"Medien sollen aufklären, hinterfragen, berichten – aber nicht urteilen"

| 15.04.2021

Sita Mazumder, Martina Salomom, Rudolf X. Ruter und Julia Emma Weninger packten im Talk mit Board-Search-Chef Josef Fritz ein heißes Thema an.

Einseitige Berichterstattung, mediale Hetzjagd auf unbescholtene Bürger, Hasspostings, Fake News und Co.: Medien sind unser Fenster zur Welt, doch stehen sie gerade in jüngster Zeit immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik: Medienschaffende haben eine große Verantwortung und sind de facto Meinungsmacher. Doch nicht immer ist die "öffentliche" Meinung objektiv. Was passiert, wenn Medien subjektiv berichten oder gar Fake News verbreiten, und wie schult man sein Auge, um den Unterschied zu erkennen – nicht nur in einer globalen Pandemie?

Diesen und weiteren Fragen gingen Sita Mazumder, Dozentin Hochschule Luzern sowie Aufsichts-, Verwaltungsrätin, Autorin und Journalistin, Martina Salomon, Chefredakteurin der Tageszeitung Kurier, Rudolf X. Ruter, Experte für Nachhaltigkeit und Corporate Governance, und Julia Emma Weninger aus der LEADERSNET-Chefredaktion beim von Board Search Wien und Mobilemotions Salzburg veranstalteten Live-Stream-Event nach.

Zwischen Objektivität, Subjektivität und Fake News

Medien nehmen auf unser Leben zunehmend Einfluss – sie zu durchschauen, ist eine unerlässliche demokratiepolitische Kompetenz. "Medien sollen aufklären, hinterfragen, berichten – aber nicht urteilen. Das gute alte Grundprinzip des Qualitäts-Journalismus mit Check, Double Check und Re-Check gilt nicht mehr", stellten die Diskutanten unisono fest. Unter dem Überthema "Medien, der tägliche Wahnsinn" wurde der Bogen naturgemäß auch zum Thema Aufsichtsrat gespannt. So macht beispielsweise der Fall Boeing (Probleme mit dem Flugzeugtyp 737-MAX) deutlich, was auf Vorstände und Aufsichtsräte zukommt.

Dem Live Streaming mit musikalischen Einspielungen von Christiana Uikiza, der stimmgewaltigen Sängerin, Songwriterin und Musikerin sowie dem Divertimento Viennese mit Martin Reining folgten mehr als 100 und dennoch "handverlesene" Zuschauer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. (red)

www.boardsearch.at

Johann GÜNTHER
Die Öffentlichkeit fordert von Politikern, dass sie Heilige sind. Es sind aber Menschen wie alle anderen, mit Fehlern. Mit diesen Fehlern sind sie für die gegnerischen Politiker und Medien Freiwild. Medien ruinieren den Ruf der Politiker sowohl beruflich als auch privat. Oft wird private Kommunikation von Ermittlungsbehörden öffentlich zugänglich gemacht. Kommunikation zwischen Mitarbeitern wird publiziert. Vor Entscheidungen müssen aber alle Varianten diskutiert werden. Auch solche, die man gleich wieder verwirft.
Wenn ein Gericht eine Spur verfolgt, darf diese nicht zu den Medien kommen. Viele Verdachtsfälle sind im Nachhinein betrachtet unberechtigt. Trotzdem muss allen nachgegangen werden. Das ist der Job der Justiz. Durch vorzeitige Veröffentlichung werden Menschen sozial beschädigt. Zwar werden Menschen nicht mehr ermordet und es gibt keinen Brutus, der den Imperator Cäsar aus dem Hinterhalt ersticht, aber psychisch sterben Politiker in diesem Prozess.
Natürlich gehören Vergehen bestraft und verfolgt. Der Verdacht ist zu wenig, um in die Öffentlichkeit zu gehen. Das hat Nichts mit dem Entzug von Pressefreiheit zu tun. Auch Individuen haben ein Recht auf persönlichen Schutz. In Deutschland werden Ahndungen erst publik gemacht, wenn sie bewiesen sind. Leider fehlt es hier im österreichischen Journalismus an der dementsprechend ethischen Einstellung.

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