"Betriebe, die jetzt handeln und auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz setzen, sichern sich einen klaren Wettbewerbsvorteil"

Ulrike Rabmer-Koller, Geschäftsführerin der Rabmer Gruppe, erzählt im exklusiven Interview wie Rabmer den Vereinigten Arabischen Emiraten beim Wassersparen hilft und warum keine Innovation ohne das zweite "I" funktionieren kann.

Eine Innovation der österreichischen Rabmer Gruppe soll Dubai beim Wasser- und Energiesparen helfen: Ecoturbino, eine Mini-Turbine für die Dusche, spart rund 40 Prozent bei gleichbleibendem Duschkomfort. Im Zuge der österreichischen Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von Bundesministerin Margarete Schramböck wurde Ende vergangenen Jahres der Deal besiegelt. LEADERSNET hat Rabmer- Geschäftsführerin Ulrike Rabmer-Koller zum Interview gebeten und mit ihr über diesen Auftrag, was das zweite neue Produkt "Aquabion" im Gegensatz zu herkömmlichen Entkalkungsanlagen alles kann, über "GreenTech Made in Austria" und welche Themen heuer noch auf der Agenda stehen gesprochen.

LEADERSNET: Nachhaltigkeit und Umwelttechnologie sind seit Jahrzehnten in der DNA der Rabmer Gruppe verankert. Warum haben Sie schon so lange bevor das Thema in der breiten Masse relevant wurde darauf gesetzt?

Rabmer-Koller: Umweltschutz war mir persönlich schon immer ein sehr großes Anliegen und so setze ich auch einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit in meinem Unternehmen. Die Rabmer Gruppe wurde 1963 von meinen Eltern als Bauunternehmen gegründet. Ich führe den Betrieb nun in  zweiter Generation und habe diesen zum international tätigen Bau- und Umwelttechnikunternehmen weiter ausgebaut. Seit mittlerweile mehr als 30 Jahren entwickeln und vertreiben wir innovative Klimaschutzlösungen. Begonnen haben wir damals als Europapionier in der grabungsfreien Rohrsanierung. Im Laufe der Jahre haben wir die Produkt- und Technologiepalette erweitert. So beschäftigen wir uns in diesem Bereich nun auch mit Wasser- und Energieeffizienz, Wasseraufbereitung, umweltfreundlichem Kalk- und Korrosionsschutz sowie mit Energie aus Abwasser und Abluft zum erneuerbaren Heizen und Kühlen von Gebäuden.

Als Klimabündnisbetrieb und Träger des Österreichischen Bundesumweltzeichens setzen wir auch im eigenen Betrieb viele Maßnahmen in allen Unternehmensbereichen. Diese bringen eine Win-Win-Situation für die Umwelt und mein Unternehmen – denn wir reduzieren nicht nur den CO2 Ausstoß, sondern wir sparen damit auch entsprechend Betriebskosten.

LEADERSNET: Die Rabmer Gruppe wurde als Spezialist im Bereich Rohrsanierung bekannt. Jetzt setzen Sie stark auf Energie aus Abwasser, wie schätzen Sie hier das Potential ein? 

Rabmer-Koller: Energie aus Abwasser ist aktuell einer unserer Technologie-Schwerpunkte. Alleine im Wohnsektor werden 73 Prozent der verwendeten Energie für das Heizen und Kühlen inkl. Warmwasseraufbereitung eingesetzt – derzeit hauptsächlich aus CO2 kritischen Energiequellen. Hier braucht es also dringend erneuerbare Alternativen. Mit der Abwasserwärme steht uns ganzjährig, rund um die Uhr ein riesiges umweltfreundliches Energiepotential zur Verfügung, welches wir mittels modernster Wärmetauscher- und Wärmepumpentechnologie gewinnen und sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen von Gebäuden einsetzen. Für diese innovative Technologie wurden wir 2021 auch mit dem Hermes.Klimaschutzpreis und dem OÖ Regionalitätspreis in der Kategorie Erneuerbare Energie ausgezeichnet.

LEADERSNET: Mit ihrem Aquabion Kalk- und Korrosionsschutz setzten Sie wesentliche Akzente in der umweltfreundlichen Wasseraufbereitung. Was kann dieses Produkt genau?

Rabmer-Koller: Österreich ist bekannt für sein hervorragendes und natürliches Trinkwasser, wofür der hohe Anteil von gesundem Kalzium und Magnesium mitverantwortlich ist. Doch genau diese Mineralien verursachen auch die Bildung von Kalk – je mehr davon im Wasser ist, desto härter ist es und desto mehr Probleme mit Kalkablagerungen gibt es. Kostspielige Reparaturen, der oftmalige Tausch von Geräten, erhöhte Energiekosten für Warmwasser und ein deutlich höherer Reinigungsaufwand sind die Folge. Zusätzlich kann es vor allem bei älteren Häusern mit metallischen Rohrleitungen zu verstärkten Korrosionsproblemen kommen, was zu rostigem Wasser und im Extremfall auch zu Rohrbrüchen führt. Kurz gesagt: je mehr Kalk im Wasser ist, desto gesünder ist es für unseren Körper, aber auch umso schlechter ist es für Rohre, Anlagen und (Haushalts-) Geräte.

LEADERSNET: Ist dann nicht einfach Entkalkung die Lösung?

Rabmer-Koller: Nein, Trinkwasser zu entkalken, kann aber unserer Meinung nach nicht die Lösung sein, denn das bedeutet weniger an wertvollem Kalzium und Magnesium im Wasser zu haben. Beide Mineralien sind lebensnotwendig und wichtige Geschmacksträger, d.h. durch das Entkalken verliert das Wasser auch an Geschmack. Ich war daher schon länger auf der Suche nach einer umweltfreundlichen Technologie, welche das Problem mit Kalk auf nachweisbarer, wissenschaftlich fundierter Methodik lösen kann und trotzdem das Trinkwasser nicht verändert.

Mit dem Aquabion Kalk- und Korrosionsschutz bieten wir eine zuverlässige und 100 prozentige umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Entkalkungsanlagen. Diese patentierte und geprüfte Technologie verhindert Kalkablagerungen und Rostbildung bzw. baut bereits vorhandene Ablagerungen im Rohrsystem schrittweise ab. Und das alles ohne Einsatz von Chemie, ohne Strom oder Magnete sowie für mindestens fünf Jahre wartungsfrei.

Das Besondere am Aquabion ist, dass das Wasser nicht entkalkt, sondern nur die Anhaftung des Kalks verhindert wird. Damit bleibt das Wasser in seiner natürlichen Form mit den gesunden Mineralstoffen erhalten und der gute Geschmack wird nicht beeinträchtigt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: geringere Kosten, einfachere Reinigung, kein laufender Wartungsaufwand, umweltfreundlich und Erhalt des gesunden, gut schmeckenden Trinkwassers.

LEADERSNET: Gibt es bereits Unternehmen, die auf Aquabion setzen?

Rabmer-Koller: Zu unseren zufriedenen Kunden zählen neben vielen Eigenheimbesitzern, Hauverwaltungen und Wohnungsgenossenschaften auch Unternehmen wie die ÖBB, Vöslauer, Starlim & Sterner, Rübig oder Borealis. Aber auch in der Hofburg oder im Stift Sankt Florian werden die alten metallischen Rohrleitungen vor Kalk und Korrosion mit dem Aquabion geschützt.

LEADERSNET: Im Rahmen der Weltausstellung in Dubai durften Sie mit einer Wirtschaftsdelegation aus Österreich Kooperationsverträge mit den Emiraten unterzeichnen. Worum geht es hier genau?

Rabmer-Koller: Mit unserem Ecoturbino haben wir ein kostengünstiges und einfaches Tool mit enormem Wasser- und Energiespar-Potential geschaffen. Rund ein Drittel des gesamten Wasserverbrauchs in Haushalten, Hotels oder Sportstätten wird alleine für Duschen und Körperpflege benötigt – eine sehr große Menge. Hier zahlt sich Sparen aus. Herkömmliche Spar-Duschköpfe haben aber einen großen Nachteil: Weniger Wasser bedeutet hier auch weniger Duschkomfort. Mit der patentierten Ecoturbino Technologie haben wir die Lösung – durch eine kleine einfach zu installierende Turbine, wird ein stark verwirbeltes Wasser-Luftgemisch erzeugt, welches rund 40 Prozent Wasser und Energie und damit auch Kosten und CO2 einspart – ohne dass die Duschstrahlintensität abnimmt.

In Österreich und Europa haben wir bereits viele Kunden. Vor allem Studentenheime, Kurbetriebe, Schulen, Fitnesscenter, Industriebetriebe sowie namhafte Hotels verwenden schon unser Produkt und tragen damit ihren Teil zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei. Durch die Kooperation zwischen Rabmer und unserem Vertriebspartner Danway kommt das innovative Wassersparsystem "Made in Austria" jetzt auch in Dubai zum Einsatz, wo die Vertragsunterzeichnung im November unter Anwesenheit von Bundesministerin Margarete Schramböck und WKO-Vizepräsidentin Carmen Goby sowie Vertretern aus VAE stattfand.

LEADERSNET:  Was hat Sie zu dieser Kooperation bewogen?

Rabmer-Koller: Wasser ist Mangelware in einer Wüstenstadt und der ressourcenschonende Umgang ist absolut notwendig. Was viele nicht wissen – vor allem die Erzeugung von warmem Duschwasser ist enorm energieintensiv. In Dubai gibt es zum Beispiel rund 100.000 Hotelzimmer. Wenn wir nur 20  Prozent davon mit dem Ecoturbino ausstatten, lassen sich dadurch jedes Jahr 430 Millionen Liter Wasser, 17 Millionen kWh Energie und 5.600 Tonnen CO₂ einsparen. Das wäre nicht nur ein verantwortungsbewusster Umgang mit wertvollem Wasser, sondern gleichzeitig auch ein wesentlicher Beitrag zur Energieeffizienz und zum Klimaschutz.

LEADERSNET: Sie sind auch Vorsitzende der Nachhaltigkeitsunit der Leitbetriebe Austria. Welche Visionen werden hier verfolgt?

Rabmer-Koller: Die Wirtschaft ist ein wichtiger Schlüssel für die Erreichung der Klimaschutzziele. Gerade in Österreich haben wir viele großartige Unternehmen, die entweder Umwelt- und Klimaschutz als Geschäftsmodell haben oder bereits im Unternehmen viele Maßnahmen setzen. Leitbetreibe Austria hat sich zum Ziel gesetzt, die Mitgliedsbetriebe beim Thema Nachhaltigkeit zu unterstützen und die Ökologisierung in den Betrieben voranzutreiben. Dabei stehen Veranstaltungen, fachliche Information und Best Pratices sowie die praktische Umsetzung und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks an erster Stelle.

Wichtig ist aber auch, im Dialog mit Steakholdern immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Wirtschaft Teil der Lösung ist und es letztendlich eine Win-Win- Situation zwischen Ökologie und Ökonomie braucht, um die Klimaziele erreichen zu können. Jeder kann etwas tun und jede Maßnahme zählt. Und ich bin mir sicher: Betriebe, die jetzt handeln und Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Unternehmensstrategie integrieren, sichern sich einen klaren Wettbewerbsvorteil.

LEADERSNET:  Wird es gelingen, den Turnaround zum Thema Nachhaltigkeit für die nächste Generation zu schaffen?

Rabmer-Koller: Wir haben nur eine Erde, also braucht es unsere gemeinsame Anstrengung, um diese auch für unsere Kinder und Enkelkinder noch lebenswert zu erhalten. Für mich sind wesentliche Faktoren dabei die 4 I's: Innovation, Investition, Information und Internationalisierung. Innovation und Technologie sind die "Gamechanger". Wir brauchen also noch eine größere Anstrengung im Bereich Forschung und Entwicklung. Zusätzlich muss Technologieoffenheit gewährleistet sein, denn beschränkt man sich zu bald auf eine Technologie, wird Innovation in anderen Bereichen eingeschränkt. Auch jetzt gibt es schon viele innovative Ideen und Technologien, diese müssen aber flächendeckend eingesetzt werden. Dazu braucht es das zweite "I", die "Investitionen", sowohl von privaten Investoren wie auch der öffentlichen Hand. Diese muss auch als Vorbild für Klimaschutzmaßnahmen vorangehen. Darüber hinaus braucht es flächendeckende Information und Bewusstseinsbildung über Technologien und entsprechende Maßnahmen.

Last but not least kommt der Internationalisierung ein hoher Stellenwert zu. "GreenTech Made in Austria" hat international einen guten Ruf und kann wesentlich dazu beitragen, dass auch in anderen Regionen der Welt die Klimaziele erreicht werden und gleichzeitig bei uns Wachstum und Beschäftigung erhöht wird.

LEADERSNET: Ist dieser aufgrund von neuen Technologien möglich? Oder werden wir unser "Luxus"-Leben verändern müssen?

Rabmer-Koller: Bereits kleine Veränderungen bewirken viel und tun nicht weh – und innovative Ideen und Technologien helfen uns dabei. Das zeigt etwa auch unser Ecoturbino: Mit der kleinen Turbine, die jeder mit nur wenigen Handgriffen selbst an der Duscharmatur installieren kann, spart man wie bereits angesprochen rund 40 Prozent Wasser, Energie und Kosten und senkt damit auch den CO2-Ausstoß nachhaltig – zugleich muss man auf keinen Komfort verzichten und genießt ein gleichbleibendes Duschgefühl.

LEADERSNET:  Sollen wir uns auf die Zukunft freuen, oder ist diese doch eher mit Respekt zu erwarten?

Rabmer-Koller: Natürlich können wir uns auf die Zukunft freuen. Gleichzeitig sollten wir Bewusstsein für den Schutz unseres Planeten schaffen und auch andere zu Klimaschutzmaßnahmen ermutigen. (jw)

www.rabmer.at

Impressionen von der Reise der österreichischen Wirtschaftsdelegation nach Dubai finden Sie in unseren Galerien:

 

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