Österreichs marktführender Messeveranstalter Reed Exhibitions hat mit Anfang Juni eine Schlüsselposition im Top-Management neu besetzt: Gernot Krausz hat die operative Geschäftsführung (Managing Director) des Bereichs B2C-Messen übernommen. Zum Portfoliosegment des 39-Jährigen zählen mehr als ein Dutzend B2C-Shows wie die "Vienna Autoshow", die "Wohnen & Interieur", die Modellbau-Messe sowie die beiden Salzburger Messeklassiker "Die Hohe Jagd & Fischerei" und „Bauen+Wohnen Salzburg".
LEADERSNET hat sich mit Krausz zum Interview getroffen und sich mit ihm über seine Pläne für Reed Exhibitions, wie Messen für Jugendliche attraktiv gemacht werden können, welche Chancen und Herausforderungen die Digitalisierung bietet und seine Vergangenheit als Leistungssportler unterhalten.
LEADERSNET: Sie haben mit 4. Juni die operative Geschäftsführung des Bereichs B2C-Messen übernommen. Wie sind die ersten drei Wochen in der neuen Position gelaufen?
Krausz: Drei Wochen sind natürlich eine extrem kurze Zeitspanne, aber die ersten Eindrücke sind sehr positiv. Ich bin überrascht, welchen Drive die Mannschaft hat. Das Unternehmen ist sehr zukunftsorientiert und ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Das ganze Team ist stark nach vorne fokussiert und ergebnisorientiert. Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden.
LEADERSNET: Zu Ihren Kernaufgaben als Managing Director zählt unter anderem die strategische Weiterentwicklung und -positionierung der bestehenden Showformate. Können Sie schon konkrete Pläne nennen, welche Weiterentwicklungen Sie sich wo vorgenommen haben?
Krausz: Ich habe ein kompetentes Team, das seit vielen Jahren für den Erfolg verantwortlich ist und möchte noch nichts vorwegnehmen. Als führender heimischer Messeveranstalter bieten wir pro Jahr zirka 30 unterschiedliche Themen, darunter etliche B2C-Events – also vorrangig an den Endverbraucher adressierte Formate – an: von Auto, über Lebenslust, bis Ferien. Ihnen gemein ist, dass sie die jeweils größten, umfassendsten und daher bedeutendsten Events in ihrer Branche in Österreich sind. Das heißt auch, dass die Neuheiten zuerst hier präsentiert werden und wir auch in punkto Inszenierung und Highlights eine Vorreiterrolle einnehmen. Vielleicht gibt es da die eine oder andere Synergie, möglicherweise auch im B2C- und B2b-Bereich. Ich werde mir in den nächsten Wochen einen Überblick verschaffen, um danach bestehende Formate weiterzuentwickeln und neue Events zu positionieren.
LEADERSNET: Zu ihrem Portfoliosegment zählen mehr als ein Dutzend B2C-Shows. Haben Sie einen persönlichen Favoriten unter den Messen, die unter Ihre Verantwortung fallen?
Krausz: Nein, ich habe keinen persönlichen Favoriten. Mir gefällt der Mix aus unterschiedlichen Themen, den wir haben. Wie viele andere Menschen auch habe ich eine Leidenschaft zu Autos, deshalb ist es beispielsweise toll, die "Vienna Auto Show" betreuen zu dürfen. Dann gibt es die "Ferien-Messe" – wer fährt nicht gern auf Urlaub. Ich lebe in einem Haus, somit sind auch die Themen Bauen und Wohnen besonders interessant für mich. Sowohl die "Lebenslust" als auch die "Comic Con" sind sehr trendige Formate und treffen den Puls der Zeit. Auf der "Hohe Jagd & Fischerei" war ich schon als Aussteller, als ich bei Eduard Kettner gearbeitet habe. Jede Messe hat ihren eigenen Spirit, und ich finde sie alle spannend.
LEADERSNET: Welche gemeinsamen Nenner gibt es, die ein Messeformat, unabhängig von der jeweiligen Branche oder Thematik, erfolgreich machen?
Krausz: Der gemeinsame Nenner ist die absolute Kundenorientierung. Unser Ziel ist es, Menschen mit Kontakten, Wissen und Emotionen zu verbinden. Wir wollen Menschen begeistern, informieren und überraschen. Man geht auf eine Messe, um etwas Neues zu sehen beziehungsweise etwas wahrzunehmen, dass man nicht erwartet hat. Das "Taste and Feel" ist neben der Digitalisierung eines der wichtigsten Themen. Eine wichtige Rolle spielt der Eventcharakter einer Messe. Reed-CEO Benedikt Binder-Krieglstein hat in einem Interview einmal eine Messe treffend mit einem Rockkonzert verglichen. Man kann sich Musik zuhause anhören, aber ein Konzertbesuch ist ein ganz ein anderes Erlebnis und das gilt auch für eine Messe. Deshalb muss sich dieser Eventcharakter noch einmal verschärfen. Ich glaube, dass sich die Themen Digitalisierung und Event gegenseitig ergänzen. Das Thema Omnichanneling, sprich die Vernetzung unterschiedlicher Touchpoints mit unseren Besuchern und Ausstellern, wird auch auf Messen in Zukunft eine größere Rolle spielen.
LEADERSNET: Bedeutet das, dass in Zukunft Formate wie die "Comic Con" häufiger stattfinden werden?
Krausz: Ich würde das nicht so sehr von der inhaltlichen Seite betrachten. Formate wie die "Vienna Comic Con" oder "VCA" (E-Sports – Anm. d. Red.) erleben momentan einen riesigen Hype, aber das kann in einem Jahr schon wieder ganz anders aussehen und ein anderer Inhalt wird zum Hype. Für den Besucher einer Messe ist der abgeleitete persönliche Nutzen elementar. Sogenannte Affinity Groups gilt es am Markt zu identifizieren und zusammenzuführen. Ich denke, dass hier Themen wie Bewertung, Mitspracherecht und Co-Creation wichtiger werden.
LEADERSNET: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Wording – sprich dass ein Event eben nicht mehr Messe sondern beispielsweise Con heißt?
Krausz: Das Wording hängt stark mit dem Branding des jeweiligen Formates zusammen und ist ein wichtiger Teil der Kundenansprache. Wenn ich zu meiner ältesten Tochter, die jetzt zehn Jahre alt ist, sage, dass ich auf eine Messe gehe, hat sie keine Ahnung, wovon ich spreche. Am Ende ist es nicht wichtig, ob eine Messe Messe heißt, sondern dass die Zielgruppe versteht, worum es sich handelt, und das kann dann eben ein Event, eine Convention oder Show sein.
LEADERSNET: Denken Sie, dass neben der Digitalisierung auch Themen wie Robotik oder Automatisierung die Messebranche stark verändern werden?
Krausz: Ich stehe beiden Themen positiv gegenüber und betrachte sie von zwei Seiten. Zum einen können wir durch Themen wie Robotik und Digitalisierung neue Formate kreieren. Zum anderen gibt es auch Auswirkungen auf interne Abläufe, egal ob es Datenmanagement, Analysen oder Marketing betrifft. Ich sehe diese Veränderungen definitiv als Chance.
LEADERSNET: Sie haben vor ihrem Wechsel zu Reed Exhibitions acht Jahre lang als CEO für das Handelsunternehmen Eduard Kettner gearbeitet. Welche Erfahrungen aus diesem Bereich können Sie in Ihre neue Tätigkeit einbringen und wo liegen die größten Unterschiede?
Krausz: Was die beiden Unternehmen verbindet, ist die Kundenorientierung. In den letzten acht Jahren konnte ich viel Erfahrung in Mitarbeiterführung, Aufbau von Vertriebskanälen und deren Vernetzung, strategischer Positionierung von unterschiedlichen Geschäftsfeldern sowie unternehmerischem Denken und Handeln sammeln. Die Optimierung der Customer Journey und der Fokus auf Erlebnis verbindet beide Unternehmen. Die gewonnene Erkenntnis aus meinem bisherigen Jobs kann ich auch auf Messeformate umlegen. Den größten Unterschied sehe ich im Angebot der unterschiedlichen Dienstleistungen sowie dem differenten Stakeholder Management.
LEADERSNET: Was hat sie überhaupt dazu bewegt, von der Handels- in die Messebranche zu wechseln?
Krausz: Ich finde es sehr spannend, mit unterschiedlichen Branchenformaten zu tun zu haben. Es interessiert mich, wie man unterschiedliche Plattformen und Branchen vernetzen kann. Das kann ich hier bei Reed Exhibitions voll ausleben. Ich möchte gerne mit dem Team die Zukunft gestalten und das Messeformat vorantreiben bzw. weiterentwickeln.
LEADERSNET: Sie waren bis zu ihrem 26. Lebensjahr auch als Leistungssportler aktiv und zwar als Fußball-Torhüter. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt, was Ihnen später auch beruflich geholfen hat?
Krausz: Die Liebe zu etwas ist ein ganz wesentlicher Faktor, um es zu betreiben. Ich war irrsinnig gerne Sportler, war sehr ehrgeizig und habe es mit Hingabe betrieben. Dies ist etwas, was nicht nur für den Sport gelten sollte, sondern auch im Berufsleben. Alles was man gern macht, macht man wesentlich erfolgreicher. Ein Mannschaftssport hat etwas sehr Prägendes. Man lernt gemeinsam mit Niederlagen umzugehen und gemeinsam Siege zu feiern. Führung ist in einem Team genauso ein Thema wie Unterordnung, Durchhaltevermögen und Verantwortungsbewusstsein. Es gibt somit einige Parallelen zwischen Beruf und sportlicher Aktivität.
LEADERSNET: Ab welchem Punkt war für Sie klar, dass Sie neben der Sportlerkarriere einen "Plan B" für Ihre berufliche Laufbahn haben müssen?
Krausz: Als ich mit dem Leistungssport aufgehört habe, war ich 26 Jahre alt, und bis dahin hatte ich eigentlich immer nur einen "Plan A" und der war, Leistungssport aus vollster Leidenschaft' zu betreiben. Neben dem Sport war mir im gleichen Maße meine Ausbildung sehr wichtig. Als ich eine Familie gegründet habe, war klar, dass ich Prioritäten setzen muss. Und da wirtschaftlicher Erfolg und Leistungssport für mich nicht zu vereinen sind, habe ich mich entschieden, meine Energie in die Wirtschaft zu stecken und aus dem Leistungssport ist ein Hobby geworden.
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