LEADERSNET: Unsere Leser haben Sie zum Opinion Leader des Jahres gekürt. Hat Sie die Wahl überrascht und was bedeutet der Sieg für Sie?
Soporova: Zuallererst möchte ich mich dafür bedanken, dass Sie dieses Voting organisiert haben! Es ist eine großartige Chance, die Professionisten unserer Unternehmen vor den Vorhang zu holen, die Personen hinter der Firma und ihre persönlichen Geschichten kennenzulernen und sich von ihnen inspirieren zu lassen. Ich möchte die Plattform, die Sie mir mit diesem Interview geben, vor allen Dingen dazu nutzen, jedem Mitglied unserer großen Werbewirtschaft von Herzen zu danken und zu ihren Leistungen und Errungenschaften gratulieren, denn am Ende des Tages funktionieren wir nur als Team.
Und an zweiter Stelle bin ich natürlich stolz! Ich bin wahnsinnig stolz darauf, die Möglichkeit zu haben, mich mit so vielen Menschen zu vernetzen und Sie so womöglich auch zu inspirieren. Das ist schon eine große Sache. Im selben Atemzug bleibe ich aber bescheiden, denn ich habe das große Privileg und Glück, in meinem Leben von vielen großartigen Menschen umgeben zu sein – im vollen Bewusstsein, dass ohne sie all das nicht möglich wäre: meine Karriere und die Bewältigung meiner täglichen Aufgaben verdanke ich zu großen Teilen diesem unschätzbar wertvollen Support System. Einen ganz besonderen Dank möchte ich meinen geschätzten Teamkolleginnen Lara Gamsjaeger und Elina Partsch aussprechen, nicht zu vergessen meinem slowakischen Umfeld und all jenen Menschen in der LEADERSNET-Community, die sich die Zeit und die Mühe gemacht haben, ihre Wertschätzung durch ihre Stimme in diesem Voting auszudrücken. Vielen herzlichen Dank dafür!
LEADERSNET: Was zeichnet einen Opinion Leader in Ihren Augen aus?
Soporova: Authentizität, Leidenschaft und Mut. In meinen Augen sind das die wertvollsten und zugleich wichtigsten Eigenschaften, die die besten Leader der Welt gemeinsam haben – so simpel und schwierig zugleich.
LEADERSNET: Sie sind erst seit einigen Monaten in Österreich tätig. Welche Eindrücke haben Sie bisher von der heimischen Agentur- und Kreativbranche?
Soporova: Ich bin in der Tat schon über ein Jahr hier. Es gibt in Österreich einige Vergleiche, die ich zum slowakischen Werbemarkt ziehen kann:
Erstens: der österreichische Werbemarkt ist sehr stabil. Große oder gar böse Überraschungen bleiben hier aus – weder auf Seiten des Werbevolumens noch seitens der Medienaufteilung oder der Vorherrschaft über die größten Medien. Zweitens verfügt der Werbemarkt in Österreich – prozentuell auf das Bruttoinlandsprodukt aufgerechnet – über größere Budgets: das bedeutet, dass Medien hier atmen können, leben können, sich weiterentwickeln und wachsen können. Das ist in der Slowakei nicht immer der Fall. In der Slowakei sind viele kleinere Medien darauf angewiesen, sozusagen von der Hand in den Mund zu leben und sich von Monat zu Monat weiterzuhanteln. Viele können sich gerade so über Wasser halten und nicht wenige sind bereits von der Bildfläche verschwunden. Das bedeutet auch, dass nur eine Handvoll unabhängiger Medien überleben konnten. Der Großteil des Markts in der Slowakei gehört Penta und J&T, den größten Finanzgruppen des Landes, wodurch sich natürlich nicht selten die Frage stellt, wie unparteiisch und unabhängig die Berichterstattung tatsächlich ausfällt. Unabhängige Medien fristen kein leichtes Dasein und müssen im Vergleich zehnmal härter arbeiten um Aufmerksamkeit und Werbebudgets zu erhalten.
Hier in Österreich sind Menschen sehr loyal gegenüber den Medien, die sie regelmäßig konsumieren. Der medialen Unabhängigkeit wird in der Öffentlichkeit ein hoher Stellenwert zugeschrieben und wird geschützt. Seitdem ich hier bin, habe ich nur eine verschwindend geringe Anzahl an Kampagnen erlebt, die spontan umgesetzt wurden. In der Regel wird hier alles langfristig und detailliert geplant, konsequent durchgeführt und Ergebnisse werden genau ausgewertet. Ich habe das Gefühl, dass hier noch eine konservativere Haltung bzw. Arbeitsweise vorherrscht.
LEADERSNET: Warum haben Sie sich dazu entschieden in Österreich zu arbeiten?
Soporova: Ich habe mich immer schon gerne selbst herausgefordert: sei es in der Arbeit oder beim Sport, ich wollte immer gewinnen und erfolgreich sein. Ich war und bin ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, etwas Neues zu lernen und an neuen Aufgaben sowie persönlich zu wachsen. Wenn man einen Blick auf meinen Lebenslauf wirft, dann sieht man, dass ich über 14 Jahre lang für MEDEA gearbeitet habe (MEDEA ist die größte Kommunikationsgruppe in der Tschechischen Republik,die dem Medienmogul und Multimillionär Jaromir Soukup gehört, Anm.). Und diese tiefe Loyalität meinem Arbeitgeber gegenüber bedeutete nicht nur, dass ich 14 Jahre lang in einer stabilen Position gearbeitet habe, sondern auch, dass ich mich unzähligen Herausforderungen stellen musste. Angefangen von der Aufgabe, die Medienagentur Medea Slovakia und das Verlagshaus Empresa Media Slovakia zu leiten, habe ich auch dabei geholfen, die mmb Media Agentur Slovakia aufzubauen und im Zuge dessen für die Schweizer Emil Frey Gruppe auch dort die Zügel in die Hand zu nehmen, bevor ich schließlich Havas Media Slovakia gegründet und geleitet habe. Jede Aufgabe und Position aus diesem Portfolio war mit Herrn Soukup verbunden, was mir natürlich viele Möglichkeiten eröffnete. Als es schließlich wirklich gut lief und es Zeit war, die Früchte des Erfolgs zu ernten, bin ich mit meiner Familie nach Österreich gezogen. Der Umzug von Bratislava nach Kittsee, die gerade einmal 20 Kilometer trennen, hat einen riesigen Unterschied für unser Leben gemacht. Je länger ich in Österreich lebe und das Land und seine Leute kennenlerne, desto beeindruckter bin ich davon, wie Dinge funktionieren können. Gibt es überhaupt eine Alternative dazu, es einfach zu tun? Für mich war die Antwort ein klares Nein. Michael (Göls, Anm.) und ich kennen uns schon lange, da wir beide Teil des Havas CEO Network waren und so hat sich dieser Schulterschluss ergeben und ich bin nun hier. Und ich muss sagen dass mein Temperament und meine Emotionen sehr gut in Kombination mit der Stabilität und der Genauigkeit hier funktionieren, das harmoniert wunderbar. Für mich ist es also ein großer Schritt nach vorne. Aber ich bin auch wahnsinnig dankbar für meine Zeit bei MEDEA, denn was mich meine Jahre dort gelehrt haben, hätte ich nirgendwo sonst gelernt.
LEADERSNET: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Unterschiede zwischen Österreich und der Slowakei?
Soporova: Der Hauptunterschied für mich persönlich ist, dass ihr in Österreich viel strukturierter seid. Alles hier hat seinen eigenen Platz, seine eigenen Abläufe und Regeln. Die Regeln hier in Österreich sind für jeden dieselben und jeder scheint sich an sie zu halten. Andererseits sind die Menschen hier sehr auf ihre Individualität bedacht und stellen sich und ihre Bedürfnisse vorn an, so kommt es mir vor. Wenn man Österreich also als konservatives Land bezeichnen möchte, dann kann ich das bestätigen, ja. Allerdings bedeutet das für mich auch, dass ihr sehr stabil und verlässlich seid.
In der Slowakei geht man die Dinge viel spontaner an. Dies gibt kreativem Arbeiten mehr Spielraum – sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Ich würde sagen dass das sehr populäre Konzept des "Design Thinking" in der Slowakei ein Standard ist – dort ist es normal, um die Ecke zu denken. Außerdem sind wir viel emotionaler und wir haben eine Schwäche für die schönen Dinge des Lebens (lacht). Was uns auch ausmacht, ist, dass wir eine hohe Begeisterungsfähigkeit haben und uns sehr schnell zusammentun um eine Sache zu unterstützen, von der wir überzeugt sind – was immer es sein mag, wenn wir von ganzem Herzen daran glauben, bringen wir full support. Das ist etwas, was ich wahnsinnig an der Slowakei liebe.
LEADERSNET: Die Werbebranche erlebt, vor allem dank der Digitalisierung, einen der größten Transformationsprozesse ihrer Geschichte. Was werden Ihrer Meinung nach die einschneidendsten Veränderungen der kommenden Jahre sein und wo liegen die größten Chancen und Vorteile?
Soporova: Ich kann mir ehrlich gesagt keine allzu drastischen Veränderungen in Österreich vorstellen (lacht). Aber ganz im Ernst: da junge Menschen im Zeitalter der Digitalisierung in jedem Moment ihres Alltags immer enger mit Technologien vernetzt sind, ändern sich natürlich auch ihr Verhalten und ihre Consumer Decision Journey. Der Veränderungsprozess ist ein schneller, aber auch ein fließender. Die Ängste und Vorlieben der neuen Generation verändern sich, aber Menschen tendieren generell ganz intuitiv dazu, sich an Dinge und Situationen zu halten, die ihnen als stabil erscheinen und/oder ihnen Vorteile bringen.
Seine Augen und Ohren offen zu halten und seinen gesunden Hausverstand zu nützen – diesem Rat liegt gerade heutzutage mehr Wahrheit inne als jemals zuvor. Finden wir Einfachheit in dieser komplizierten, komplexen Welt – dann kann die Digitalisierung uns nur weiterhelfen und uns nicht bedrohen.
LEADERSNET: Warum haben Sie sich ursprünglich dazu entschieden, in der Werbebranche Karriere zu machen und haben Sie es je bereut?
Soporova: Wenn man ein Tätigkeitsfeld sucht, das Kreativität und die Möglichkeit sich selbst auszudrücken vereint und viele Leute kennenlernen möchte – dann ist die Werbebranche der klare Gewinner! Als ich vor der Entscheidung stand, wo ich meine ersten Arbeitserfahrungen während meines Studiums sammeln möchte, fing ich ursprünglich beim beliebtesten Radiosender in der Slowakei an. Dort habe ich gelernt, wie Kampagnen entstehen und wie sie funktionieren – auch auf der finanziellen Seite – und dadurch war die Werbebranche der nächste, logische Schritt für mich.
Und ja, die Zweifel holen mich mindestens zehnmal im Jahr ein, besonders wenn es aufs Jahresende zugeht und der Druck da seinen Höhepunkt erreicht. Da überlege ich schon manchmal, ob das so eine gute Idee war! (lacht)
Rückblickend habe ich im Laufe meiner Karriere so viele interessante Menschen kennengelernt, so viele Präsentationen gehalten auf die ich stolz bin und an so vielen Meetings teilgenommen, die vor Kreativität, Ideen und Energie nur so gestrotzt haben. Wenn ich mich heute noch einmal für einen Karriereweg entscheiden müsste – ich würde es wieder tun. Ich würde wieder in die Werbebranche gehen.
LEADERSNET: Welche Vorteile bringt es bei einem internationalen Agenturnetzwerk wie Havas zu arbeiten?
Soporova: Bei Havas ist man automatisch Teil eines internationalen Arbeitsumfeldes, was bedeutet, das man wortwörtlich mit der ganzen Welt in Kontakt steht – und es ist unheimlich faszinierend! Man hat die Möglichkeit, sich innerhalb des Network zu bewegen und in anderen Ländern zu arbeiten und bekommt Erfahrungswerte aus diesen anderen Ländern mit, von anderen Kampagnen und anderen Märkten. Man verfügt automatisch über ein zentrales, internationales Know-how das man lokal anwenden, noch vertiefen und verbessern kann. Das ist großartig.
Wissen Sie, ich liebe dieses Umfeld – genau dafür bin ich geschaffen, hier blühe ich auf. Ich spiele nicht gerne in der kleinen Sandkiste, ich nehme lieber den ganzen Strand.(lacht) Die unzähligen Möglichkeiten und Herausforderungen reizen mich unendlich und es gibt nichts attraktiveres für mich, als ein internationales Arbeitsumfeld. Meine Entscheidung für Havas zu arbeiten habe ich aus vollem Herzen getroffen.
LEADERSNET: Welche Ziele haben Sie sich als Media Director bei Havas Austria gesetzt?
Soporova: Eines meiner wichtigsten Ziele ist es definitiv, mein Deutsch zu verbessern, damit mir die Österreicher eines Tages sagen: "Eine sehr gut Deutsch, Denisa!" (sic) Gute Deutschkenntnisse sind essentiell, um wirklich im lokalen Unternehmen in Österreich anzukommen. Darum ist es mein erklärtes Ziel für 2020, weiter und noch besser Deutsch zu lernen!
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