Das sind die Hauptgründe für Privatkonkurse

| Tobias Seifried 
| 13.07.2022

Während Corona kein entscheidender Faktor war, dürfte es bei der Teuerungswelle anders aussehen:"Eine solche Kostenexplosion verlangt einen noch sorgsameren Umgang mit den eigenen finanziellen Mitteln." 

Der KSV1870 hat am Mittwoch eine Analyse über die eröffneten Privatkonkurse des Jahres 2021 veröffentlicht. Demnach wurden mit 7.227 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im Vorjahr um ein Prozent weniger Fälle verzeichnet als im Jahr 2020. Dabei gelte "persönliches Verschulden" nach wie vor als die häufigste Ursache (30,2 Prozent), warum Menschen in eine Privatinsolvenz schlittern. Insbesondere die Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit führe häufig in die finanzielle Sackgasse – sie sei Ursache für jede fünfte Pleite von Privatpersonen in Österreich.

Platz 1 "verteidigt"

Im Jahr 2020 hat "persönliches Verschulden" die "ehemalige Selbständigkeit" als Ursache Nummer eins im Bereich des Privatkonkurses abgelöst – dieser Trend habe sich laut dem Kreditschutzverband im Vorjahr fortgesetzt. Während "persönliches Verschulden" als häufigster Grund auf 30,2 Prozent (+0,8 Prozent) gestiegen sei, habe der Faktor "ehemalige Selbständigkeit" einen leichten Rückgang verzeichnet. "Insbesondere was den Konsum betrifft, raten wir aufgrund der aktuellen Teuerungswelle zur Vorsicht. Dies sind keine Zeiten für unbedachte Handlungen, die schnell zum Zünglein an der Waage werden können. Vor allem für jene, die bereits in den vergangenen Jahren den finanziellen Spielraum ausgeschöpft haben", erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Die Überschätzung der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit spiele speziell in der Kategorie persönliches Verschulden eine tragende Rolle – sie sei hierzulande für jeden fünften Privatkonkurs (19,1 Prozent) verantwortlich. Speziell im Burgenland (33,1 Prozent) und der Steiermark (27,6 Prozent) sei dieser Aspekt besonders stark ausgeprägt – in Tirol (6,4 Prozent) falle dieser Wert hingegen am niedrigsten aus.

Bundesländerspezifische Unterschiede

Laut aktueller KSV1870 Analyse wurden im Vorjahr um drei Prozentpunkte weniger private Pleiten infolge einer früheren selbständigen Tätigkeit verzeichnet als im Jahr 2020. Trotzdem sei nach wie vor jeder vierte Privatkonkurs (25,4 Prozent) in Österreich auf diese Ursache zurückzuführen. Ein Blick in die Bundesländer zeige, dass im Burgenland (33,9 Prozent) der Anteil an Personen, die aufgrund einer ehemaligen Selbständigkeit in den Privatkonkurs geschlittert sind, am höchsten ausfalle. Besonders häufig sei dies auch in Salzburg (31,5 Prozent) und in Tirol (29,2 Prozent) der Fall – eher seltener in Vorarlberg mit 16 Prozent.

Corona-Pandemie mit Nebenrolle bedacht

Ähnlich wie im Vorjahr würden sich die Faktoren "Reduktion des Einkommens" mit 18,6 Prozent und "Lebenskrisen" mit 12,7 Prozent auch im zweiten Corona-Jahr auf konstantem Niveau bewegen. Während im Bereich der Einkommensreduktion vor allem das Thema Arbeitslosigkeit (15,2 Prozent) eine zentrale Rolle spiele, seien in punkto Lebenskrisen die Faktoren Scheidung (5,4 Prozent) und Schicksalsschläge (5,1 Prozent), etwa chronische Erkrankungen, von Bedeutung. Zu dieser Kategorie zählt im Übrigen auch die Corona-Pandemie (1,5 Prozent), die jedoch auch weiterhin nur eine Nebenrolle spiele – zumindest was die privaten Pleiten in Österreich anbelange.

"Die Corona-Krise hat bei Herrn und Frau Österreicher bis dato zu keiner massiven Steigerung von Privatkonkursen geführt. Aus heutiger Sicht scheint die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die finanziellen Auswirkungen der Pandemie gut abzufedern", erklärt Götze.

Teuerungswelle dürfte Spuren hinterlassen

Die aktuellen Preisentwicklungen werden die Menschen hingegen stärker treffen, insbesondere Personen mit niedrigeren Einkommen: "Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler privater Haushalte hat sich zuletzt aufgrund von Preissteigerungen und der Inflation massiv verändert. Eine solche Kostenexplosion verlangt einen noch sorgsameren Umgang mit den eigenen finanziellen Mitteln. Gleichzeitig dürfen die Menschen während einer derart gravierenden Teuerungswelle nicht im Regen stehen gelassen werden. Es braucht spürbare finanzielle Entlastung, und zwar jetzt."

Aufgrund der jüngsten Entwicklungen rechnet der KSV1870 bei der nächstjährigen Ursachenstatistik durchaus mit Verschiebungen.

www.ksv.at

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