"Wir treffen den Nerv der Zeit"

Alps Residence Geschäftsführer Thomas Payr verrät im Interview, wie man als Tourismusbetrieb auch in einer Pandemie auf Expansionskurs gehen kann, wo die elf neuen Standorte geplant sind und was es mit dem "Glamping-Village" auf sich hat. 

Der Restart des Tourismus stellt die österreichische Tourismusbranche vor große Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig auch eine ungeheure Chance für eine Neuausrichtung. Während viele Tourismusbetriebe unter den Lockdown-Folgen leiden, befindet sich Alps Residence in einer massiven Expansionsphase. Allein für heuer ist die Neueröffnung von zehn Ferienanlagen geplant. Wie dies vor dem Hintergrund einer globalen Pandemie und wirtschaftlichen Rezession möglich ist, verrät Geschäftsführer Thomas Payr im LEADERSNET Interview.

LEADERSNET: Alps Residence wird als einer der Marktführer in Österreich für Urlaube im Ferienhaus und in Appartements angesehen. Wie konnten Sie sich etablieren?

Payr: Unser Gründer und Eigentümer Gerhard Brix hat den Trend zu Urlaub im Chalet & Appartement bereits frühzeitig vor zehn Jahren erkannt. Gleichzeitig hat er ein erfahrenes Team von Tourismusprofis um sich herum aufgebaut. Die meisten unserer Mitarbeiter/innen sammelten über viele Jahre Erfahrung in der Hotellerie, bei Reiseveranstaltern und Tourismusorganisationen – d.h. wir sind alle Touristiker aus Leidenschaft, und die Zahl der Kunden, welche die Vorteile unseres Produktes schätzen, wächst von Jahr zu Jahr kräftig weiter. Der erwähnte Trend wurde vor allem in den vergangenen drei Jahren nochmals massiv verstärkt. Durch die erfolgreiche touristische Vermarktung der Resorts konnten wir uns einen guten Ruf in der Branche erarbeiten.

LEADERSNET: Wie präsentiert sich die aktuelle Marktsituation?

Payr: Grundsätzlich gab es bei uns in den Wintermonaten keinen Stillstand, was die Buchungssituation betrifft. Die Anzahl der Frühbucher für Sommer lag zwar deutlich unter den Vorjahren, aber dafür besteht seit Bekanntgabe der Öffnung am 19.5. eine sehr starke Nachfrage.

In einigen Resorts gibt es vor allem im Juli und August nur noch wenige freie Kapazitäten. Der österreichische Quellmarkt ist aufgrund der aktuellen Situation wieder sehr dominant. Allerdings sind wir auch positiv überrascht, dass sich vor allem unsere deutschen Kunden auf einem ähnlich hohen Buchungsniveau befinden.

LEADERSNET: Welche Auswirkungen hatten die Corona Ereignisse bis dato auf die Geschäftsentwicklung?

Payr: Im Sommer 2020 konnten wir noch eine Rekordsaison mit tollen Wachstumszahlen verbuchen. Auch die Vorausbuchungen für den Spätherbst und Winter waren sensationell. Leider hat uns dann das erneute Beherbergungsverbot ab November einen Strich durch die Rechnung gemacht, und somit befinden wir uns nun bereits im 7. Monat ohne touristische Vermietung. Das schmerzt natürlich, aber wir sind gut aufgestellt und konnten alle unsere Mitarbeiter/innen dank der Kurzarbeit halten. Den Winter haben wir genützt, um uns auf die bevorstehende Expansion vorzubereiten.

LEADERSNET: Wo wittern Sie Potenzial?

Payr: Die Nachfrage nach Ferienhäusern und Appartements wird weiter steigen, denn das Angebot in diesem Bereich ist im Vergleich zur klassischen Hotellerie noch überschaubar. Wir sind mit unseren aktuell 6.000 Betten klarer Marktführer in Österreich und planen dabei weitere spannende Standorte, nicht nur in Österreich. Auch die Destination Deutschland steht weit oben auf unserer Agenda.

Außerdem sehen wir großes Potential im Bereich des Glamping. Dazu werden wir im Winter in Kärnten (Kötschach-Mauthen) unser erstes Glamping-Village mit Baumhäusern, Glamping-Chalets und Luxus-Zelten eröffnen.

LEADERSNET: Erweisen sich die Lockdowns nahezu als Turbo für Chalets?

Payr: Generell lässt sich auf jeden Fall festhalten, dass die Nachfrage nach "Safe Holidays" durch die Pandemie sicher nochmals massiv verstärkt wurde. Und diese Sicherheit finden die Gäste vor allem in Ferienhäusern, Chalets & Appartements, weil diese viel Platz und Privatsphäre bieten – oder wie in unserem Fall auch großzügige in-house Private SPAs, wo es sich in der finnischen Sauna, im Jacuzzi oder Pool völlig ungestört entspannen lässt.

LEADERSNET: Sind für 2021 neue Ferienanlagen in Planung?

Payr: Nach jetzigem Stand werden wir in diesem Jahr insgesamt elf neue Resorts eröffnen. Im Salzburger Land startet am 1. Juli das brandneue Premiumresort Carpe Solem Rauris. Dazu kommen die Tauernresidence Radstadt sowie die Tauern Lodges Uttendorf (ab Dezember 2021). In der Steiermark haben wir mit dem exklusiven Bergresort Hauser Kaibling, den Kreischberg Residences und den Turrach Lodges ebenfalls drei tolle neue Anlagen im Angebot. In Tirol ergänzen die Alpenchalets Biberwier Zugspitze und das Chalet 149 Westendorf ab Winter unser Portfolio. In Kärnten eröffnen wir das erwähnte neue Glamping-Village sowie ein Resort auf der Gerlitzen Alpe. Außerdem wagen wir heuer erstmals den Sprung über die Grenze, konkret nach Bayern.

LEADERSNET: Wie ist es möglich, dass sich in Zeiten wirtschaftlicher Rezession Expansionen entwickeln können?

Payr: Mit einem innovativen Geschäftsmodell lassen sich Krisen besser meistern. Das zeigt sich in dieser Zeit. Viele Unternehmen beschäftigen sich oft zu sehr mit sich selbst und übersehen dabei wichtige gesellschaftliche Veränderungen, welche direkten Einfluss auf die Zukunft eines Unternehmens haben.

Wir treffen mit unserem Angebot den "Nerv der Zeit", aber auch wir müssen unser Produkt gemeinsam mit unseren Partnern ständig weiterentwickeln. Chalets oder Appartements, die vor über 10 Jahren errichtet wurden, haben oft noch kein Private SPA. Bei den meisten unserer neuen Resorts ist eine private Sauna oder ein privater Whirlpool inzwischen schon fast Standard. Aber auch die Mittel und Wege, um die Kunden anzusprechen und vom eigenen Produkt zu überzeugen, verändern sich laufend. Das muss man ständig – speziell während einer Krise – im Auge behalten.

LEADERSNET: Welche neuen Standorte fassen Sie ins Auge?

Payr: Neben den bereits erwähnten Standorten haben wir für 2022 u.a. neue Resorts am Ossiacher See, im Zillertal, im Nationalpark Hohe Tauern, im Bayerischen Wald sowie im Tiroler Oberland geplant. Für das Jahr 2023 laufen bereits die Planungen für die vom Land Tirol genehmigten Projekte "KitzAlps Lodge Kelchsau" sowie "Kitz Alpen Resort St. Johann"

LEADERSNET: Welche Kriterien kommen dabei zur Anwendung?

Payr: Bei unseren neuen Resorts versuchen wir vor allem darauf zu achten, welche Art von Unterkünften es in der Region bereits gibt, um nicht "more of the same" anzubieten.
Natürlich ist eine möglichst attraktive Lage immer von Vorteil, aber auch die lokale Infrastruktur ist für uns entscheidend. In allen Regionen, in denen wir tätig sind, versuchen wir, bestehende Leistungsanbieter wie lokale Restaurants, Sportgeschäfte, etc. in unser Angebot für die Kunden miteinzubinden, um zusätzliche Wertschöpfung für die gesamte Region zu generieren.

LEADERSNET: Wieviel wird im kommenden Jahr investiert werden?

Payr: Unsere Partner aus der Baubranche investieren im kommenden Jahr in einem hohen zweistelligen Millionenbereich.

LEADERSNET: Woher kommen die Gäste? Was sind die stärksten Märkte?

Payr: Vor allem im Sommer haben wir einen sehr hohen Anteil an österreichischen Gästen, aber auch die deutschen und holländischen Gäste spielen eine wesentliche Rolle.
Im Winter sind unsere Märkte etwas fragmentierter bzw. internationaler. Über das ganze Jahr hinweg gewinnt vor allem auch der CEE-Raum immer mehr an Bedeutung.

LEADERSNET:  Wie funktioniert eigentlich "kontaktloser Urlaub"?

Payr: Jedes unserer Resorts wird vor Ort von unseren Teams betreut, und so stehen wir unseren Gästen täglich in allen Bereichen zur Verfügung – wie in einem klassischen Hotelbetrieb.

Auf Wunsch können sie aber auch bereits vor Anreise online einchecken und bekommen dann direkt die Infos zu ihrer Unterkunft sowie den Tür-Öffnungs-Code zugeschickt. Wir bieten auch in fast all unseren Resorts einen Frühstücks-Lieferservice direkt ins Chalet/Appartement in Kooperation mit den lokalen Bäckereien an. Die Bestellung erfolgt online, die Lieferung vor die Haus-/Zimmertür. Zudem sind alle Unterkünfte mit einer voll ausgestatteten Küche eingerichtet und auf Selbstversorger ausgelegt. Und unsere Private SPAs ermöglichen ein völlig ungestörtes, kontaktloses Wellness-Erlebnis.

LEADERSNET:  Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Payr: Die Digitalisierung spielt neben den Geschäftsbereichen Marketing und Vertrieb natürlich auch beim Kundenservice eine wichtige Rolle. So erhalten unsere Gäste z.B. in ihrer Unterkunft mittels QR-Code Ausflugtipps für die Region oder wichtige Infos zum Resort.
Gleichzeitig ist es uns aber wichtig, persönlich für unsere Gäste da zu sein. Wir setzen in unseren Resorts ganz stark auf Mitarbeiter/innen aus den Regionen, und das schätzen unsere Gäste sehr. (jw)

www.alps-residence.com

 

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