Die britische Polizei hat mit den ersten Praxistests eines neuen Computersystems begonnen, das mittels Künstlicher Intelligenz (KI) die aufwendige Ermittlungsarbeit der Behörden deutlich reduzieren und letztendlich mithelfen soll, auch die schwierigsten Fälle zu lösen. Die dahinterstehende Technologie, die auf den Namen "VALCRI" getauft wurde, setzt auf maschinelles Lernen, um Millionen von gefundenen Beweisen, Zeugenaussagen, Fotos und Videos zu einem ungelösten Fall in Sekunden wie Puzzlestücke zusammenzuführen. Als Ergebnisse präsentiert die KI dann den Ermittlern ihre Theorie des möglichen Tathergangs, Motivs und kann sogar Verdächtige vorschlagen.
"Alle glauben immer, bei der Polizeiarbeit geht es nur darum, die einzelnen Beweise miteinander in Verbindung zu bringen. Das ist aber nur der leichte Teil. Der schwierige ist es herauszufinden, welche Beweise miteinander in Verbindung stehen", zitiert "NewScientist" William Wong, Professor für Human-Computer Interaction an der Middlesex University London , der als Projektleiter für die Entwicklung von VALCRI verantwortlich zeichnet. Die Aufgabe des Systems sei es, die Polizei bei ihrer Arbeit zu unterstützen. "Die Datenmengen, die hier analysiert werden müssen, sind enorm. Für einen Menschen ist es nicht mehr länger möglich, alle Informationen durchzugehen, wenn die Polizei in einem einigermaßen effizienten Zeitfenster arbeiten soll", betont Wong. Der Forscher bastelt deshalb bereits seit 2014 gemeinsam mit einem internationalen Team von insgesamt 18 Partnerorganisationen an einem neuen Software-Tool, mit dem die zunehmend komplexer werdende Polizeiarbeit leichter und vor allem auch schneller zu bewältigen sein soll. Hierfür hat die EU-Kommission Fördergelder in Höhe von 13 Mio. Euro springen lassen. "Ein erfahrener Ermittler muss die Polizeidatenbank im Schnitt 73 Mal durchforsten, um alle relevanten Informationen zu einem Fall zu finden. VALCRI kann all das in Sekundenschnelle mit nur einem Klick erledigen", so Wong.
Querverbindungen zwischen einzelnen Informationen
Wird das KI-System zu einem Fall hinzugezogen, sammelt es zunächst alle Daten von den Polizeiservern zusammen, die in irgendeiner Form etwas mit dem entsprechenden Verbrechen zu tun haben könnten. Dabei sichtet es innerhalb kürzester Zeit Millionen von Texten, Fotos und Videos, wertet diese aus und stellt Querverbindungen zwischen einzelnen Informationen her. "Das System erkennt zum Beispiel, ob eine Patronenhülse, die an einem Tatort gefunden wurde, auch zu einem anderen Fall passen könnte. Der Ermittler kann dann feststellen, ob das relevant ist. Ist das nicht der Fall, passt das System seine Parameter automatisch an", schildert Wong. Wie der Wissenschaftler und sein Team ausdrücklich festhalten, wird bei der Entwicklung und der Verwendung der Software auch stets rechtlichen und ethischen Aspekten Rechnung gezollt. "Die Rechte des Einzelnen auf Freiheit, Sicherheit und Privatsphäre werden zu jeder Zeit respektiert. VALCRI wird den Strafvollzugsbehörden auch helfen, ihren Ermittlungsprozess transparenter zu gestalten, um alle ihre Schlüsse besser nachvollziehbar zu machen", ist Wong überzeugt. (pte)
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