der Stimme etwas anheben. Dass bei solchen Tempoeskapaden die maximale WLTP-Reichweite der Turbo-Version von 591 km natürlich nicht erreichbar ist, ist klar. Doch da auf der gesamten Strecke auch einige Baustellen waren und man in Österreich ohnehin nicht allzu schnell fahren darf, pendelte sich der Durchschnittsverbrauch von Salzburg nach Lech bei exakt 24 kWh auf 100 Kilometer ein. In Kombination mit der 95 kWh-Batterie ergibt das eine realistische Reichweite von rund 400 Kilometern. Mit viel Stadt- und Überlandstrecken dürften sich bei passenden Temperaturen auch 500 Kilometer locker ausgehen. Und aufgrund des 800 Volt-Bordnetzes kann der Macan an Schnellladesäulen mit bis zu 270 kW aufgeladen werden. Nach dem Taycan zeigt Porsche nun also auch mit dem Macan, dass man die Elektro-Technik voll im Griff hat.
Nun müssen nur noch die Kund:innen mitspielen und den Schritt weg vom Benzin hin zum Strom mitgehen. Zuletzt verzeichneten reine Elektroautos in einigen Ländern ja stark rückläufige Verkaufszahlen. Porsche Österreich-Chef Helmut Eggert, der an der Doppel-E-Ausfahrt ebenfalls teilnahm, zeigte sich mit der Nachfrage und den Vorbestellungen jedoch äußerst zufrieden. Los geht es ab 86.761 Euro für den 340 PS starken Macan mit Heckantrieb. Für den von uns gefahrenen Turbo werden mindestens 117.495 Euro fällig.
Panamera
Bei der Rückreise an Tag zwei nahm LEADERSNET am Steuer eines Panamera 4S E-Hybrid Platz. Die rund fünf Meter lange Limousine ist als sportliche Alternative zu Mercedes S-Klasse, Audi A8 und BMW 7er positioniert. Während sich optisch bei der neuen Generation nicht allzu viel getan hat, ist im Innenraum und unterm Blech kein Stein auf dem anderen geblieben. Die Materialgüte und Verarbeitungsqualität entspricht – wie auch im Macan – den höchsten Ansprüchen. Wie bei den reinen Stromern gibt es optional auch hier nun ein drittes Display für den:die Beifahrer:in. Dank der deutlich tieferen Sitzposition erinnert der Panamera deutlich stärker an einen Sportwagen als der Macan. Technisches Highlight ist sein innovatives Aktivfahrwerk namens "Porsche Active Ride", das extra zu bezahlen ist. Dabei verfügt jeder Stoßdämpfer über eine elektrisch betriebene Hydraulikpumpe, mit der er aktiv Kräfte in Zug- oder Druckrichtung aufbauen kann. Auf diese Weise fängt das Fahrwerk durch Fahrbahnanregungen ausgelöste Karosseriebewegungen nahezu vollständig ein und hält den Porsche bei dynamischen Fahrmanövern stets horizontal. Das wirkt schon fast etwas gespenstig – vor allem beim Beschleunigen und Bremsen. Zudem bietet das Fahrwerk auch einen echten Komfortgewinn. Es hebt die Karosserie beim Ein- und Aussteigen um mehrere Zentimeter an.
Fahrdynamisch wird der Panamera 4S E-Hybrid seinen eigenen Ansprüchen voll und ganz gerecht. Sein 2,9-Liter-Biturbo-Sechszylinder leistet 260 kW (353 PS). Die Systemleistung inklusive der E-Maschine beträgt 400 kW (544 PS), das maximale Drehmoment 750 Nm. Damit sprintet die über zwei Tonnen schwere Limousine in 3,7 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h. Bei sportlicher Gangart entwickelt der Benziner einen satten Sound, den der E-Macan trotz Soundengineering nicht bieten kann. Ein großer technischer Fortschritt ist auch die deutlich erhöhte Akku-Kapazität von 25,9 kWh (brutto), die nun eine E-Reichweite von bis zu 93 km ermöglicht. Im Test haben wir gute 70 Kilometer geschafft. Dank Rekuperation lädt sich die Batterie auch während der Fahrt immer wieder auf, was letztendlich zu einem Durchschnittsverbrauch von 6,5 Liter auf 100 km führte. Auch hier waren einige flotte Passagen auf der deutschen Autobahn mit deutlich über 200 km/h dabei. Den Panamera 4S E-Hybrid verkauft Porsche hierzulande ab 141.309,88 Euro, der Einstiegspreis für den 4 E-Hybrid (470 PS) liegt bei 126.384,82 Euro.
E-Fuels
Wie eingangs erwähnt, waren die Panameras mit E-Fuels betankt. Viele Expert:innen sehen in diesen synthetischen Kraftstoffen eine Lösung, um den Fahrzeugbestand CO₂-neutral gestalten zu können. Derzeit reichen die Produktionsmengen aber bei weitem nicht aus und zudem gibt es noch einige Herausforderungen zu lösen – auch in Porsches Pilotanlage in Chile, wie der zuständige Porsche-Teamleiter Karl Dums am Abend in Lech erklärte. Dums zeigt sich von der Technologie jedoch überzeugt, fordert aber auch ein klares Bekenntnis der Politik zu synthetischen Kraftstoffen. Kritiker:innen verweisen hingegen auf den geringen Wirkungsgrad von E-Fuels und den hohen Strombedarf, den man für die Herstellung benötigt. Deshalb sollten sie laut ihnen vor allem dort eingesetzt werden, wo Akkus keine Alternative darstellen – wie bei Flugzeugen und der Schifffahrt, nicht aber bei Pkw. Wohin die Reise der E-Fuels geht, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Porsche setzt jedenfalls auf mehrere Technologien, um den CO₂-Ausstoß seiner Fahrzeuge zu reduzieren.
Breit aufgestellt in die (elektrische) Zukunft
Porsche hat bei der Doppel-E-Ausfahrt bewiesen, dass man an der Elektrifizierungsstrategie festhält, dabei aber auf unterschiedliche Antriebsvarianten setzt. Damit können auch in Zukunft alle Zielgruppen bedient werden. Verbrenner-Freude können noch mehrere Jahre lang zu ihren bevorzugten Fahrzeugen greifen und Fans von Elektroautos kommen ebenfalls bereits jetzt auf ihre Kosten. Mit dem brandneuen 911 GTS T-Hybrid wurde erstmals auch die Marken-Ikone (dezent) unter Strom gesetzt, die Nachfolger von 718 Cayman und Boxster werden reine Elektroautos und der neue Cayenne wird mit Elektroantrieb als auch mit Verbrenner erhältlich sein. Darüber hinaus hat Porsche-Chef Oliver Blume den Start eines noch größeren SUV angekündigt. Dieses ist oberhalb des Cayenne positioniert, basiert auf der Plattform "SSP Sport" und soll in Leipzig gebaut werden (LEADERSNET berichtete).
Fotos von der Doppel-E-Ausfahrt sehen Sie in der Galerie.
www.porsche.at
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