"Out of Home wird die höchste Erholungsrate aller Mediengattungen haben"

Gewista CEO Franz Solta blickt im Interview auf ein besonderes Jahr zurück, gibt einen Ausblick in die Zukunft der Außenwerbung und verrät, wie die Digitalisierungsoffensive der Gewista aussieht. 

LEADERSNET: Können Sie ein kurzes Resümee über 2020 ziehen?

Solta: Das Jahr war für uns sowie für die gesamte Medienbranche ein eher durchwachsenes. Außenwerbung lebt davon, dass sich Menschen im öffentlichen Raum bewegen. Mit dem Lockdown im Frühling und dass es nur drei Gründe gibt, das Haus zu verlassen, konnte Außenwerbung nicht im gewohnten Maße konsumiert werden. Trotzdem haben wir uns recht schnell wieder aus der Krise manövriert, bis der zweite Lockdown verkündet wurde. Aber wir sind mittlerweile zuversichtlich, das Jahr wie geplant abschließen zu können.

LEADERSNET: Wie schlägt sich das in Zahlen nieder?

Solta: Wir sind sehr gut ins erste Quartal gestartet, mit einem fast zweistelligen Wachstum. Das zweite Quartal war dann bedingt durch den Lockdown rund 50 Prozent unter dem zweiten Quartal 2019, also massiv. Ab Mai waren wir alle wieder im Office, weil wir Out of Home Media und nicht Homeoffice Media sind. Und haben damit gegenüber dem Markt wieder ein kräftiges Lebenszeichen von uns gegeben.

So kräftig, dass wir das dritte Quartal lediglich mit einem Minus von 15 Prozent abschließen konnten. Im Oktober standen wir zuletzt schon bei nur noch minus 10 Prozent. Zum Jahresende werden wir, wenn alles gut geht, mit minus 20 Prozent kumuliert abschließen. In einem Jahr wie diesem, stellt dies aber sicherlich eine sehr beachtliche Performance dar.


© gewista


LEADERSNET:
Welche Geschäftsfelder haben im aktuellen Geschäftsverlauf die größte Bedeutung?

Solta: Wir haben ein sehr großes, breitgefächertes Portfolio. Aufgrund dieses Portfolios ist es uns gelungen, massive Einbrüche mit einem flexibel gestalteten OOH-Mediamix zu kompensieren. Frequenzströme haben sich zum Teil von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Invidiualverkehr – Auto, Fahrradfahrer, Fußgänger – verlagert. So ist das klassische Plakat beispielsweise überdurchschnittlich gebucht worden.

LEADERSNET: Sie haben ja eine Digitalisierungs Offensive gestartet. Wie ist der Status quo?

Solta: Wir haben die Produkte trotz Corona weiter ausgebaut, und uns vorwiegend auf Standorte „über der Erde“ konzentriert, also nicht im U-Bahn-Bereich, in dem wir ja schon sehr gut aufgestellt sind. Ein sehr schönes Projekt ist hier beispielsweise die digitale Defi-Telefonzelle, die Leben rettet. Von diesen haben wir heuer 10 Standorte in Wien erschlossen. Nächstes Jahr werden wir sowohl in Wien als auch in Landeshauptstädten weiter ausbauen. Die Gewista/A1-Defi Telefonzellen sind, wie auch die bereits bestehenden öffentlichen DEFI-Säulen der Gewista, im unmittelbaren Standortumfeld mit einem von der Gewista, der Stadt Wien und dem Verein Puls entwickelten Schilderleitsystem ausgestattet, das den Abstand zum jeweiligen Defi-Standort in lebensrettenden Sekunden anzeigt. Dieses Schilderleitsystem wurde von uns - wir tragen auch die Kosten für die Errichtung und Wartung - auch bereits rund um öffentliche Defis an acht Wiener Märkten installiert. Hierbei handelt es sich um das erste öffentliche Leitsystem zu Defis, das in einer Stadt realisiert wurde und die klare Botschaft vermittelt, dass bei der Lebensrettung mit einem Defi „Jede Sekunde zählt!“.


Franz Solta, Chief Executive Officer (CEO) © gewista

LEADERSNET: Gibt es aktuell auch Initiativen in den Bundesländern?

Solta: Ja, nächstes Jahr bauen wir in den Bundesländern die digitalen Screens weiter aus, es kommt Sankt Pölten und auch im Westen des Bundesgebietes wird eine weitere Abdeckung erfolgen. Das heißt, dass wir schon bald in allen Landeshauptstädten bis auf Eisenstadt präsent sein werden.

LEADERSNET: Was gibt es Neues bei konzernumspannenden Projekten?

Solta: Mit Juni wurde das programmatische Planungstool VIOOH (Ein Kunstwort aus View und Out of Home) gelauncht – eine Innovation im digitalen Buchungssektor. VIOOH ist eine integrierte Planungs- und Handelsplattform, die unseren Kunden eine Komplettlösung für automatisierten Einkauf, dynamische Content-Ausspielung und in Zukunft auch für den programmatischen Handel des digitalen Inventars, bietet.
Die Plattform ist bereits in zahlreichen Märkten im JCDecaux-Konzern voll integriert, beispielsweise in UK, USA, Belgien, Spanien, Italien, Hongkong, Australien, Dänemark Finnland, Deutschland, Singapur, Dubai, Norwegen und Niederlande.

LEADERSNET: Wann wird das zur Anwendung kommen?

Solta: Die Einführung in den Markt erfolgt ab dem Sommer 2021. Auch die "OSA neu",  das große OOH-Marktforschungstool, wird im zweiten Quartal 2021 gelauncht. Erstmals wird es dann Daten für digital geben, die von einem großen Mobilfunkbetreiber integriert werden.
Dank "OSA neu" erhalten wir erstmals auch für DOOH Leistungswerte und präzisere Daten in noch nie dagewesener Granularität und Aktualität, die ebenfalls in VIOOH integriert werden und in Zukunft detailliertere Reportings ermöglichen. Es wurde das Fundament für eine zukünftige programmatische DOOH Planung geschaffen. Das Ziel ist, die Branche mit dem digitalen programmatischen Ökosystem zu vernetzen, um auch jenen Kundensegmenten, die bislang eher digital und online orientiert waren, neue interessante Möglichkeiten im Außenwerbebereich zu bieten.

Das ist ein unglaublich tolles Gefühl, dass wir jetzt auch in der Rolle der Gewista als Marktführer die Außenwerbung in die programmatische Welt führen können. Ich sehe dies als Quantensprung im Out of Home Markt.


v.l.n.r.: Herbert Pratter (vizeum Austria),  Alexander Kizlink (vizeum Austria), Mag. Ursula Skoda-Schäfer (Philoro), Rudolf Brenner (Philoro), Christian Brenner (Philoro), Andrea Groh (Gewista) © gewista


LEADERSNET: Zurück zu den Kampagnen: Welche sind in diesem Jahr besonders hervorgestochen und warum?

Solta: Ich möchte die Kampagnen erwähnen, die auch mit Corona konnotiert sind. An sechs hochfrequentierten Standorten in Wien setzt die Gewista für Zalando via Wartehäuschen-Sonderwerbeformen eine kreative Sensibilisierungskampage zum Thema MNS-Schutz unter dem Motto "Na Oida! Maske vergessen? Wearing is caring." um. Gerade direkt vor dem Einsteigen in öffentliche Verkehrsmittel wird daran erinnert einen MNS zu tragen. Für alle die ihren vergessen haben, schafft Zalando hier Abhilfe. Das im Total-Look in Kombination mit City Lights- gebrandete Wartehäuschen ist ein optischer Hingucker und die darin befindlichen City Lights fungieren als MNS-Dispenser. Auf dem City Light-Sujet reicht ein weibliches Testimonial symbolisch einen MNS der auch haptisch einfach zu bekommen ist. Die Passanten gelangen über das Scannen eines QR Codes am Sujet, mittels Smartphone oder Tablet, direkt auf eine eigene Zalando Landing Page. Durch betätigen des dort aufscheinenden Zalando-Buttons wird am City Light über einen Dispenser in Echtzeit einzeln verpackte MNS ausgegeben.
Und diese inhouse umgesetzte Idee ist so gut angekommen, dass Zalando unsere Entwicklung in andere Märkte ausrollen möchte. Wir entsprechen total dem Zeitgeist und kreieren um die Situation Corona eigentlich ein positives Momentum.


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Die zweite Kampagne, die ich ansprechen möchte, ist die Deutschland Werbung, bei der wir ein beeindruckendes virtuelles Erlebnis hatten, dass man trotz Grenzschließungen und Reisebeschränkungen, gerne Blicke ins Nachbarland wirft. Direkt vor dem Haupteingang des Museumsquartiers konnten sich Passanten ein Bild Deutschland als Urlaubsland machen und sich über die vielfältigen Destinationen und deren Highlights informieren. Unter der Einhaltung sämtlicher coronabedingter Schutzmaßnahmen standen eine Chill-Area, eine Silent Disco, eine Kletterwand sowie digitale City Lights der Gewista zur Verfügung. Via dieser City Lights, die in gebrandeten Containern platziert waren, konnte je ein Passant an unterschiedlichsten Liveschaltungen zu touristischen Attraktionen mit charmantem Lokalkolorit teilnehmen.

LEADERSNET: Der Edelmetallhändler Philoro war erst kürzlich mit seiner breit angelegten Kampagne "Talk of town" präsent. Hier ist besonders Ihre Out of Home-Kampagne aufgefallen.

Solta: Ja, es gab eine tolle Kampagne auf Rolling Boards mit Sonder-Installationen. Philoro setzte im Zuge seiner aktuellen Imagekampagne auch auf einen breit angelegten Out of Home-Mediamix. Neben analogen und digitalen City Lights, Transportmedia und Rolling Boards, kamen auch kreative Sonderwerbeformen an Rolling Boards zum Einsatz, welche den Unternehmensauftritt eindrucksvoll unterstreichen. "Die Zukunft ist Gold" konnten wir sehr aufmerksamkeitsstark im öffentlichen Raum umsetzen. Es ist sicher eine der Highlight-Kampagne des Jahres, mit einem maßgeblichen OOH-Anteil.


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LEADERSNET: Können Sie eine Prognose wagen, oder einen Ausblick, so schwer das auch sein mag? Haben Sie schon eine Vision, wo die Reise der Gewista nächstes Jahr hingehen könnte?

Solta: Natürlich, wir haben uns für das nächste Jahr viel vorgenommen. Laut internationalen Studien wird OOH die höchste Erholungsrate aller Mediengattungen aufwiesen. Für 2021 ist ein Wachstum von 16 Prozent also durchaus drinnen.

Unser Ziel ist es, das wir bereits nächstes Jahr wieder knapp auf dem Level von 2019 liegen.
Auch der digitale Ausbau wird stark vorangetrieben. Die Zukunft der digitalen Außenwerbung ist unglaublich spannend und die VIOOH-Plattform wird ihren Teil dazu beitragen, das Wachstum unserer Mediengattung weiter zu beschleunigen. Eines ist gewiss: Gewista bleibt nicht stehen. (jw)

www.gewista.at

 

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