So beurteilen die Refurbed-Gründer das "Recht auf Reparatur"

| Tobias Seifried 
| 27.03.2023

Der Online-Marktplatz für runderneuerte Produkte sieht den EU-Gesetzesentwurf zwar positiv, ortet jedoch weiteren Nachholbedarf.

Die Einführung des "Rechts auf Reparatur" wurde bereits in mehreren strategischen Dokumenten der Europäischen Kommission angekündigt. Die in der Vorwoche erfolgte Veröffentlichung des Gesetzesentwurfs sei laut Expert:innen ein positives Signal für die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Refurbed will sich schon länger mit weiteren Unternehmen innerhalb des europäischen Verbands für Refurbishment (EUREFAS) für faire Voraussetzungen für den Aufbau einer langfristigen Kreislaufwirtschaft stark machen und nimmt Stellung zum aktuellen Vorschlag für das "Recht auf Reparatur".

"Essenzieller Meilenstein"

Das derzeitige lineare Modell von Produktion, Verbrauch und Abfallverarbeitung sei demnach nicht nachhaltig – viele der Ressourcen, von denen die Menschen abhängig sind, seien endlich. Deren Ausbeutung würde die Erde an ihre Grenzen bringen und die Lebensgrundlagen der Menschheit zerstören. Um dem entgegenzuwirken, sei der Übergang zu einem zirkulären Wirtschaftsmodell, der Kreislaufwirtschaft, notwendig. Das "Recht auf Reparatur" ist laut dem Online-Marktplatz für runderneuerte Produkte für dieses Vorhaben ein essenzieller Meilenstein. Denn die Reparatur und Wiederverwendung von Geräten sollten nicht nur eine Option, sondern die neue Norm auf europäischer Ebene sein. Fakt ist, dass durch eine längere Nutzungsdauer weniger Ressourcen verbraucht sowie weniger Emissionen ausgestoßen werden.

Kilian Kaminski, Co-Gründer von refurbed, kommentiert den Vorschlag der Europäischen Kommission so: "Obwohl wir die guten Absichten und den Willen der Kommission sehen, das Recht auf Reparatur voranzutreiben, bleibt der Vorschlag in seiner jetzigen Form leider hinter unseren Erwartungen. Er geht zwar auf einige wichtige Aspekte ein, das ist aber nicht ausreichend, um wirklich etwas zu bewirken. Wir brauchen langfristige, fast drastische Maßnahmen, um dem Klimawandel ausreichend entgegenzuwirken. Hier spielt die Wirtschaft eine riesige Rolle – 'Business as usual' darf es nicht mehr geben."

Forderungen von Refurbed

Refurbed fordert deshalb, dass neben den Aspekten des Vorschlags weitere Elemente berücksichtigt werden:

  • Verbraucher:innen müssen über die richtigen Informationen verfügen, um eine bewusste Kaufentscheidung treffen zu können. Eine Möglichkeit könne ein EU-Repair-Score sein, der die Käufer:innen darüber informiert, ob ein Produkt repariert werden kann bzw. wie einfach und mit welchen Kosten das verbunden sei
  • Der Reparatursektor sei nicht ausreichend entwickelt, weil er nie eine Priorität war, und das müsse sich ändern. Um die Reparatur zur Norm zu machen, bräuchte es finanzielle Anreize, die die Reparatur erschwinglich machen. Dies könnte laut Refurbed durch eine erweiterte Herstellerverantwortung erreicht werden.
  • Der Grundsatz "Reparatur vor Ersatz" sollte gesetzlich verankert werden. Der aktuelle Vorschlag wäre hier nicht stark genug. Produkte müssten reparaturfähig konstruiert werden – solange Hersteller beschädigte Produkte ersetzen dürfen, wenn dies billiger als eine Reparatur ist, werden sie das Design ihrer Produkte nicht anpassen. Ist eine Reparatur nicht möglich, so sollte der Ersatz durch einen wiederaufbereiteten Artikel erfolgen.
  • Refurbed zufolge müsste es auch ein Verbot von Praktiken geben, die die Reparatur behindern und einschränken. Dazu gehöre etwa ein Verbot von "part pairing" (Begrenzung der Reparatur durch Hardware, Software oder vertragliche Verpflichtungen). Dafür brauche es die Erlaubnis für unabhängige Marktteilnehmer:innen. Der aktuelle Vorschlag könnte Herstellern ein Quasi-Monopol auf Reparatur einbringen, da sie nicht ausreichend verpflichtet seien, die erforderlichen Informationen und Ersatzteile für den Reparatursektor zugänglich zu machen.
  • Der öffentliche Sektor soll als Vorbild dienen, indem er durch Vorschriften für das öffentliche Beschaffungswesen Anforderungen und Ziele für die Verwendung reparierbarer und aufgearbeiteter Produkte festlegt.

An einem Strang ziehen

"Wir zählen nun darauf, dass das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten im Rat diesen Vorschlag weiterentwickeln und damit ihrer Verantwortung nachkommen und somit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft leisten. Denn Kreislaufwirtschaft kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen – sowohl auf privater als auch auf politischer und wirtschaftlicher Ebene", so Kaminski abschließend.

www.refurbed.at

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