"Wir sind nicht nur ein Anbieter von Werbeflächen"

Gewista-CEO Solta im Interview über die Marktführerschaft, das Wachstum im OOH-Bereich, was das Unternehmen alles kann, Nachhaltigkeitsziele und wie Gewista einen Mehrwert für die Bevölkerung setzt.

Gewista gehört zu den größten Medienunternehmen Österreichs und ist der Leader im Bereich Außenwerbung im Lande. Die hinterleuchteten analogen und digitalen City-Lights und dynamischen Rolling Boards beleben das Stadtbild mit modernen Außenwerbeformen, das klassische Plakat ist bewährter Standard.

LEADERSNET hat Gewista-CEO Franz Solta zum Interview gebeten und mit ihm über Innovationen im öffentlichen Raum,  Außenwerbung als probates Mittel für ausgeklügelte Kommunikation, seine Zukunftsvision und wie der Marktanteil von Out of Home weiter gesteigert werden soll gesprochen.

LEADERSNET: Sie sind seit rund drei Jahren an der Spitze der Gewista. Was hat sich am stärksten verändert?

Solta: Der Markt als Ganzes hat Veränderungen erfahren und damit auch die Gewista. Wirklich erfreulich ist, dass wir über die letzten Jahre Marktanteile in der Außenwerbung generieren konnten und damit ein wirklich substanzielles Wachstum am Werbemarkt aufweisen können. Digital ist der größte Wachstumstreiber, an zweiter Stelle liegt Transport Media als stark treibendes Geschäftsfeld. Gewista hat zweifelsohne die Marktführerrolle inne.

LEADERSNET: Sie gehören zu einem großen Konzern. Welche Geschäftsfelder spielen eine dominierende Rolle?

Solta: Wir sind Teil der JCDecaux-Gruppe, die 1964 mit der Idee gegründet wurde, öffentliche Service-Einrichtungen mit Werbung zu kombinieren. JCDecaux ist das größte Unternehmen für Außenwerbung in der Welt und der Marktführer in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum. Im Segment Streetfurniture ist JCDecaux mit insgesamt 524.000 Werbeflächen weltweit die Nr. 1. Auch im Bereich Transport- und Traffic-Advertising steht das Unternehmen weltweit ganz oben. Die Gruppe ist in mehr als 300 Transport-Netzen mit über 395.000 Werbeflächen auf U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen sowie auf 230 Flughäfen präsent. Im klassischen Plakatbereich (Großflächen) hat JCDecaux die Marktführerschaft in Europa inne und verfügt über hochwertige Standorte in über 3.000 Städten in insgesamt 30 Ländern.

LEADERSNET: Wo sehen Sie allgemein das größte Potenzial für die Gewista?

Solta: Das größte Potenzial liegt ganz klar in der Digitalisierung. Wir haben das U-Bahn-Netz in Wien bereits sehr gut abgedeckt und sehen es mit 1,3 Millionen Personenbeförderungen am Tag als größten Markplatz überhaupt. Hier erreicht man die Menschen, hier passiert der Traffic. Neben Brand Areas mit klassischer Folierung und digitalen Screens integrieren wir auch Promotion Areas und Sampling-Aktionen vor Ort. Damit ergibt sich ein unschlagbares Kraftpaket aus Digital und Analog, Branding und Promotion.

Es ist wichtig, in allen urbanen Bereichen präsent zu sein. Daher haben wir die Digitalisierung auch in die Bundesländer ausgerollt. Erst kürzlich haben wir, nach Wien, Linz, Graz und Salzburg auch  Klagenfurt und Bregenz digitalisiert.

LEADERSNET: Können Sie auch im Bereich Plakat noch Wachstum verzeichnen?

Solta: Ja. Wir sind gerade dabei, das Plakat neu zu positionieren und wollen im Zuge dessen vor allem die Leistungsfähigkeit hervorheben. Auch im klassischen Segment gibt es sehr viele Möglichkeiten abseits des singulären Plakats. So werden beispielsweise mehrere Standorte in Plakatdominanzen zusammengefasst.

LEADERSNET: Haben Sie eigentlich eine eigene Kreativabteilung?

Solta: Ja, unser Innovate Department konzipiert individuelle Lösungen für unsere Kunden.  Wir können uns aber auch international Ideen holen. Es ist schön, wenn man aus dem vollen  Portfolio schöpfen kann. Wir gehen mit diesen Ideen  auch proaktiv zum Kunden.

Für Römerquelle haben wir den Pixelaward  in Gold gewonnen. Die Trophäe ist ein Wanderpokal. Der Pokal  stand zuletzt bei Demner, Merlicek & Bergmann. Das zeigt auch, dass wir nicht nur ein Anbieter von Werbeflächen sind, sondern über enormes kreatives Potenzial verfügen.

Gewista/Römerquelle
Kategoriensieg mit dem Römerquelle Recycling-Held mit Gewista, MediaCom & Römerquelle © Golden Pixel Award/Franz Reiterer

Gewista/Römerquelle
Vlnr.: Rene Nemeth (KESCH), Andrea Groh (CSO Gewista), Lena Pflüger (MediaCom), Birgit Steinbauer (MediaCom), Katharina Rößl (Brand Manager Römerquelle), Dominik Riedmüller (Gewista), Rainer Eschrich (Gewista) © Gewista

Gewista/Römerquelle
© Gewista

Gewista/Römerquelle
© Gewista

LEADERSNET: Wahrscheinlich ist Vielen gar nicht bewusst, was Sie alles anbieten. Können Sie uns kurz ihre Tätigkeitsfelder skizzieren?

Solta: Wir sind sehr breit aufgestellt und gleichzeitig sehr kleinteilig. Beispielsweise richten wir uns mit unserer Unit Stadtwerbung an KMU‘s. Wir decken grob gesagt die Bereiche Beratung, Planung, Analyse und Geomarketing ab, sowie weiters bei Bedarf Gestaltung und Produktion und garantieren dadurch eine professionelle Gesamtkoordination für alle Kampagnen.

LEADERSNET: Welche Bedeutung messen Sie ihrem Nachhaltigkeitsbericht zu?

Solta: Wir wachsen seit vielen Jahren nachhaltig und wissen ganz genau, dass Unternehmen, die den Bereich Nachhaltigkeit frühzeitig erkennen, sich in wettbewerbsintensiven Märkten besser behaupten können. Denn erfolgreiche Konzerne werden mittlerweile nicht nur nach Finanzkennzahlen gemessen. Immer mehr sind es auch die nicht finanziellen Leistungsindikatoren, die in die Erfolgsstrategie eines Unternehmens einfließen. Der Bericht beschreibt unser Verständnis von Nachhaltigkeit, unsere Rolle als Arbeitgeber und unseren Einsatz für die Gesellschaft. Es geht nicht immer nur um das Finanzielle.

Konkret haben wir etwa die Citylights von Neon auf LED umgestellt: Ein Quantensprung in der Energieeinsparung. Wir versuchen mit recyclingfeundlichen Materialien zu arbeiten und den Umweltgedanken überall einzubringen.

LEADERSNET: Was zahlt alles in die Social Values ein?

Solta: Gewista hat von Wartehäuschen, die von uns errichtet und betrieben werden , über Radservicestationen in City Light Säulen bis zum Citybike, das von uns als stationsbasiertes System erfunden und entwickelt wurde, viele  Maßnahmen für das Gemeinwohl gesetzt. Das Konzept Citybike ist von unserem Konzern in über 60 Metropolen der Welt exportiert worden und schreibt eine unfassbare Erfolgsgeschichte.

LEADERSNET: Sind auch Scooter denkbar?

Solta: Nein, Scooter sind nicht angedacht, weil es nicht dem Bewirtschaften des öffentlichen Raumes mit Mobilität entspricht. Chaos und Unfälle sind an der Tagesordnung und es ist auch nicht nachhaltig. Die Lebensdauer vieler Roller beträgt  zudem nur wenige Monate.

Wir halten an unserem Modell fest, unser Citybike hat Bestand.  Erst kürzlich haben wird die zehnmillionste Fahrt gefeiert. Im Zuge dieser 10 Millionen Fahrten wurden über 33 Millionen Kilometer mit den Citybikes zurückgelegt. Verglichen mit der sonst in Wien üblichen Verkehrsmittelnutzung ("Modal Split") ergibt sich daraus eine Einsparung von etwa 1.950 Tonnen CO2 (Modal Split, CO2 Emissionen).

Darüber hinaus sind die Citybikerinnen und Citybiker durch die vermehrte Bewegung an der frischen Luft auch wesentlich gesünder unterwegs. Laut WHO wird durch 2x täglich 10 Minuten Radfahren beispielsweise das Risiko für koronare Herzerkrankungen um bis zu 25% gesenkt. Die häufigste Entlehndauer bei Citybike Wien beträgt neun Minuten. Mit zwei Citybike Fahrten pro Tag (zB: zur und von der Arbeit) kann diese Empfehlung optimal in die Alltagswege eingebaut werden.

Gewista
Generalsekretär der Caritas Erzdiözese Wien Klaus Schwertner (li.) mit Gewista CEO Franz Solta vor einer Citybike Wien Station im Zuge der Übergabe einer symbolischen Citybike Wien Card.

LEADERSNET: Nehmen Sie auch mit den Defibrillatoren eine Vorreiterrolle ein?

Solta: Gewista hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien und "Puls – Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes" ein ausgeklügeltes System entwickelt. Die Überlebensrate wurde durch diese Maßnahme bereits  verdoppelt. Der JCDecaux Konzern hat diese Idee nun aufgegriffen und arbeitet gerade am Rollout in UK. In Wien wollen wir bei jeder U-Bahn-Station einen Defi installieren. Dann kann man diese Standorte auch im Kopf verankern. Wichtig ist, dass er draußen vor dem Abgang steht und somit 24/7 zugänglich ist.

Allgemein kann man sagen: Wir tragen dazu bei, Services zu etablieren, um nicht nur Werbeträger zu haben, sondern auch einen Mehrwert für die Bevölkerung zu schaffen.

LEADERSNET: Bieten Sie der Stadt auch einen optischen Mehrwert? Bei Werbung denken doch viele an Verschandelung.

Solta: JCDecaux ist sehr innovativ und arbeitet mit renommierten Architekten zusammen. Wir achten darauf, dass alles ins jeweilige Stadtbild passt. Daher auch der Name street furniture. Wir wollen zur Verschönerung der Stadt beitragen und nicht  zur Verschandelung und im Optimalfall auch noch mit damit verbundenem Mehrwert.

LEADERSNET: Welche Zukunftsvisionen und Ziele werden in absehbarer Zeit angepeilt?

Solta: Aktuell ist viel in der Gewista in Bewegung. Wir wollen den Marktanteil von Out of Home auf 10 Prozent bringen. Das ist insofern realistisch, weil im weltweiten Kontext die Außenwerbung die am drittschnellsten wachsende Mediengattung ist. Noch schneller wächst digital Out of Home, mobile wächst am allerschnellsten. In Österreich sieht man ganz deutlich, dass die großen Player wie TV und Print Marktanteile verlieren. Außenwerbung ist ein sehr probater Kanal, um ausgeklügelt einerseits und sehr massiv andererseits Anliegen an die Zielgruppen heranzutragen und zu evozieren.
Wir haben auch eine neue Marktforschung in Vorbereitung. OSA, der Outdoor Server Austria, gibt es seit fünf Jahren, die neuen Daten erwarten wir Mitte 2020.

Wir sehen der Zukunft sehr freudig entgegen. Wir haben die Hausaufgaben gemacht, ein tolles Team, super Produkte und enorm viel Potenzial. (jw)

www.gewista.at

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