Die gute, alte Ansichtskarte steht derzeit in Frankreich im Zentrum einer Twitter-Kampagne. Denn die feministische Gruppierung Femmes solidaires möchte Hersteller dazu bewegen, in Zukunft auf frauenverachtende Motive zu verzichten. Wenngleich Diskussionen darüber, was bei Ansichtskarten aus dem Sommerparadies zu weit geht, vorprogrammiert sind: Was es in Frankreich teils zu kaufen gibt, hat mit einem modernen Frauenbild ganz sicher nichts zu tun.
Ansichtskarten gehören bis heute zum Urlaub und scheinen im WhatsApp-Zeitalter sogar eine kleine Renaissance zu erleben. Gerade in den Strandparadiesen, die im Sommer viele Besucher anziehen, finden sich dabei schnell auch Motive, die Frauen in Bikinis oder noch weniger, dafür aber in teils sehr fragwürdigen Posen zeigen. Eben darauf macht Femmes solidaires damit aufmerksam, indem die Gruppe seit Monatsbeginn immer wieder besonders zweifelhafte Motive auf Twitter teilt. Insbesondere in Südfrankreich gibt es der Organisation zufolge oft Motive, die Frauen objektifizieren, entwürdigen und so laut der Organisation eine "Vergewaltigungskultur" fördern.
Sonnenbadende am Strand gehören vielleicht noch zum typischen Bild eines Badeorts. Doch bei manchen Motiven, die die französischen Feministinnen gefunden haben, besteht kein Zweifel daran, dass Frauen einfach als Fleisch verstanden und vermarktet werden - teils wörtlich. So zeigt eine Karte die Rücken eine Reiher nackter Frauen und spielt mit dem Text auf eine Auswahl fürs Barbecue an. Häufig sind es derart "humorvolle" Texte, durch die zweifelhafte Bilder endgültig zu absoluten Geschmacklosigkeiten werden.
Tanga oder Hose
Wie sexistisch Ansichtskarten auch ohne anstößigen Text sein können, zeigt Femmes solidaires indes mit einem Vergleich zweier Radfahrer auf dem Mont Ventoux. Der Mann erklimmt den Berg in der Provence in normaler Sportbekleidung mit kurzer Hose. Sein weibliches Pendant dagegen radelt im Bikini-Tanga am gleichen Meilenstein vorbei und das in einer Ansicht, die besten Blick auf ihr Gesäß gewährt. Dass die Feministinnen hinterfragen, ob dieser Unterschied 2018 wirklich sein muss, ist mehr als verständlich.
Mittlerweile hat die laufende Twitter-Kampagne von @Femmessolidaire auch Unterstützung in Form von Usern gefunden, die ihrerseits besonders geschmacklose Ansichtskarten posten. Ein Beispiel dafür ist eine Collage teils völlig entblößter Gesäße, die unter dem Titel "Hallo Kollegen!" mit Chefsekretärin, Personalchefin und anderen in Verbindung gebracht werden. Ob solche Bemühungen die Hersteller tatsächlich zum Einlenken bewegen werden, bleibt abzuwarten. (pte)
femmes-solidaires.org
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