Der "Digital Talent Gap" ist in aller Munde - es gibt viel zu wenige digitale Talente auf dem Markt, und diese gilt es zu finden. HR-Expertin Karina Kinsky, spezialisiert auf Fach- und Führungskräfte-Suche in den Bereichen Digital, IT, Marketing und Kommunikation, setzt hier mit Pearldivers an und betreibt erfolgreich Executive Search & Headhunting über Branchen und nationale Grenzen hinweg.
LEADERSNET: Die Digitalbranche zählt derzeit zu den wachstumsstärksten Segmenten, die Digitalisierung schafft neuartige Positionen und der Bedarf an digitalen Fach- und Führungskräften wächst stets. Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen?
Kinsky: Es ist tatsächlich so, dass die Nachfrage hier enorm hoch ist und sogar noch weiter steigen wird. Es wächst nicht nur die Zahl der Digital-Start-ups, auch etablierte Unternehmen digitalisieren ihr Business zusehends. Da alle an denselben digitalen Talenten interessiert sind, entsteht ein brutales gegenseitiges Abwerben. Um dem vorzubeugen, müssen Unternehmen unter anderem vermehrt in die Bindung von Mitarbeitern investieren.
LEADERSNET: Welche anderen speziellen Features außer Mitarbeiterbindung machen Unternehmen für Top-Kräfte interessant?
Kinsky: Digitale Talente schätzen flache Hierarchien, moderne Arbeitsbedingungen wie Remote oder Home Office sowie flexible Arbeitszeiten gepaart mit Empowerment und Vertrauen. Das typische „Nine to Five“ Arbeitszeitmodell hat für sie ausgedient, es geht mehr in Richtung Vertrauensarbeitszeit. Auch Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe sind Grundvoraussetzungen. Generell sehen sie ihre Arbeitszeit eher als Lebenszeit mit der sie selbst sorgsam umgehen und dies auch vom Arbeitgeber erwarten. Der monetäre Aspekt steht nicht unbedingt im Vordergrund, ist aber ein nicht zu unterschätzender Faktor, an dem die Wertschätzung für die Mitarbeiter abgelesen werden kann. Das Gesamtpackage muss stimmen.
LEADERSNET: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Reputation des Arbeitgebers?
Kinsky: Authentizität und eine gelebte, wertebasierte Unternehmenskultur sind das Um und Auf, denn das Internet mit Social Media Plattformen wie Kununu und Glassdoor sorgt für Transparenz. Früher gab es kaum Informationen dazu wie es in Unternehmen wirklich ablief. Heute macht Digitalisierung alles transparent, sogar bis zu dem Punkt, wie jeder Manager führt. Auch der Rekrutierungsprozess wird darin thematisiert und hat einen gewichtigen Einfluss auf die Reputation der Unternehmen. Für die Mitarbeiter, die neben den Kunden die wichtigsten Stakeholder eines Unternehmens sind, ist ein positiver, erster Eindruck enorm wichtig. Ein zügiger und professioneller Rekrutierungsprozess mit transparenter Kommunikation ist essentiell. Der erste Eindruck zählt. Heute mehr denn je.
LEADERSNET: Braucht es im Zuge der Digitalisierung einen neuen Führungsstil?
Kinsky: Jein, denn neu ist die Anforderung eigentlich nicht. Es galt schon früher, dass es eher Leader als Manager braucht. Dies wurde allerdings selten gelebt und ist nun zu einer wirklichen Notwendigkeit geworden, die sich auch strukturell in den Rahmenbedingungen widerspiegeln muss. Bedingt durch die digitale Transformation benötigen die Führungskräfte Change Management Skills, einen einfühlenden Umgang mit Unternehmenskulturen, Verständnis für neue Technologien und Trends sowie ein Gespür für die unterschiedlichen Anforderungen der Mitarbeiter. Die Eignung zur Führung bemisst sich damit nicht mehr nur an den Hard Facts, sondern immer mehr auch an den Soft Skills.
LEADERSNET: Apropos Social Media, braucht man denn in Zeiten von Xing und Linkedin, überhaupt noch Headhunter?
Kinsky: Social Media kann für das Recruiting zielführend und hilfreich eingesetzt werden, stellt allerdings kein Allheilmittel dar. Es wird auch künftig einen erfahrenen Headhunter nicht ersetzen können. Gewisse Teilaspekte des Headhuntings wie das Auffinden und Kontaktieren geeigneter Kandidaten können durch Plattformen wie Linkedin oder Xing erleichtert werden, aber andere wichtige Aspekte wie eine vorgängige, systematische Anforderungs- und Potenzialanalyse müssen dennoch durchgeführt werden. Zudem sind auch nicht alle Kandidaten auf den sozialen Netzwerken vertreten.
LEADERSNET: Ist also Headhunting das probate Mittel?
Kinsky: Bei der klassischen Suche mit Stellenanzeigen findet man oft nicht die richtigen Kandidaten, speziell bei digitalen Executives und anderen Schlüsselpositionen. Die besten Führungskräfte sind in der Regel nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle. Entsprechend erfordert es ein außerordentliches Maß an Gespür und eine geschickte Vorgehensweise, um sie über die freie Position zu informieren. Dieser Herausforderung sind ausschließlich erfahrene Experten gewachsen. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von der absoluten Diskretion eines Headhunters. Dieser hält den Namen des Auftraggebers stets unter Verschluss und verhindert, dass die Position öffentlich ausgeschrieben werden muss. Somit können völlig unauffällig neue Fach- und Führungskräfte rekrutiert werden.
LEADERSNET: Wo findet man also die besten Köpfe?
Kinsky: Exzellente Fach- und Führungskräfte sind in der Regel so schwierig zu finden, wie Perlen. Aber wer den Markt online und offline perfekt analysiert, wird definitiv fündig. Die "Best Heads" müssen eigentlich immer aus bestehenden Jobs abgeworben werden. Sie sind kaum selbst aktiv auf der Suche und wie schon erwähnt auch nicht immer in den sozialen Netzwerken zu finden. Gefunden werden wollen die meisten aber trotzdem.
LEADERSNET: Dabei spielt sicherlich ein umfassendes, exquisites Netzwerk eine große Rolle?
Kinsky: Ja, das ist essentiell, denn gerade auf unserem Rekrutierungslevel bedarf es der Empfehlungen, um die relevanten Kandidaten zu erreichen. Die Top-Kandidaten werden oft mit Anfragen bombardiert und daher muss man aus der Masse herausstechen. Hierbei ist ein exzellentes Netzwerk nach wie vor unersetzlich.
LEADERSNET: Kann man zusammenfassend betrachtet, den von den Medien beklagten Fach- und Führungskräftemangel auch als ein Recruiting Problem deuten?
Kinsky: Jein, es ist zumindest nicht nur ein Recruiting Problem. Bedingt durch die demographische Entwicklung und den begrenzten Pool an digitalen Talenten hat sich der Arbeitsmarkt von einem Arbeitgeber in einen Arbeitnehmermarkt verwandelt. Haben sich bisher ausreichend Bewerber auf ein Inserat gemeldet, so sind einige Unternehmen mittlerweile verwundert, dass sich kaum jemand bewirbt. Die Unternehmen müssen wie schon vorhin erwähnt für die digitalen Talente interessant sein und gewisse Rahmenbedingungen erfüllen. Für die Suche, Auswahl und Beurteilung dieser Fach- und Führungskräfte ist Headhunting die effizienteste Methode.
LEADERSNET: Pearldivers sieht sich als Boutique. Wie heben Sie sich von der Konkurrenz ab?
Kinsky: Bei uns ist der Name Programm: Wir suchen die besten Perlen im digitalen Meer und das solange, bis die perfekt passende gefunden ist. Dies erfordert eine sehr gute Marktkenntnis, Erfahrung, ein exzellentes Netzwerk sowie profundes Fachwissen. Eine erfolgreiche Personalsuche für Unternehmen in der Digitalwirtschaft setzt zudem digitales Denken und Verständnis voraus. Wir positionieren uns ganz bewusst als Boutique. Die Rekrutierung ist bei uns Chefsache, wir begegnen den Kandidaten auf Augenhöhe. Wertvolle Unterstützung bei der Suche leistet unser Research-Team. Unser Set-up ermöglicht auch schlanke Overhead-Kosten, die wir durch ein faires Preis-Leistungsverhältnis an unsere Kunden weitergeben.
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