LEADERSNET: Volvo befindet sich auf dem Weg zu einem vollelektrischen Premium-Automobilhersteller. Wie viel Strecke wurde dabei schon zurückgelegt?
Claude: Volvo hat sich zum Ziel gesetzt, dass mit 2025 bereits 50 Prozent des Absatzes auf vollelektrische Fahrzeuge entfällt – ab 2030 werden dann nur noch reine Elektroautos, sogenannte BEVs, produziert und dementsprechend verkauft. Im Augenblick beträgt der Anteil an verkauften vollelektrischen Fahrzeugen bereits über elf Prozent in Österreich – und das obwohl Volvo erst zwei Modelle (Volvo XC40 und C40) auf den Markt gebracht hat. Bis 2025 werden noch weitere vier folgen – dementsprechend steht der Zielerreichung nichts im Wege.
LEADERSNET: Mit welchen Technologien fährt man in die Zukunft?
Claude: Wie man schon aus den vorher genannten Punkten ersehen kann, ist für Volvo die Antriebsform der Zukunft vollelektrisch. Dabei spielen Effizienz und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. So arbeitet Volvo Cars mit dem führenden schwedischen Batteriehersteller Northvolt zusammen, um bereits in naher Zukunft die Energiedichte in den Batteriezellen im Vergleich zu den aktuell auf dem Markt angebotenen Akkus um bis zu 50 Prozent zu erhöhen. Darüber hinaus wird ein Fokus auf die Nachhaltigkeit in der Batterieproduktion – Einsatz von 100 Prozent erneuerbare Energie in der Fertigung – auf geschlossene Recycling-Kreisläufe wie Wiederaufbereitung und Wiederverwendung sowie die verantwortungsvolle Beschaffung der notwendigen Rohstoffe per Blockchain gelegt.
Des Weiteren wird auch die Software Entwicklung inhouse verlagert. Die nächste Volvo Modellgeneration nutzt bereits das eigene VolvoCars.OS-Betriebssystem. Dadurch können Entwicklungszyklen rapide verkürzt werden. Volvo Cars erhält dadurch die Möglichkeit, die Flexibilität zu verbessern, die Entwicklungsgeschwindigkeit zu erhöhen und neue Dienste, Techniken und Software schneller einzuführen – insbesondere durch Over-the-Air Updates.
Um von der Softwareentwicklung im eigenen Haus zu profitieren, zentralisiert Volvo Cars auch die Datenverarbeitung in seinen vollelektrischen Fahrzeugen in einem Hauptsystem. Dadurch entfällt ein Großteil der Komplexität. Anstatt sich auf mehrere elektronische Steuereinheiten im Fahrzeug zu verlassen, die einzelne Funktionen und Systeme steuern, wird die intern entwickelte Software in einem leistungsstarken Core Computer gebündelt.
LEADERSNET: Können Sie das genauer erläutern?
Claude: Das Core-Computing-System, das erstmals in einem neuen, 2022 vorgestellten Volvo Modell zum Einsatz kommen wird, besteht aus drei Hauptrechnern. Diese unterstützen sich gegenseitig bei der Verarbeitung von Bildern und künstlicher Intelligenz, allgemeinem Computing und Infotainment.
Volvo Cars vollzieht die Umstellung auf Eigenentwicklung und zentrales Computing aber nicht im Alleingang, sondern in Zusammenarbeit mit führenden Branchenunternehmen. Dazu gehören Nvidia, mit dem das Unternehmen beim Core Computing zusammenarbeitet, und Google als Co-Entwicklungspartner für die Infotainment- und Konnektivitätssysteme.
LEADERSNET: Welchen Stellenwert hat autonomes Fahren in diesem Zusammenhang?
Claude: Einen weiteren Meilenstein in der Sicherheitstechnologie setzt Volvo Cars mit dem Einsatz von Echtzeitdaten, das sind Verkehrsdaten aus realen Situationen. Diese helfen bei der kontinuierlichen und schnellen Verbesserung der Assistenz- und Sicherheitssysteme. Zum Beispiel liefert die von Luminar entwickelte hochauflösende LiDAR-Technik Informationen zur Fahrzeugumgebung. Die Volvo Ingenieure sind dadurch in der Lage, Funktionen des autonomen Fahrens schneller zu validieren sowie zu verifizieren und so deren sichere Einführung zu beschleunigen. Mit zehntausenden Volvo Fahrern und ihren Millionen gefahrenen Kilometern weltweit lassen sich bestimmte geographische Standorte kartographieren und kontrollieren – schneller als mit Testfahrzeugen, die nur in begrenzter Zahl an wenigen Orten unterwegs sind. Dementsprechend sind künftige Volvo Fahrzeuge auf autonomes Fahren vorbereitet.
LEADERSNET: Erste klimaneutrale Automobilfertigungsstätte: Auch die Produktion soll nachhaltiger werden. Was ist hier geplant?
Claude: Bis 2025 hat sich Volvo Cars zum Ziel gesetzt, seine Produktionsstätten komplett auf Klimaneutralität umzustellen. Das sind das klimaneutrale Motorenwerk Skövde, Torslanda, die erste klimaneutrale Automobilfertigungsstätte von Volvo Cars, das Chinesische Werk in Chendu, das zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie betrieben wird, sowie die klimaneutrale Stromversorung im chinesischen Werk Daqing.
Unsere Projekte in der CO2-Reduktionen gehen aber noch über die Volvo Produktionstätten hinaus: Wir forcieren CO2-Produktion auch im Logistikbereich – Schiene statt Straße ist das Motto, setzen auf fossilfreien Stahl, nachhaltige Batterieproduktion und vieles mehr.
LEADERSNET: Wie hat sich die Corona Krise auf die Geschäfte des Unternehmens ausgewirkt?
Claude: Volvo Cars hat sich von der Corona-Krise mehr als gut erholt – wir können für die ersten sechs Monaten des Jahres 2021 den stärksten jemals erzielten Absatz des ersten Halbjahres vorweisen. Weltweit wurden 380.757 Fahrzeuge verkauft, ein Plus von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der Gesamtabsatzanstieg wurde von der starken Nachfrage in China, den USA und Europa getragen, die alle ein zweistelliges Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichneten, als die Marktbedingungen durch die Covid-19-Pandemie beeinträchtigt waren.
LEADERSNET: Wie sieht man bei Volvo ganz allgemein die Zukunft der Autobranche?
Claude: Wir möchten die generelle Zukunft in der Autobranche nicht kommentieren – aber Volvo Cars setzt auf drei Eckpfeiler in seiner zukünftigen Ausrichtung: Elektrifizierung, Digitalisierung und Wachstum
LEADERSNET: Gibt es Grundsätze, die auf alle Strategien bei Volvo anwendbar sind?
Claude: Bei Volvo steht immer der Mensch und seine Sicherheit im Mittelpunkt des Denkens und Handels, wobei sich das Thema Sicherheit nicht mehr länger nur auf unsere Autos und den Straßenverkehr beschränken soll – wir möchten Sicherheit viel weiter fassen.
LEADERSNET: Wie kann man sich das vorstellen?
Claude: Was verunsichert uns in den Industrieländern mehr als der Zustand unserer Umwelt? Hakan Samuelsson, CEO Volvo Cars, hat ganz offen eingestanden, dass Volvo auch Teil des Problems der Umweltverschmutzung und globalen Erderwärmung ist. Und dass wir alle einen Betrag für eine bessere Zukunft leisten müssen. Dementsprechend hat Volvo bereits 2019 einen ehrgeizigen Klimaplan aufgestellt.
LEADERSNET: Welche Vertriebswege werden bei Ihnen künftig eingeschlagen?
Claude: Alle neuen vollelektrischen Volvos sind ausschließlich über die Webseite volvocars.com erhältlich. Kunden können bequem von zu Hause aus bestellen oder zusammen mit ihrem Volvo-Partner eine Online-Bestellung aufgeben. Die Beratung, Auslieferung und Servicierung erfolgt wie gewohnt über den Volvo-Partner. (jw)
www.volvocars.com
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