Blitzstart der Erholung in Österreich

"UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator": Wirtschaftsleistung dürfte bereits Ende 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

Die Konjunkturstimmung in Österreich verbessert sich weiter. Das geht aus dem aktuellen "UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator" hervor, der im Juni mit einem Anstieg auf 5,9 Punkte ein Allzeithoch erreichte. "Die wirtschaftliche Lage und die unmittelbaren Aussichten wurden von der österreichischen Wirtschaft noch nie so positiv beurteilt wie zur Jahresmitte 2021", erklärt UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Starke Gegenbewegung kompensiert Einbruch

Die laufende starke Verbesserung des Indikators unterstreiche, dass sich im Verlauf des Frühjahrs die wirtschaftliche Dynamik in Österreich kontinuierlich erhöht hat. "Der zweite pandemiebedingte wirtschaftliche Einbruch während des Winters dürfte im zweiten Quartal dieses Jahres mit einer starken Gegenbewegung sogar bereits kompensiert worden sein" so Bruckbauer.

Nach dem Sommer werde sich der Aufholprozess der österreichischen Wirtschaft in einem Umfeld, das erneut von höheren Infektionszahlen gekennzeichnet sein dürfte, jedoch verlangsamen, prophezeit der UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom: "Wir gehen aber davon aus, dass sich die Erholung als nachhaltig erweisen wird. Die österreichische Wirtschaftsleistung dürfte bereits Ende 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Aktuell liegen wir noch rund 3,5 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau.", meint Bruckbauer.

Verbesserung der Konjunkturstimmung in allen Wirtschaftssektoren

Alle Sektoren der österreichischen Wirtschaft sind, dem "Konjunkturindikator" zufolge, aktuell von einer Hochstimmung erfasst. Die Industrie hat den Produktionseinbruch während der Pandemie sogar bereits kompensiert und die Geschäftserwartungen haben sich zur Jahresmitte erneut erhöht. Während die Unterstützung durch das internationale Umfeld etwas nachzulassen beginnt, sorgt die deutlich verbesserte Auftragsentwicklung aus dem Inland für noch mehr Optimismus.

Auch die Erholung am Bau setzt sich angesichts voller Auftragsbücher beschleunigt fort. Der Dienstleistungssektor hat nach der Wiedereröffnung aller Sparten ab Mitte Mai einen dynamischen Neustart geschafft, der aktuell die Stimmung sogar auf ein Drei-Jahres-Hoch verbessert hat. Zudem stärkt die Verbesserung der Verbraucherstimmung infolge der anhaltenden Entspannung am Arbeitsmarkt die weiteren Aussichten für die Dienstleistungen in den kommenden Monaten.

Inlandsnachfrage steigt

Der starke Konjunkturaufschwung ab dem Frühjahr wurde durch hohe Zuwächse im Export eingeleitet, der von der Erholung des globalen Handels profitierte. In der Folge setzte eine Beschleunigung der Investitionstätigkeit ein, die anfangs nur von den Investitionsgütersparten getragen wurde. Seit der generellen Öffnung der Wirtschaft inklusive der Dienstleistungsbereiche hat die Investitionstätigkeit an Breite gewonnen, und der Konsum unterstützt den Neustart der österreichischen Wirtschaft immer stärker.

Neben Nachholeffekten wird der Konsum in den kommenden Monaten zunehmend zur tragenden Säule der Erholung, da der Abbau der Ersparnisse, die sich während der Pandemie aufgrund mangelnder Konsummöglichkeiten angehäuft haben, dauerhaft für mehr Nachfrage sorgen dürfte. "Für 2021 ist ein Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent erreichbar. Für 2022 ist dank des hohen statistischen Überhangs sogar ein Plus von 5,5 Prozent in Reichweite", sagt UniCredit Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl.

Viele offene Stellen

Der Aufschwung der heimischen Wirtschaft schlägt sich positiv auf die Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt nieder. "Seit Jahresbeginn steigt in Österreich kontinuierlich die Beschäftigung, die zur Jahresmitte 2021 mit über 3,8 Millionen nur noch knapp unter dem absoluten Rekordstand vor Ausbruch der Pandemie liegt. Dennoch suchen um rund 50.000 Personen mehr als vor der Pandemie in Österreich noch eine Arbeitsstelle. Die Arbeitslosenquote liegt saisonbereinigt daher auch mit 8,1 Prozent zur Jahresmitte 2021 um noch rund einen Prozentpunkt über dem Ausgangswert vor der Pandemie", meint Pudschedl.

Die aktuell noch höhere Arbeitslosenquote weise auf zunehmende strukturelle Probleme am österreichischen Arbeitsmarkt hin. Für viele Branchen stehen passend qualifizierte und örtlich greifbare Mitarbeiter:innen offenbar nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung, obwohl seit dem Beginn der Pandemie das Arbeitskräfteangebot in Österreich um mehr als 60.000 Personen bzw. 1,5 Prozent zugenommen hat.

Angesichts des anhaltenden Erholungstempos wird sich die Arbeitslosenquote in Österreich von durchschnittlich 9,1 Prozent im ersten Halbjahr 2021 noch auf voraussichtlich 8,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2021 verringern. Für 2022 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 7,8 Prozent. Gegen Jahresende 2022 wird die Arbeitslosenquote wieder auf Vorkrisenniveau gefallen sein.

Inflation steigt auf über drei Prozent

Die wirtschaftliche Erholung hat in den vergangenen Monaten in Österreich zu einer höheren Teuerung geführt. Nach einem moderaten Jahresbeginn hat die Inflation bis zur Mitte 2021 auf beinahe drei Prozent im Jahresvergleich beschleunigt. Bestimmend für den Anstieg war vor allem die deutliche Verteuerung von Erdöl, sodass die Preisgruppe Energie für rund zwei Drittel des Inflationsanstiegs im ersten Halbjahr verantwortlich war.

Der Höhepunkt der Inflationsentwicklung mit Werten knapp über der Drei-Prozent-Marke ist für den Spätherbst zu erwarten, wenn auch das Ölpreisdifferenzial zum Vorjahr am höchsten sein wird. Rund um den Jahreswechsel 2021/22 sollte die Inflation in Österreich – unterstützt durch das Auslaufen von preistreibenden Lieferengpässen – wieder abklingen. Der Inflationsanstieg sei als temporär einzustufen, da im Wesentlichen kein Anspringen einer Lohn-Preis-Spiral zu erwarten sei.  (red)

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