"Das Tolle an EHL ist, dass wir viele Standbeine haben, die sich oft unterschiedlich entwickeln"

Michael Ehlmaier, CEO von EHL Immobilien, im Interview über 30 Jahre EHL, die Immobilienbranche als Krisengewinner, den ausländischen Investorenmarkt, wie Homeoffice den Markt für Gewerbeimmobilien beeinflusst und mit welcher Vision das Unternehmen in die Zukunft geht.

LEADERSNET: Geht die Immobilienbranche als Krisengewinner aus der Pandemie hervor?

Ehlmaier: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten suchen Anleger Sicherheit in Realveranlagungen. Daher sind vor allem Wohnimmobilien bei Privatinvestoren aktuell besonders gefragt. Institutionelle Investoren präferieren neben dem Segment Wohnen auch Logistikimmobilien, die sich auf Grund des boomenden Online-Geschäftes einer besonderen Nachfrage erfreuen sowie langfristig an Top-Unternehmen und Institutionen vermietete Gewerbeobjekte. Aber es gibt auch im Immobilienbereich Segmente, die von der Pandemie stark betroffen sind und durch den neuerlichen Lockdown zurückgeworfen werden. Da sind vor allem die Hotelbranche sowie überregional strahlende Einkaufszentren zu nennen, die sich in einer außerordentlich herausfordernden Phase befinden.

Deshalb muss man die Immobilienbranche differenziert sehen, wo es natürlich Bereiche gibt, die sich im Moment höherer Nachfrage erfreuen, aber leider auch andere Segmente, wo man schwer unter den Auswirkungen der Pandemie leidet.

LEADERSNET: Mit dem 30-jährigen Firmenjubiläum setzt EHL Maßstäbe. Was ist die DNA von EHL?

Ehlmaier: Das ist eine Mischung aus Vertrauenswürdigkeit, Fachkompetenz, Integrität, Neugier, Fleiß und vor allem Freude am Umgang mit Menschen, sowohl mit Kunden als auch Mitarbeitern. Wenn all das vorhanden ist, ist die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg gelegt.

LEADERSNET: Wie haben sich die einzelnen Geschäftsfelder des Immobilien-Business entwickelt? 

Ehlmaier: Das Tolle an EHL ist, dass wir viele Standbeine haben, die sich oft unterschiedlich entwickeln und dadurch auch in herausfordernden Zeiten eine stabile Entwicklung gewährleistet ist.

Der Bürobereich ist im Moment durch ein Abwarten der Mietinteressenten geprägt, da noch nicht klar ist, ob durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Home-Office überhaupt Bürofläche wegfallen wird oder ob man sich nicht eher wegen der geänderten Kommunikationsbedürfnisse andere und damit mehr Flächen wie Besprechungs- und Gemeinschaftsräume, Sozialbereiche, Ruhezonen, etc. benötigt. Im Einzelhandelsbereich, wo man wegen der mehrmaligen lockdown-bedingten Schließungen kaum Nachfrage nach Geschäftsflächen vermutet hätte, drängen neue Ketten mit innovativen Konzepten auf den Markt und sorgen für guten Flächenumsatz.

Logistikflächen sind europaweit Mangelware und erfreuen sich bester Nachfrage. Im Wohnungsbereich ist auch in den kommenden Jahren auf Grund der fortschreitenden Urbanisierung und der demographischen Entwicklung mit kontinuierlichem Wachstum zu rechnen, auch wenn der Anstieg bei Grundstücks- und Baupreisen eine Herausforderung für alle Marktteilnehmer darstellt.

LEADERSNET: Wie sieht die Lage bei den Investoren aus?

Ehlmaier: Im Investmentbereich sind derzeit alle Immobilienarten stark nachgefragt, die sicheren Cash-Flow versprechen, vom langfristig vermieteten Büroobjekt bis zur Vorsorgewohnung.

LEADERSNET: Droht eine Immobilienblase am Standort Wien?

Ehlmaier: Eine Immobilienblase bildet sich in der Regel dort, wo Immobilien nicht der Nutzung wegen (Vermietung oder Eigennutz), sondern als – kurzfristiges – Spekulationsobjekt mit hohem Fremdfinanzierungsanteil gekauft werden. Im Moment sehen wir eine derartige Entwicklung nicht und daher auch keine Blase.

LEADERSNET: Inwieweit wird der Trend zum Homeoffice den Gewerbe-Immobilien-Bereich beeinflussen?

Ehlmaier: Sicher ist, dass es auch zukünftig stationäre Büros gehen wird. Inwieweit die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Home-Office aber einen geringeren Bedarf an Büroflächen zur Folge hat oder auf Grund der geänderten Flächenanforderungen (beispielsweise höhere Qualität der Sozial-und Kommunikationsflächen) der Flächenbedarf pro Mitarbeiter sogar steigen wird, ist noch offen. Im Moment sind wir jedoch in einer Übergangsphase, wobei wir nicht von einem sinkenden Büroflächenbedarf ausgehen.

LEADERSNET: Wie entwickelt sich der ausländische Investorenmarkt am nationalen Immobilien-Standort?

Ehlmaier: Im Moment ist der Investorenmarkt nahezu ausschließlich deutschsprachig. Das liegt allerdings nicht an der Sprachbarriere, sondern vor allem an der nach wie vor eingeschränkten Möglichkeit zu reisen. Erst wenn diese Restriktionen endgültig überwunden sein werden, gehen wir wieder von einem international ähnlich breit gefächerten Investorenspektrum aus, wie wir es bis 2019 gewohnt waren.

LEADERSNET:  Welche Visionen hat EHL für die nächsten 30 Jahre?

Ehlmaier: Kein Zwang, einen bestimmten Umsatz oder eine bestimmte Unternehmensgröße erreichen zu müssen, aber offen zu sein, für alle Chancen, die sich in den nächsten 30 Jahren mit Sicherheit ergeben werden. Dies gemeinsam mit unseren tollen Mitarbeitern und treuen Kunden. Unsere Vision ist im Grunde die gleiche wie vor 30 Jahren: motivierte Mitarbeiter, die erfolgreiche Abwicklung spannender Immobilienprojekte sowie zufriedene Kunden, die uns weiter ihr Vertrauen schenken. (red)

www.ehl.at

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