Die Gewista gehört zu den größten Medienunternehmen Österreichs und ist das bedeutendste Außenwerbeunternehmen des Landes. International ist die Gewista in den JCDecaux-Konzern integriert. Seit Anfang des Jahres hat der Out Of Home-Spezialist mit Franz Solta einen neuen CEO. leadersnet hat Solta sowie Chief Sales Officer (CSO) Andrea Groh zum Interview getroffen und sich mit ihnen über die Zukunftspläne des Unternehmens, Änderungen bei der Plakatparty, die neue Firmenzentrale und die Gerüchte über die Zusammenführung von der Gewista und Infoscreen unterhalten.
leadersnet: Herr Solta, Sie sind seit Anfang des Jahres CEO der Gewista. Was hat sich unter ihrer Führung geändert und was haben Sie geplant?
Solta: Ich habe ein ganz tolles Unternehmen vorgefunden, sehr engagierte Mitarbeiter, sehr viele Potentiale, die in der Gewista schon da sind, aber auch Potentiale, die noch schlummern. Im Prinzip habe ich neben den laufenden Geschäften zwei Themenfelder im Fokus. Das eine ist die Personalentwicklung. Konkret geht es geht um den Recruiting-Prozess, die Zielvereinbarungen und das Performancemanagement. Es ist mir auch ein Anliegen, Skills die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben zu kennen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Wir haben bereits ganz tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Board. Es geht jedoch immer mehr um Spezialistentum. Wenn wir neue Leute aufnehmen, müssen wir sehr professionell vorgehen, den Recruiting-Prozess definieren und standardisieren, um letztlich die besten Köpfe ins Team holen zu können. Der zweite große Bereich ist die IT. Mittelfristig geht es hier darum, die Digitalisierung der Gewista voranzutreiben und zwar nicht nur was unsere Werbeträger betrifft, sondern auch die Digitalisierung intern. Eines der Ziele muss es sein, das Programmatic Buying zu ermöglichen, um softwaregestütztes Einkaufen für Agenturen anbieten zu können.
leadersnet: Wann denken Sie, kann das realistischerweise umgesetzt werden?
Solta: Wir sind, was die Software betrifft, an den JCDecaux-Konzern angebunden und wir setzen die Dinge schrittweise um. In Großbritannien gibt es bereits das Herzstück der Software, das sich SmartBrics nennt. Die Learnings aus Großbritannien übernehmen wir natürlich. Ich denke wir brauchen hier noch rund eineinhalb Jahre, um auf Schiene zu kommen und dann die weiteren Schritte setzen zu können. Der Programmatische Einkauf soll im Übrigen nicht nur für unsere digitalen Flächen, sondern letztlich auch für das analoge Inventar möglich sein.
leadersnet: Es hat auch insofern Veränderungen gegeben, als dass es jetzt keine Direktoren mehr, sondern CEOs, CSOs, CFOs und COOs gibt. Was ist der Hintergrund zu dieser Änderung der Begrifflichkeiten?
Solta: Wir sind international angebunden und dadurch war es ganz logisch, diesen Schritt zu gehen.
leadersnet: Sie haben in den vergangenen Jahren ihr digitales Angebot massiv ausgebaut. War es für die Salesabteilung schwierig, den Wechsel vom vorwiegenden Verkauf von analogen Flächen auf digitale Flächen zu wechseln?
Groh: Nein, das war überhaupt nicht schwer, weil viele Kolleginnen und Kollegen in unserem Verkaufs-Team bereits über Onlinesales-Erfahrung verfügt haben. Zudem haben wir unsere digitalen Produkte nicht von einem auf den anderen Tag eingeführt, sondern über die Jahre hinweg entwickelt. Wir sind dabei, uns im Verkauf etwas mehr zu spezialisieren. Wir haben auf der einen Seite den One Face to Customer-Approach, wo wir Kunden in einer 360 Grad- Perspektive betreuen können. Auf der anderen Seite werden die Ansprüche durch unser immer größer werdendes Produktportfolio wesentlich komplexer. Wir nehmen deshalb eine Segmentierung unseres Portfolios vor. Wir haben etwa eine eigene Unit gegründet, die Stadtwerbung heißt, und auf die Betreuung von Klein- und Mittelbetrieben (KMU) spezialisiert ist. Neu ist auch eine eigene Transport Media Unit, die sich im Key Account-Bereich mit Verkehrsmittelwerbung beschäftigt.
leadersnet: Heißt das, dass es eine größere Spezialisierung auf den KMU-Sektor gibt?
Groh: Ja, aber es geht auch darum, grundsätzlich mehr Spezialistentum in den Markt zu bringen. Zum einen gibt es diese 360 Grad-Betreuung, aber on top gibt es noch Spezialisten, die sich beispielsweise um KMUs, um den Bereich Transport Media, um den Bereich Innovate oder um Sonderwerbeformen kümmern.
leadersnet: Welche digitalen Neuigkeiten sind für die kommenden Monate geplant?
Groh: Wir haben heuer bereits Salzburg und Graz ganz neu ausgerollt. Im Herbst werden Linz und die nächste Ausbaustufe in Wien folgen. Nachdem wir bereits die 7 größten U-Bahn Stationen digitalisiert haben, werden wir an ausgesuchten Hot Spots weitere Screens errichten. Alleine in der Station Stephansplatz verfügen wir über 109 Screens. Die Strategie wird sich aber im Vergleich zur Vergangenheit leicht ändern. Der Ausbau in den Stationen wird etwas sanfter erfolgen. Wir werden jeweils Screens im Eingangs- und Ausgangsbereich dazu nehmen. Das kann man bei sehr vielen Stationen so machen, um noch mehr Reichweite zu generieren.
Solta: Die Station Stephansplatz ist, wenn man es so nennen will, unser Flagship Store.
leadersnet: Sie haben Infoscreen jahrelang als Geschäftsführer geleitet. Gibt es Pläne Infoscreen und die Gewista zusammenzuführen?
Solta: Im Prinzip ist keine Zusammenführung geplant. Es ist aber sehr wohl angedacht, in einem neuen gemeinsamen Gebäude ein gemeinsames Dach zu finden. Das ist ein Projekt, das schon seit längerer Zeit diskutiert wird. Ich hoffe, dass wir bald eine Entscheidung auf Gesellschafterebene treffen können. Der Plan ist, hier am Gewista-Grundstück ein neues Gebäude zu errichten, damit dann die Gewista mit ihrem Kernteam sowie die Wiener Tochtergesellschaften Infoscreen, Megaboard, Kulturplakat und Autobahnwerbung an einem gemeinsamen Standort vereint wären. Dadurch würde sukzessive auch die Zusammenarbeit noch mehr gefördert werden. Es gibt viel Potential, quasi interdisziplinär zu heben.
leadersnet: Mit der Gewista Plakatparty und dem Out Of Home Award richten Sie auch zwei legendäre Veranstaltungen aus. Wird es hier Veränderungen geben?
Solta: Die Plakatparty ist eine Institution. Heuer hatten wir die 34. Auflage. Die einzige Änderung, die es hier höchstwahrscheinlich geben wird, ist ein Locationwechsel. Der Arkadenhof im Rathaus wird renoviert, deswegen müssen wir ausweichen und sind gerade auf der Suche nach einer neuen Location. Möglicherweise wird dann das Fest auch in irgendeiner Form redimensioniert werden. Aber wirklich etwas Konkretes kann ich dazu jetzt noch nicht sagen. Der Out Of Home Award ist ein toller Branchenevent. Mein Wunsch wäre es, dass wir den Out of Home Award noch mehr zu einem Event der gesamten Branche machen und auch andere Unternehmen mit ins Boot holen und den Award gemeinsam verleihen.
leadersnet: Gibt es Überlegungen, das Citybike-Angebot zu erweitern?
Solta: Derzeit betreiben wir 121 Standorte in Wien und das Angebot wird sehr gut angenommen. Wir stehen für einen weiteren Ausbau zur Verfügung. Konkrete Pläne gibt es derzeit aber noch nicht. Die Sharing Economy hat eine große Zukunft und der Public Value ist bei der Gewista ein großes Thema. Wir sind immer daran interessiert, einen öffentlichen Nutzen zu stiften – sei es indem wir Wartehallen bauen, die mit einem Werbeträger refinanziert werden oder eben den Citybike-Service anbieten. Ich finde auch, dass Infoscreen als Public Value bezeichnet werden kann. Den Menschen werden Informationen zur Verfügung gestellt und sie haben die Möglichkeit sich damit die Zeit zu vertreiben, während sie auf die nächste U-Bahn warten. Diese Screens sind auch ein Zeichen von Modernität. Wenn man in eine Straßenbahn einsteigt, die noch keine Screens hat, vermisst man etwas. Deswegen wird der Ausbau der Screens auch weiter vorangetrieben. Wir hatten kürzlich ein Meeting mit den Wiener Linien und ich kann jetzt schon verraten, dass die voll digitalisierte U-Bahn kommen wird.
Groh: Jean-François Decaux hat einmal gesagt, dass die Bürgermeisterwahl in Paris mit den Citybikes gewonnen wurde, da die Bevölkerung die Gratis-Radln für etwas Tolles befunden hat. Wir haben an einigen Standorten in Wien seit kurzem Defibrillatoren und mit denen wurden tatsächlich schon Leben gerettet. So etwas hat einen echten Public Value Effekt. Das treiben wir auch in Graz, Salzburg und Linz voran.
leadersnet: Gehören dazu auch die WLAN-Hotspots?
Solta: Ja, wir haben beispielsweise in Salzburg begonnen, WLAN-Hotspots zu integrieren. Das werden wir möglicherweise auch in anderen Städten ausrollen und zum Servicepoint machen mit Handyladestation, WLAN und vor allem mit Defibrillatoren. Da steckt ein ausgeklügeltes System dahinter. Wenn der Defi entnommen wird, wird ein Signal ausgelöst, das an die Rettung und an Ersthelfer, die eine entsprechende App haben, geht. Das verkürzt die Reaktionszeit, weil in solchen Situationen jede Sekunde zählt.
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