Wie viel der ORF für sein Kinderprogramm ausgibt, ist zwar geheim, es dürfte aber kaum verwundern, dass ein Bärenanteil dabei Thomas Brezina und seinen Firmen zukommen dürfte.
Codewort: Schmalz?
"Schmalz" ist das das Schlüsselwort bei den Recherchen zu Geldflüssen zwischen dem ORF und Thomas Brezina beziehungsweise seinen Firmen. Der Standard fragte sich, ob die ORF-Mittel für das von Brezina produzierte Kinderfernsehen tatsächlich sachgerecht verwendet wurden. Grundlage der Recherchen sind Unterlagen von Kalkulationen von Brezinas Produktionsfirma, der Tower10 KidsTV. Demnach gibt es in einer Datei namens "Planspiel" eine Spalte namens "Schmalz", die einen Millionenbetrag anführt, der nicht klar zugeordnet werden kann. Allerdings taucht der Betrag nur in den Kalkulationen auf – beim ORF betont man, nicht zu viel bezahlt zu haben.
Auffällig in den Unterlagen der Brezina-Firma sind Kosten, die unter dem Titel "Schmalz" vermerkt sind und weder Produktionskosten noch anderen Fixkosten zuzuordnen sind. Der "Schmalz"-Anteil an den Kosten einer Produktion variierte und lag im Jahr 2017 zwischen zehn und 90 Prozent aus. Insgesamt waren in diesem Jahr 350.000 Euro als "Schmalz" angeführt, so der Standard.
Zwischen 2014 und 2017 addierte sich der Betrag auf 1,4 Millionen Euro. Was hinter "Schmalz" steckt, wofür es steht und für welche Leistung hier Geld bezahlt wurde, ist nicht bekannt. Allerdings zitiert der Standard eine angebliche ehemalige Mitarbeiterin von Tower10 KidsTV, die in einer anonymen E-Mail an die ORF-Generaldirektion auf "große Geldsummen" hinwies, die "auf Kosten des öffentlich-rechtlichen Kinderprogramms" veruntreut worden sein sollen.
ORF: Kalkulation wurde gewissenhaft überprüft
Der ORF verweist wiederum auf Gedankenspiele des damaligen Geschäftsführers der Brezina-Firma und darauf, die Kalkulationen genau geprüft zu haben: Der ORF habe weder von der Datei "Planspiel" noch von der darin enthaltenen Spalte "Schmalz" Kenntnis, heißt es nach Anfrage durch die Kleine Zeitung. Es habe sich laut ORF "lediglich um Gedankenspiele und Annahmen des damaligen Geschäftsführers" gehandelt. berichtet die Kleine Zeitung. Am Küniglberg verweist man darauf, die Produktionskalkulation gewissenhaft und mehrmals geprüft zu haben und stellt eine neuerliche Prüfung in den Raum: "Generell ist erneut festzuhalten, dass der ORF die Produktionskalkulation gewissenhaft und mehrmals geprüft hat. Die Positionen der einzelnen Formatkalkulationen, die Allgemeinkosten sowie die verrechneten Handlungsunkosten und der Gewinn waren nachvollziehbar." (red)
www.orf.at
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