Schaufensterpuppen beobachten Benetton-Kunden

Verstecktes Kamera-System soll Einkaufsverhalten dokumentieren. 

Benetton, Burberry und angeblich auch andere Ladenketten benutzen in den USA und drei nicht genannten Ländern in Europa Schaufensterpuppen der Sorte EyeSee. EyeSee ist ein neues Kamerasystem, das in die Augen von Schaufensterpuppen integriert wird. Der italienische Hersteller Almax SpA  hat die sehenden Plastik-Models entwickelt. So sollen neue Erkenntnisse über das Kaufverhalten der Kunden gewonnen werden. Dazu kommt Gesichtserkennungs-Software im Hintergrund zum Einsatz. In Zukunft plant Almax auch ein Mikrofon einzubauen, um die Überwachung weiter zu verfeinern, wie The Atlantic berichtet. Erste Reaktionen auf die versteckte Überwachung sind negativ.

Gesichtserkennung per Kamera

Die Hightech-Schaufensterpuppen haben anstelle eines ihrer Augen eine Kamera eingebaut, die mit einem Computer verbunden ist. Gesichtserkennungssoftware erfasst und speichert Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit der potenziellen Kunden im Sichtfeld der Kamera. "Unsere Schaufensterpuppen erlauben es, zu beobachten, wer von ihren Produkten angezogen wird", heißt es in einer Aussendung des Herstellers. Eine Speicherung des Bildmaterials selbst ist nicht vorgesehen. Laut Bloomberg plant Almax zukünftige Modelle auch mit einem intelligenten Mikrofon auszustatten, das Konversationen in seinem Umfeld nach bestimmten Schlüsselwörtern durchsucht.

"In Österreich ist die Rechtslage folgendermaßen: Solange wirklich nur gewisse Merkmale der Kunden statistisch ausgewertet werden, fällt das System nicht unter das Datenschutzrecht. Ist es möglich, auf einem Monitor in Echtzeit mitzusehen, ohne dass aufgezeichnet wird, müsste die Überwachung aber schon eindeutig für Kunden gekennzeichnet werden. Eine Speicherung des Videomaterials zu Marketingzwecken ist unzulässig, da die Datenschutzbestimmung das nur für bestimmte Zwecke, etwa die Verhinderung von Straftaten, zulassen", sagt Hans Zeger von der ARGE Daten.

Einkaufen mit Orwell

Unabhängig von der Datenschutz-Problematik finden viele Menschen eine solche versteckte Überwachung aber einfach gruselig, wie auch erste Reaktionen auf die Technologie im Netz beweisen. "Es handelt sich auf jeden Fall um einen Eingriff in die Privatsphäre. Die Kameras führen dazu, dass sich die Menschen beim Einkaufen beobachtet fühlen müssen, unabhängig davon, ob die Videodaten gespeichert werden oder nicht. In ähnlich gelagerten Fällen haben die Gerichte in Österreich solche Störungen der Privatsphäre meist nicht erlaubt", erklärt Zeger. Die Angst vor total überwachten Einkaufszentren ist vorerst also nicht begründet. Dafür sorgt neben der Gesetzeslage auch der stolze Preis der Hightech-Schaufensterpuppen. Pro Stück verlangt der Hersteller 4.000 Euro. (pte)

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