FMVÖ-Bankendiskussion: „Banking wird es auch weiterhin geben“

| 27.09.2016

Ewald Nowotny, Bettina Fuhrmann, Franz Hahn und Karl Sevelda diskutierten über die Zukunft der krisengebeutelten Branche.

„Wozu überhaupt noch Banken?“ Diese Frage erörterte der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) bei der alljährlichen FMVÖ-Bankendiskussion in der Oesterreichische Nationalbank. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, Bettina Fuhrmann (Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik), WIFO Bankenexperte Franz Hahn sowie die Raiffeisen Bank International-Vorstandsvorsitzenden Karl Sevelda und Bank Austria-Vorstand Robert Zadrazil sprachen vor dem Hintergrund verschlechterter Rahmenbedingungen und radikaler Umbrüche im Bankwesen über österreichische Banken im Anpassungs- und Überlebensstress.

Innovationsbewegung als Bedrohung

Was Banken angesichts rasanter technologischer Veränderungen und großer Regularien dagegenhalten könnten, um ihre Rolle gegenüber Fintechs zu verteidigen, erläuterte WIFO Bankenexperte Franz Hahn. Banking sei das zweitälteste Gewerbe der Welt. Die Dienstleistungen, die derzeit primär von Banken abgewickelt werden, würden laut Hahn weiterhin bestehen bleiben. Aber ob diese von Banken als Institution, wie wir sie heute kennen, angeboten werden, sei für ihn fraglich. Vielmehr sei er der Meinung, dass es Banken in der heutigen Form in 20 bis 40 Jahren nicht mehr geben werde.

Das Problem der Banken beginne jetzt aufgrund der neuen Technologien. Kredite als der Wettbewerbsvorteil von Banken würden angesichts unterschiedlicher Formen von „Peer-to-Peer Lending“ an Bedeutung verlieren. Banken seien auch nicht dazu bereit, Kostenvorteile durch neue Technologien an ihre Kunden weiterzugeben. Kostengünstig operierende Fintechs könnten dadurch den Markt aufrollen. Die Gefahr der Atomisierung und Spezialisierung von Leistungen, die in den letzten 150 Jahren von Banken angeboten wurden, stelle für Hahn das größte Bedrohungsszenario dar.

Zuviele Filialen in Österreich

Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender UniCredit Bank Austria, bezeichnete die derzeitige Lage als große Chance und nicht nur als Herausforderung. Zentrale Frage sei, wie man den Status quo in die Zukunft weiterführen könne. Seiner Meinung nach werde es Banking auch weiterhin geben, es ginge eher um die Frage, ob man Banken brauche oder nicht. Zum Thema Filialschließungen erläuterte Zadrazil, dass der Markt in Österreich gegenüber Holland, wo dreimal so viele Einwohner auf eine Filiale kämen, immer noch über zu viele Filialen verfüge. „Online ist kein reines Jugendphänomen, aber man muss bei der jüngeren Zielgruppe stärker an Relevanz gewinnen“, folgerte Zadrazil.

Karl Sevelda, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International, ging auf die langfristige Zukunft von Banken ein. Diese lägen mit ihrem Image zwar ganz am Ende der Skala, aber der persönliche Kundenberater werde sehr wohl geschätzt. Insgesamt würden Banken seit 2008 unter ihrem schlechten Image leiden. Der Konsument lege in hohem Ausmaß Wert auf Beratung und brauche sie auch. Allerdings ändere sich das Konsumentenverhalten, was beispielsweise bei Online- und Smart-Banking auch im Interesse der Bank selbst sei, denn man könne dadurch versuchen, Kostenprobleme in den Griff zu bekommen.

Vertrauen als Chance

Die gesellschaftliche Rolle der Banken beleuchtete Bettina Fuhrmann. Vertrauen sei gerade im Geldwesen ganz wichtig, denn es könne nur funktionieren, wenn man Vertrauen hat, dass Geld einen gewissen Wert hat und diesen, wenn man es anlegt, in nächster Zeit auch behalten werde. Es lägen zwar keine aktuellen Daten zur Vertrauensfrage vor, einige Probleme der Banken seien jedoch hausgemacht, wie beispielsweise der hohe Anteil an Fremdwährungskrediten. „Da Konsumenten trotz ihres Unwissens finanzielle Dinge ordnen müssen, könne künftig derjenige gewinnen, der sich als kompetenter Partner präsentiert. Welcher Institution gegenüber hab ich das Vertrauen, dass meine Geldangelegenheiten kompetent und vertrauensvoll abgewickelt werden?“, erläuterte Fuhrmann. 

Eine Sache, die man sich hinsichtlich der Zukunft von Banken wünschen würde, erläuterten die Diskussionsteilnehmer zum Abschluss der spannenden Debatte. Während sich Zadrazil intensiv um die eigenen und Neukunden kümmern können möchte, wünschte sich Hahn für die österreichischen Banken, dass man aus 800 Banken 100 machen werde, ein Drittel der Beschäftigen im Bankwesen einspare und mehr auf andere Beratungsformen wie Robo-Beratung setze, um die Kosten schlanker zu machen. Nowotny betonte, dass die Cost-Income-Ratio der Banken sehr nachteilig sei und sich das – Stichwort: Kosten senken, Erträge erhöhen – verbessern müsse. Fuhrmann wünschte sich Banken, die umfassend und kompetent beraten, maßgeschneiderte Produkte im Auge haben und etwas Geniales anbieten. Wunsch von Sevelda sei es, den Service zu verbessern, die Kosten zu senken und Strukturen zu verschlanken und die Politik zu überzeugen, dass nicht alles regulierbar sei, sondern es auch Bereiche geben müsse, die den 10 Geboten überlassen bleiben.

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