Die Statistik Austria hat am Montag die Zahlen der Pkw-Neuzulassungen für das erste Halbjahr 2022 veröffentlicht. Laut den offiziellen Zahlen wurden in Österreich 108.606 Autos neu zugelassen, ein Minus von 19,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021. Der starke Rückgang hängt vor allem mit den Produktionsproblemen bzw. -ausfällen aufgrund stockender Lieferketten, Chip-Mangel, Corona-Lockdowns und den Krieg in der Ukraine zusammen. Denn eigentlich wären die Auftragsbücher der Hersteller bestens gefüllt, doch viele der bestellten Fahrzeuge können einfach nicht geliefert werden.
"Die Pkw-Neuzulassungen haben im ersten Halbjahr 2022 den tiefsten Wert seit 44 Jahren erreicht. Mit 108,606 Neuzulassungen wurden rund ein Fünftel weniger als im ersten Halbjahr 2021 gezählt, um 3,7 Prozent weniger als in dem durch COVID-19 geprägten ersten Halbjahr 2020 und um 38,3 Prozent weniger als 2019", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Alternative Antriebe am Vormarsch
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 gingen die Pkw-Neuzulassungen mit Dieselantrieb (24.088; -29,4 Prozent), mit Benzinantrieb (42.774; -21,3 Prozent) und mit (Plug-in-)Hybridantrieb (Benzin-Hybrid: 20 517; -11,1 Prozent; Diesel-Hybrid: 6 679; -10,1 Prozent) zurück. Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Elektrofahrzeugen macht sich nach zwei Jahren des Wachstums in der Halbjahresbilanz ebenfalls bemerkbar. Hier fällt das Minus jedoch deutlich geringer aus. Neuzulassungen von Pkw mit reinem Elektroantrieb (BEV) gingen um 5,6 Prozent auf 14.493 Pkw zurück, wobei im Burgenland (+6,7 Prozent), in Niederösterreich (+4,4 Prozent) und Wien (+0,3 Prozent) Zugewinne beobachtet wurden. Insgesamt waren 38,4 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge mit einem alternativen Antriebssystem (41.744; -9,1 Prozent) ausgestattet. Dem gegenüber standen 61,6 Prozent Pkw mit konventionellem Antrieb (Benzin: 39,4 Prozent; Diesel: 22,2 Prozent).
Von den 14.493 Elektroautos, die von Jänner bis Juni 2022 neu zugelassen wurden, entfielen 11.202 oder 77,3 Prozent auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften. 3.291 oder 22,7 Prozent der BEV-Pkw wurden von privaten Fahrzeughalter:innen neu zugelassen (2021: 16,0 Prozent; 2020: 22,4 Prozent). Bei Fahrzeugen mit Diesel- und Benzinantrieb lag der Anteil an privaten Fahrzeughalter:innen bei 21,7 Prozent bzw. 46,3 Prozent.
Volkswagen-Konzern bleibt Nummer 1
Unter den zehn wichtigsten Pkw-Marken blieb VW mit einem Anteil von 14,0 Prozent Marktführer. Dahinter folgten Skoda (Anteil: 8,7 Prozent), BMW (Anteil: 7,1 Prozent) und Audi (Anteil: 6,5 Prozent). Zuwächse im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 konnten unter den Top 10 Pkw-Marken bei Toyota (+41,9 Prozent), Kia (+12,3 Prozent) und Hyundai (+1,4 Prozent) beobachtet werden. Dagegen gingen die Pkw-Neuzulassungen bei Seat (-42,1 Prozent), VW (-30,2 Prozent), Skoda (-24,5 Prozent), Ford (-19,2 Prozent), Mercedes (-16,7 Prozent), BMW (-6,6 Prozent) und Audi (-3,7 Prozent) zurück.
Die Volkswagen Konzernmarken sind mit 41.129 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 37,9 Prozent stabilem Marktanteilsniveau unterwegs. Der Rückgang zum Vorjahr bewegt sich mit 22,9 Prozent etwas oberhalb der Entwicklung des Gesamtmarktes.
"Der heimische Automarkt ist weiter im Rückwärtsgang unterwegs. Halbleitermangel, lange Lieferzeiten und die durch die Ukraine-Krise gepushte Inflation lasten schwer. Wir sind zur Jahreshälfte an einem historischen Tiefstand angekommen, den es letztmals in den 1970ern gegeben hat", sagt Hans Peter Schützinger, Sprecher der Geschäftsführung der Porsche Holding Salzburg, und fügt an: "Der weitere Jahresverlauf wird nicht für eine rasche Besserung sorgen. Was am Jahresende bei den Neuzulassungen unterm Strich herauskommt, können wir nicht vorhersagen."
Durchschnittliche CO2-Emissionen
Die CO2-Emissionen von allen neu zugelassenen Pkw (inkl. Elektro- und Wasserstoffantrieb) betrugen laut vorläufigen Daten (basierend auf dem WLTP-Testverfahren) im ersten Halbjahr 2022 116,8 g/km (2021: 120,5 g/km). Bei neu zugelassenen Pkw mit Benzinantrieb wurde ein Durchschnittswert von 138,6 g/km (2021: 138,9 g/km), bei jenen mit Dieselantrieb ein Wert von 150,8 g/km (2021: 150,0 g/km) beobachtet. Die Flotten-Vorgabe der EU lautet 95 g/km. Davon sind wir also noch ein ganzes Stück entfernt. Hersteller, die den Grenzwert überschreiten, werden zu Strafzahlungen verdonnert.
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