Alexander Hofer wurde vor einem Jahr zum Channelmanager von ORF2 bestellt und seit Ende 2018 ist er darüber hinaus interimistischer Unterhaltungschef des ORF. LEADERSNET hat sich mit Hofer zum Interview getroffen und sich mit ihm über seine Tätigkeit, seinen Ruf als Meister der "leichten Muse", seine Visionen für ORF2, die Zukunft des Fernsehens und die politische Einstellung von ORF-Mitarbeiterin unterhalten.
LEADERSNET: Herr Hofer, Sie sind seit knapp einem Jahr Channelmanager beim ORF. Was macht ein Channelmanager genau?
Hofer: Die Funktion des Channelmanagers ist eine neugeschaffene, im Zuge einer Organisationsreform des letzten Jahres. Die Channelmanager sind fachlich und budgetär verantwortlich für den ihnen zugewiesenen Kanal – in meinem Fall ist es ORF2. Ich bin für das Erreichen von Quotenzielen verantwortlich, genauso wie für das Haushalten der Budgets, für die Entwicklung neuer Formate und die Weiterentwicklung bestehender Formate – immer darauf ausgerichtet, im gesamten Konzert der verschiedenen Sender, die wir haben, die richtige Zielgruppe anzusprechen und bestmöglich durch das Ziel zu gehen.
LEADERSNET: Wie "lustig" ist es, unter den derzeitigen Voraussetzungen, im ORF zu arbeiten?
Hofer: Ein Arbeitstag ohne Lachen, ist ein verlorener Arbeitstag. Lachen gehört dazu und ist auch ganz wichtig. Wer mich näher kennt, weiß auch, dass mir eine gute Arbeitsatmosphäre persönlich wichtig ist. Natürlich gibt es auch Zeiten gibt, wo man unter Anspannung steht und die Situationen oder die Anlässe zu denen es etwas zu lachen gibt, geringer werden. Das ist aber schlicht und ergreifend der Funktion geschuldet.
LEADERSNET: Sie waren in der Vergangenheit am Küniglberg vor allem dafür bekannt, die "leichte Muse" zu inszenieren. Ist das jetzt als Channelmanager und interimistischer Unterhaltungschef ganz anders?
Hofer: "Leichte Muse" findet nach wie vor statt, weil das Publikum danach verlangt. Der Channelmanager ist aber auch für die Information zuständig. ORF2 ist der Informationssender und hat ein höchstprofessionelles Team, das seine Arbeit versteht. Mit diesem Team gibt es ein gutes Auskommen und eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit.
LEADERSNET: Der ORF und der öffentlich-rechtliche Rundfunk insgesamt, standen in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in der Diskussion und auch im Blickpunkt der Politik. Was sind Ihrer Meinung die positiven Seiten des ORF und was macht ihn unverzichtbar?
Hofer: Was den ORF so unverwechselbar macht, sind sein Programme, seine Programmnähe, seine Ausstattung mit neuen Landesstudios, sein Anspruch qualitätsvolles Programm zu liefern und letztlich – und das freut immer, wenn man jeden Tag aufs Neue in den Teletest schaut – die Akzeptanz des Publikums. Wenn die gesamte "Flotte" regelmäßig über 33 Prozent Marktanteil hat, dann kommt das nicht von ungefähr. Das Publikum schätzt unsere Programme und weiß, was es von uns bekommt. Und das sei auch noch dazu gesagt: nur von uns bekommt, weil es andere schlicht und ergreifend nicht anbieten.
LEADERSNET: Viele junge Leute sagen aber auch, dass sie klassisches lineares Fernsehen nicht mehr brauchen, da in dieser Zielgruppe die Themen Streaming sowie Inhalte dann und dort zu konsumieren wo man will, im Vordergrund stehen. Was bedeutet das für eine Medium wie den ORF und wo sehen Sie Fernsehen in fünf Jahren?
Hofer: In dem schnelllebigen Medien- und Fernsehgeschäft sind Prognosen für die nächsten fünf Jahren schwierig zu machen. Aber man kann definitiv sagen, dass es in die Richtung stärkere Digitalisierung und die mobile Nutzung des Contents geht. Ich glaube nur nicht, dass das lineare Fernsehen, so wie wir es jetzt kennen und in vielen Zielgruppen auch erfolgreich anbieten, dem Tod geweiht ist. Wir haben in den vergangenen Monaten über einige Publikumsbefragungen festgestellt, dass auch jüngere Zielgruppen sehr wohl mit dem linearen Angebot erreichbar sind. Das heißt, es gibt im Lebenszyklus der Österreicherin und des Österreichers eine Phase, wo man weniger lineares Fernsehen konsumiert. Das war auch in den Jahren und Jahrzehnten davor schon so. Aber mit steigendem Alter ist es interessanterweise dann so, dassman wieder vermehrt auf lineares TV zurückgreift. Das heißt natürlich nicht, dass wir uns nicht weiterentwickeln müssen. Vor allem was die Digitalisierung betrifft, müssen wir natürlich einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung machen. Viele Schritte in diese Richtung sind auch schon gesetzt worden. Und wenn es der Gesetzgeber erlaubt, dann werden wir uns in dem Bereich etwas großzügiger und etwas großflächiger bewegen, um auch die Zukunft zu sichern.
LEADERSNET: Muss man im ORF besonders politisch versiert sein, um hier zu überleben?
Hofer: Nein, ich glaube, es geht in erster Linie darum, Leistungsbereitschaft an den Tag zu legen und erfolgreich in seiner Tätigkeit zu sein. Letztendlich ist es so, dass die Leistung, die man erbringt, irgendwann auch einer Bilanz unterzogen wird und wenn am Ende herauskommt, dass die Leistung stimmt, dann wird das auch honoriert.
LEADERSNET: Seit Anfang 2018 ist die türkisblaue Regierung im Sattel. Hat das eine Auswirkung auf die Berichterstattung im Informationsbereich?
Hofer: Die Information darf keinen subjektiven politischen Touch haben. Das ist es, was uns das ORF-Gesetz vorschreibt und mitgibt. Wir haben für eine ausgewogene und objektive Berichterstattung zu sorgen. Das unterscheidet uns auch von vielen anderen Medien im Land. Alle Menschen, auch ORF-Journalisten, haben politische Meinungen. Aber immer dann, wenn wir zu berichten beginnen, hat die persönliche Meinung überhaupt keinen Einfluss darauf, was letztlich dem Publikum präsentiert und vorgestellt wird. Da ich davon ausgehe, dass das in der Vergangenheit auch so stattgefunden hat, weiß ich jetzt, dass die Kolleginnen und Kollegen jeden Tag aufs Neue dafür sorgen, umfassend und objektiv zu berichten. Das hat übrigens eine vor kurzem veröffentlichte Befragung, die Publikumsratsstudie, auch bestätigt. Die Glaubwürdigkeit all der Medien in unserem Haus, ist – auch im Vergleich zu anderen – wirklich unbestritten.
LEADERSNET: Was ist Ihre Vision als Channelmanager: Wo soll sich die Information im ORF in den kommenden Jahren hin entwickeln?
Hofer: Was den ORF unter andere unverwechselbar macht, ist Vielfalt in der Berichterstattung. Es gibt niemanden sonst, der beispielsweise eine solche Kulturberichterstattung oder diese Breite in der regionalen Berichterstattung möglich macht. Ich denke, dass es in Zeiten in denen Globalisierungsentwicklungen auf verständliche Skepsis stoßen, umso wichtiger ist, den Menschen ein Gefühl von Heimat – Heimat in einem unbelasteten Sinn – zu geben. Die Menschen müssen sich bei uns wohl und abgeholt fühlen, sie müssen sich verstanden fühlen und in ihrem Lebensumfeld abgeholt und abgebildet werden. Das ist unsere Aufgabe und ich glaube, dass diese Aufgabe immer wichtiger wird und dafür sind wir auch gut aufgestellt und für die Zukunft vorbereitet.
LEADERSNET: Wie wichtig ist es für jemanden in Ihrer Position, vorzuleben, dass man Freude an der Arbeit hat?
Hofer: Gute Arbeit kann man nur dann machen, wenn man sie freudig und mit vollem Einsatz und voller Leidenschaft macht. Wenn ich durch meine persönliche Herangehensweise motivierend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirke und ihnen diese Freude am Job vorleben kann, dann mache ich das gerne. Ich muss mir dabei auch keine große Mühe geben, denn ich komme hier gerne her und arbeite sehr gerne hier. Spaß an der Arbeit ist ein großer Teil des Elixiers für den Erfolg. Wer keine Freude und keinen Spaß an der Arbeit hat, wird, glaube ich, langfristig nicht erfolgreich sein können. Der ORF ist eines der großartigsten Unternehmen dieses Landes. Wir geben dem Publikum die Möglichkeit, dieses Land von seiner besten Seite kennenzulernen. Das ist eine unserer Aufgaben und die erfülle ich mit Freude.
LEADERSNET: Abschließend möchte ich Sie noch um eine persönliche Zwischenbilanz Ihrer bisherigen Tätigkeit als Channelmanager bitten. Welche Projekte haben Sie seit Ihrem Antritt in Angriff genommen und sind Sie mit der Umsetzung zufrieden?
Hofer: Das letzte halbe Jahr haben wir dafür verwendet, zu schauen, wo der Sender hingehen soll, was ihm inhaltlich fehlt und wo die Baustellen sind, bei denen man schnell hingreifen muss, um sie zu sanieren. Diesbezüglich denke ich, dass wir nach den ersten drei Monaten, seit dem Start neuer Formate, nicht ohne Stolz zurückblicken können. Der neue Vorabend mit dem "Studio 2" hat sich hervorragend entwickelt und trotz der starken Wintersportkonkurrenz auf ORFeins sehr gut etabliert. Wir haben mit der ZiB2 am Sonntag sehr große Marktanteilgewinne verzeichnen können. Darüber hinaus haben wir ORF2 ein neues, leicht erfrischtes Erscheinungsbild verpasst. Man muss aber immer am Boden bleiben. Das ist eine Philosophie, die ich seit Jahren oder Jahrzehnten im Haus persönlich verfolge. Das heißt auch, dass man Erfolge nicht zu laut vor sich herträgt. Aber in der Rückschau auf die ersten Monate, sind all die Dinge, die wir im Stiftungsrat angekündigt haben und dann auf die Reise geschickt haben, von Erfolg geprägt. Dafür gilt es auch, den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das entwickelt haben und sich jeden Tag aufs Neue in den Dienst stellen, zu danken. Es ist eine Freude, wenn etwas funktioniert. Damit kommen wir auch wieder zurück zum Spaß an der Arbeit und der Spaß verdoppelt sich natürlich, wenn man merkt, dass das, was man angegriffen hat und was man auf die Reise geschickt hat, letztlich auch vom Publikum angenommen wird.
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