Dein Smartphone sagt Dir, dass du den Kaffee austrinken, dich beeilen und endlich das Auto starten sollst. Weil es auf der Tangente staut und dein Termin um 10 Uhr im Hotel am Ring beginnt. Du runzelst ungläubig die Stirn, schaust auf die Uhr und denkst – ist doch noch genug Zeit. Falsch gedacht. Wolltest du nicht heute – so wie immer am Montag – deine Hemden zur Reinigung bringen? Dein Smartphone hat mitgedacht, den Schlenkerer zur Putzerei zeitlich mitberücksichtigt und dich davor bewahrt, dass du zu spät zu deinem Termin kommst.
Fantasie? Utopie? Bald nicht mehr!
Der Chip im Smartphone übernimmt mehr und mehr Denkarbeit für uns. Noch ist er nicht so gut und so verlässlich wie unser Gehirn. Aber er arbeitet daran. Richtig. Und zwar insofern, dass er jeden Tag dazulernt. Jede Handlung von dir, jeder Ortswechsel, jede Routine und jede Abweichung davon, jedes Muster und jede Spur, die du hinterlässt, bringt dich deinem Smartphone ein Stück näher.
Kluge Menschen arbeiten seit Jahrzehnten daran, menschliche Wahrnehmung und menschliches Handeln durch Maschinen zu rekonstruieren. Sie arbeiten an „Künstlicher Intelligenz“ und nehmen sich unser Gehirn als Vorbild. Die Vorstufe künstlicher Intelligenz sind digitale Sprachassistenten wie Siri oder Alexa und virtuelle Berater, die etwa beim Kauf der geeigneten Autoversicherung helfen. Techniken wie diese werden in Deutschland von weniger als 10 % der Bevölkerung genutzt – Tendenz stark steigend.
Die nächste Stufe ist eigenständiges „Denken“. Daran denken, dass montags die Putzerei am Programm steht. Und Gedanken lesen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis unsere Smartphones so schlau sind wie wir. Aber irgendwann wird es so sein, dass sie eigenständig Entscheidungen treffen können und Klopapier bestellen, weil die Kamera erkannt hat, dass der Rollenhalter leer ist.
Droht die Gefahr, dass unsere Smartphones irgendwann zur „unguided missile“ werden? Der renommierte Linzer Mathematiker und Forscher Prof. Bruno Buchberger sagt: „Die Intelligenz in der künstlichen Intelligenz kommt nicht von der künstlichen Intelligenz“. Das zumindest ist ja schon mal ein wenig beruhigend.
(* Eveline Pupeter ist Eigentümerin des österreichischen Handy-Herstellers emporia und Expertin für Senioren- Kommunikation)