Ines Eschbacher ist Gründerin und Geschäftsführerin der Content- und Content-Marketing-Agentur punkt & komma. Gemeinsam mit ihrem rund 25-köpfigen starken, überwiegend weiblichen Team begleitet sie seit 2013 Unternehmen aus den Bereichen Tourismus, Industrie, Automotive und Handel in Sachen Content-Marketing-Konzeption und -Strategie sowie bei deren operativer Umsetzung. Dazu zählt auch die Content-Kreation in Text, Bild und Video wie auch die Content-Distribution auf allen digitalen Kanälen.
Von Beginn an war Ines Eschbachers Vision klar: eine Agentur zu gründen, die modern denkt, mit alten Klischees bricht und Platz macht für wichtige Parameter wie Diversity, Equality und weibliche Power. Dass sich daraus ein Unternehmen entwickelte, das insbesondere Frauen und ihre Talente vor den Vorhang holt, macht die Unternehmerin und heutige Mutter stolz. LEADERSNET hat Eschbacher zum Talk gebeten.
LEADERSNET: Was bedeutet Female Empowerment für Sie persönlich?
Eschbacher: Es war mir immer wichtig, eine Agentur zu führen, die modern denkt und für alle Mitarbeiter, egal ob weiblich oder männlich, dieselben Möglichkeiten bereithält. Dass unser Team zu einem Großteil aus Frauen besteht, war niemals mein Bestreben, es hat sich einfach über die Jahre so entwickelt. Doch als Unternehmerin habe ich die wundervolle Möglichkeit, die Selbstbestimmtheit von Frauen zu stärken und sie zu ermutigen, ihrer Leidenschaft nachzugehen – gekoppelt mit einer gehörigen Portion Selbstmanagement samt Eigeninitiative.
Doch: Um voranzukommen, braucht es das Aktivwerden jedes Einzelnen – unabhängig ob Frau oder Mann. Ich finde es schade, dass Female Empowerment überhaupt zum Thema gemacht werden muss. Es sollte schon längst eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft sein – ist es aber nicht. Daher ist es mir wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen, einander pushen und uns solidarisch mit anderen Frauen und Männern zeigen.
LEADERSNET: Worauf Sind Sie heute als Frau stolz?
Eschbacher: Auf diese Frage gibt es viele Antworten. In erster Linie, dass ich über die Jahre gelernt habe, zuzugeben, dass ich auf meine Erfolge tatsächlich auch stolz bin. Und ich bin stolz auf acht Jahre punkt & komma mit der ganzen spannenden Geschichte und dem heutigen Resultat. 2013 habe ich gegründet, doch die Planung begann bereits sechs Monate davor. Schon nach einem Jahr ging der erste ContentDay über die Bühne – ein Event, das mittlerweile zu einer fixen Größe in der Konferenzwelt geworden ist. Vor drei Jahren habe ich alle Agenturanteile verkauft, bin aber nach wie vor leitend tätig.
Worauf ich aber besonders stolz bin: Ich habe mir meinen Wunsch nach Familie erfüllt und gemeinsam mit meinem Mann Lösungen gefunden, die perfekt unseren Vorstellungen von einem idealen Familienleben entsprechen. Er nahm die Gelegenheit zur Väterkarenz wahr und kümmerte sich um unseren Sohn, während ich weiterhin die Geschäftsführung der Agentur innehatte. Auch wenn diese Konstellation anfänglich in unserem Umfeld auf großes Unverständnis stieß und mir viel Standhaftigkeit abverlangte, hat sich diese Lösung für uns als ideal erwiesen.
LEADERSNET: 90 Prozent Ihrer Mitarbeiter sind Frauen. Ist das bewusst so gewählt, oder wovon machen Sie die Zusammensetzung des Teams abhängig?
Eschbacher: Nein, das war niemals eine bewusste Entscheidung, die Teamzusammensetzung entwickelte sich im Laufe der Zeit. Meine Entscheidung, jemanden einzustellen, ist niemals von der Genderidentität abhängig, es ist eine Frage der Kompetenz. Jemand wird Teil unseres Teams, weil er oder sie ganz einfach gut ist indem was er oder sie tut – völlig unabhängig ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelt.
LEADERSNET: Ist es Ihnen ein Anliegen, Frauen zu unterstützen, sie zu ermutigen und mit alten Klischees zu brechen?
Eschbacher: Ja, es ist mir sehr wichtig, dass alle Frauen, die Teil meines Teams sind, sich ihrer Möglichkeiten und Chancen bewusst sind. Bei uns sind die Vereinbarkeit von Familie und Job, flexible Arbeitszeiten und Karrieremöglichkeiten keine leeren Versprechungen, es sind Zugeständnisse, die wir individuell setzen und die für alle Mitarbeiter gleichermaßen gelten. Jeder hat bei uns die Möglichkeit, stärkenorientiert zu arbeiten. Selbstmanagement und Eigeninitiative sind dabei wesentliche Parameter – eine logische Konsequenz davon ist, dass wir dadurch automatisch mit alten Klischees brechen. Wichtig ist, dass sich Frauen keine Verhaltens- und Denkweisen aufzwingen lassen, die ihnen widerstreben – weder von Männern, noch von anderen Frauen.
LEADERSNET: Welche Frauen inspirieren Sie?
Eschbacher: Ich bewundere Frauen, die unbeirrt ihren eigenen Weg gehen und damit erfüllt, glücklich und erfolgreich sind – ganz egal, wie dieser Weg auch aussieht. Ob Karriere, Familie oder beide kombiniert: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es gibt nur ein „Richtig für mich selbst“.
Mich persönlich inspirieren die Lebensgeschichten von Frauen, die einen ähnlichen Weg wie ich eingeschlagen haben. Insbesondere von jenen, die sich für die Kombination von Karriere und Familie entschieden haben und es schaffen, die richtige Balance zwischen beiden Lebensbereichen zu finden – ohne dass etwas zu kurz kommt. Und ja, ich bin der Überzeugung, das funktioniert.
LEADERSNET: Muss eine erfolgreiche Frau führen wie ein Mann?
Eschbacher: Ein Beispiel aus meinen ehemals fixen Gedankenmustern: Ich war lange davon überzeugt, dass ich "führen" muss wie ein Mann. Insbesondere nach dem Verkauf meiner Unternehmensanteile (2017 & 2019) an eine der erfolgreichsten Digitalagenturen Österreichs, die von drei Männern geführt wird und mit denen ich sehr wertschätzend und auf Augenhöhe zusammenarbeite. Doch tatsächlich muss und vor allem will ich das gar nicht – "führen wie ein Mann". Ich will mir selbst treu bleiben und führen wie eine Frau und Mutter! Es brauchte seine Zeit, bis ich den Mut hatte, mir genau das einzugestehen – seither fällt mir aber vieles leichter.
LEADERSNET: Wie lautet Ihre persönliche Message an andere Frauen?
Eschbacher: Findet euren individuellen Weg, und steht dafür ein! Viele Frauen sind nämlich – vollkommen zu Unrecht – selber ihre härtesten Kritiker und versuchen, in allem perfekt zu sein. Sich selbst unter Druck zu setzen und immer funktionieren zu wollen, ist keine gute Basis für ein glückliches Leben. Wir sollten uns öfter auf die Schulter klopfen, stolz sein auf das, was wir erreicht haben und einander immer wieder mal ein Lächeln zuwerfen. (jw)
www.punkt-komma.at/de
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