LEADERSNET: Immofinanz will S Immo übernehmen und bietet 22,25 Euro je Aktie. Der S-Immo-Vorstand sagt, das ist zu wenig und die Immofinanz hätte beim Erwerb ihres Pakets 2018 mehr bezahlt. Woran soll sich der S-Immo-Aktionär jetzt orientieren?
Schönauer: Jeder Aktionär muss natürlich für sich selbst die Entscheidung treffen. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass dies aus mehreren Gründen ein sehr attraktives Angebot ist. So entspricht der Angebotspreis in Höhe von 22,25 Euro einer substanziellen Prämie von über 40 Prozent auf den Sechs-Monats-Durchschnittskurs vor Veröffentlichung unserer Angebotsabsicht und einer Prämie von mehr als 23 Prozent auf den letzten unbeeinflussten Schlusskurs der S Immo Aktie. Die Prämie, die wir bieten, ist deutlich höher als bei früheren Übernahmen im deutschen und österreichischen Immobiliensektor – dort betrug diese nur rund 14 Prozent. Und der Angebotspreis ist höher als sämtliche Kursziele von Analysten für die S-Immo-Aktie vor Veröffentlichung der Angebotsabsicht. Im Vergleich zu unserem Einstieg im Jahr 2018 mit 20 Euro je Aktie bieten wir jetzt sowohl absolut als auch hinsichtlich Prämie deutlich mehr.
LEADERSNET: S-Immo würde ein Stand-Alone-Szenario bevorzugen und empfiehlt den Anlegern, das Angebot nicht anzunehmen, weil sie stark investieren und ein Investment Grade Rating erlangen will. Wie beurteilen Sie das?
Schönauer: Dieses Stand-Alone-Szenario sehen wir als größter Aktionär doch mit gewisser Sorge. Wie der Vorstand angekündigt hat, möchte die S-Immo ihrer Ertragsschwäche – gemessen an der wichtigen Cashflow-Kennzahl FFO 1 – durch eine milliardenschwere Einkaufstour mit Fokus auf Osteuropa entgegenwirken. Das unterliegt aber großen Transaktionsrisiken, etwa wie schnell das umgesetzt werden kann oder ob es genügend attraktive Kaufmöglichkeiten gibt, für die auch nicht zu viel bezahlt wird. Legt man das Akquisitionstempo der vergangenen Jahre an, würde die S Immo wohl an die zehn Jahre benötigen, um eine Milliarde zu investieren. Auch würde sich damit das Investment- und das Verschuldungsprofil der S-Immo risikoreicher als bisher gestalten. Und das wiederum könnte das kommunizierte Ziel der S-Immo, ein Investment Grade Rating zu erhalten, negativ beeinflussen. Vor diesem Hintergrund erscheint uns ein höherer Aktienkurs einer S-Immo im Alleingang mehr als fraglich.
LEADERSNET: Welche Strategie verfolgen Sie jetzt mit dem Übernahmeangebot?
Schönauer: Wir haben immer gesagt, dass ein Zusammenschluss von Immofinanz und S-Immo eine sehr attraktive Möglichkeit ist, einen europäischen Immobilienkonzern mit Fokus auf Büro und Einzelhandel zu formieren. Das ist dann ein großer österreichischer Player, der in Europas Top-Liga mitspielt. Das ist auch für den österreichischen Kapitalmarkt wichtig.
Darüber hinaus wollen wir mit unserem Know-how die S-Immo bei der weiteren Optimierung ihres Portfolios unterstützen. Die Covid-19-Pandemie hat vor allem im Bürobereich den bestehenden Trend zur Flexibilisierung verstärkt. Hier ist im S-Immo-Portfolio hinsichtlich Modernisierungsmaßnahmen und der Flexibilisierung des Angebots im Bürobereich doch einiges zu tun und wir haben uns in dem Bereich mit unserer Marke myhive europaweit als Vorreiter positioniert. Davon soll zukünftig auch die S-Immo profitieren.
LEADERSNET: Ein Punkt ist auch das Angebotsprozedere. So ist ja der Wegfall des Höchststimmrechts eine Angebotsbedingung. Dies soll in der S-Immo Hauptversammlung am 24. Juni entschieden werden. Anleger haben dann noch Zeit bis 16. Juli, das Angebot anzunehmen. Die S-Immo ist mit diesem Ablauf nicht wirklich glücklich?
Schönauer: Der Ablauf ist absolut sicher und entspricht auch der Marktpraxis. Die S-Immo hat mit ihren Äußerungen hier unnötig für Unsicherheit unter den Aktionären gesorgt. Aus diesem Grund hat die Übernahmekommission auch nochmals extra in einer Pressemitteilung am 8. Juni 2021 klargestellt, dass sie das Angebot natürlich materiell geprüft hat und dabei besonderes Augenmerk auf den Schutz der Aktionäre sowie das Gleichbehandlungs- und das Transparenzgebot gelegt hat. Deshalb haben wir die S-Immo auch aufgefordert, in ihrer Kommunikation zurück zu den Fakten zu kommen. Es ist nicht Aufgabe des S-Immo-Vorstands, das Angebot zu verhindern. Vielmehr müssen die S-Immo-Aktionäre die Möglichkeit erhalten, in voller Kenntnis der Sachlage über die Annahme des Angebots selbst zu entscheiden.
LEADERSNET: Warum sollten S-Immo-Aktionäre am 24. Juni für den Wegfall des Höchststimmrechts stimmen?
Schönauer: Die Aufhebung des Höchststimmrechts, das im Widerspruch zu guter Corporate Governance steht, ist eine Angebotsbedingung. Daher ist es erforderlich, dass der Hauptversammlungsbeschluss zur Aufhebung zustande kommt, damit die Aktionäre das Übernahmeangebot dann noch bis 16. Juli annehmen können. Bleibt das Höchststimmrecht, kann das Angebot zu 22,25 Euro je Aktie nicht vollzogen werden. Und ein Nichterfolg des Angebots könnte dazu führen, dass der Aktienkurs der S-Immo wieder deutlich unter diesen attraktiven Angebotspreis fällt.
LEADERSNET: Was sollen Aktionäre jetzt tun und wo können sie sich informieren?
Schönauer: Alle Aktionäre, die unser Angebot annehmen wollen, sollen ihre Aktien zur Hauptversammlung der S Immo anmelden und dort ihr Stimmrecht für die Aufhebung des Höchststimmrechts ausüben sowie ihre Aktien bei der Depotbank zum Verkauf an uns anmelden. In welcher Reihenfolge das passiert, ist egal. Aktionäre, die jetzt ihre Aktien zum Verkauf an uns anmelden, können natürlich ihr Stimmrecht auch bei der kommenden S-Immo-Hauptversammlung ausüben. (red)
www.immofinanz.com
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