Zahlungsmoral in Österreich erstmals seit vielen Jahren im Sinkflug

| Redaktion 
| 24.10.2022

Laut dem KSV1870 soll 2023 der ganz große Einbruch kommen.

Erstmals seit vielen Jahren ist die Zahlungsmoral in Österreich im Sinkflug. Aktuell wird rund jede sechste Rechnung zu spät bezahlt. Im Vorjahr war es noch jede Siebente.

Nur die ersten Vorboten

Wie die Ergebnisse des Austrian Business Checks zeigen, dürfte es sich dabei nur um einen ersten Vorboten handeln. Denn die Hälfte der rund 1.500 Befragten erwartet, dass dieser Negativtrend im kommenden Jahr noch drastischere Ausmaße annehmen wird. Auch die Geschäftslage bleibt von den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen nicht unberührt. Diese wird, dank der im 1. Halbjahr 2022 noch bestehenden Hochkonjunktur, von 57 Prozent der Unternehmen als positiv bewertet.

Trotzdem bedeutet das ein Minus von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Verhalten die Aussichten auch bei den Investitionen: Nur mehr ein Drittel der Betriebe will die Anfang des Jahres geplanten Budgets tatsächlich ausgeben. Auch Preiserhöhungen würden daran nichts ändern.

© KSV1870

Unternehmen stoppen Investitionen

Aufgrund der aktuellen Probleme stehen immer mehr Unternehmen auf der Investitionsbremse und werfen den Anker. Nur noch 34 Prozent setzen zu Jahresbeginn geplante Investitionen vollständig um, 17 Prozent investieren in reduziertem Ausmaß, 24 Prozent wissen nicht, was sie tun sollen.

"Es ist alarmierend, wenn die Hälfte der Unternehmen auf Investitionen gänzlich verzichten muss und das obwohl drei von vier Betrieben bereits Preiserhöhungen vorgenommen bzw. angedacht haben, um die finanzielle Balance einigermaßen zu wahren. Denn in Österreich ist Innovation die Währung der Zukunft, aber sie braucht eben auch Geld", erklärt Ricardo-José Vybiral. Und so plädiert der CEO der KSV1870 Holding AG auch für die Neu-Einführung einer Investitionsprämie: "Darüber hinaus wird die Wirtschaft nicht ohne staatliche Unterstützung durch diese Krise kommen, dafür sind die aktuellen Belastungen einfach zu groß. Es sollten zumindest jene Unternehmen unterstützt werden, die eine sehr gute Fortbestandsprognose haben. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass eine gewisse Marktbereinigung - insbesondere bei Unternehmen, die seit Jahren schlechte Ratings aufweisen - zugelassen werden sollte."

Zahlungsmoral: Welle der Verschlechterung im Anmarsch

Noch kann zwar von einer halbwegs vernünftigen Zahlungsmoral gesprochen werden, doch die Krisenherde haben dennoch erste Auswirkungen auf das Zahlungsverhalten zur Folge. "Quer über alle Branchen hinweg werden bereits 18 Prozent aller Forderungen zu spät bezahlt. Das ist rund jede sechste Rechnung", erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. 

2023: Die große Verschlechterung?

Wie die aktuellen Ergebnisse zeigen, hat sich die heimische Zahlungsmoral in den vergangenen Monaten deutlich eingetrübt. Lediglich ein Drittel der Unternehmen ist davon nicht betroffen. Während rund die Hälfte der Betriebe bis zu fünf Prozent der Rechnungen nachlaufen muss, ist das für knapp 20 Prozent deutlich öfter der Fall. Am häufigsten geht es dabei um Forderungsverluste von bis zu 50.000 Euro. Was die Zahlungsmoral 2023 angeht, so sind die Aussichten massiv von den aktuellen Herausforderungen und Ängsten geprägt: 49 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung – ein Plus von 29 Prozent zum Vorjahr.

"Was wir heuer in Bezug auf die Zahlungsmoral sehen, sind nur Vorboten. Im nächsten Jahr rechnet jedes zweite Unternehmen mit vermehrten Zahlungsschwierigkeiten seiner Kunden und Geschäftspartner. Eine derart negative Einschätzung hat es bei unseren Umfragen noch nie gegeben", so Koch.

www.ksv.at

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