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Guérot, Blühdorn und Luks im Gespräch.
Beim letzten Bank Austria Salon im heurigen Jahr wurde im Barocksaal des Alten Rathauses über den Begriff Demokratie diskutiert. Der Einladung der Bank Austria folgten diesmal zwei international renommierte Fachleute: Ulrike Guérot, Leiterin des Department für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donauuniversität Krems und Ingolfur Blühdorn, Leiter des Instituts für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien. Durch den Abend führte der Sozialökonom Fred Luks.
Für Blühdorn liegt die Herausforderung darin, zu verstehen, warum sich populistische Bewegungen ausbreiten, welche Bedürfnisse diese Wähler haben und die Ursachen zu bekämpfen. Als großes Problem nennt er das ambivalente Verhalten der Menschen zur Demokratie, die Enttäuschung und Skepsis, und das Spiel falsch geschürter Hoffnungen der populistischen Bewegungen, gut zu beobachten am Beispiel „Brexit“.
Die Quellen des Populismus?
Laut Guérot sind das ökonomische Verlustempfinden der Globalisierungsgegner und die Desindustrialisierung der Arbeiterklasse ein guter Nährboden für populistische Bewegungen. Blühdorn kontert, dass die These der Modernisierungsverlierer eindimensional sei, und dass sich die politische Tendenz nach rechts von der Arbeiter- bis hin zur Mittelschicht durchziehe. Als Quelle nennt er den modernisierungsbedingten Werte- und Identitätsverlust, der zu einer kulturellen Entleerung führe und wiederum den Rechtspopulismus schüre, der Menschen auf der Suche nach dem Ich ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittle. In ihrem zuletzt veröffentlichten Buch „Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie” beschreibt Guérot, dass wir Utopie als Gesellschaftsentwurf brauchen und Alternativen zur Alternativlosigkeit finden müssen. Die Rückkehr zur Republik könnte hier als Lösung fungieren. „Ein Europa ohne Nationen, eine Republik, die sich um das Gemeinwohl der Bürger kümmert, die Vereinigung aller Bürger und die Gleichheit aller Bürger vor dem Recht“ ist Guérots utopischer Traum.
Blühdorn wiederum betont, dass das Narrativ vom vereinten demokratischen Europa genauso unlauter ist wie die populistischen Versprechungen von Donald Trump oder Viktor Orbán. Demokratien seien zwar wünschenswert seit eh und je, aber leider nicht effizient genug für eine Welt, die sich in rasender Geschwindigkeit verändere und schnelle Entscheidungen brauche. Er wünsche sich Demokratien die rasch entscheidungsfähig seien und mit den gegebenen wirtschaftlichen Strukturen arbeiten können. „Ich habe nicht mehr viel Hoffnung, aber etwas ist noch vorhanden: Ich glaube, dass ein Appell an die Werte und die Sichtbarmachung der Konsequenzen des Populismus früher oder später zur Vernunft führen werden und die Menschen wieder auf die wahren Werte besinnen werden“, erklärt Blühdorn abschließend. Für Guérot reicht dieser Appell an die Werte nicht, sondern die Menschen sollten sich Albert Camus’ Worte „Selbst nicht mitmachen und selbst anständig bleiben“ ständig ins Gedächtnis rufen, so können sie dem Shift zum Populismus entgegen wirken
Mit dabei: Bank Austria Finanzvorstand Gregor Hofstätter-Probst, Forschung Austria-Präsidentin und Bohmann Verlagsgruppen-Chefin Gabriele Ambros, Wiener Zeitung-Chefredakteur Reinhard Göweil, Jurist Pierre Jenewein, Rechtsexperte Peter Rummel, Verlegerin Carmen Sippl sowie Kulturmanagerin Annemarie Türk.