Die berichtigten Radiotest-Werte sind da

| 01.05.2016

Drei bis vier Millionen Euro könnten beim ORF statt bei den Privaten gelandet sein. 

Der fehlerhafte Radiotest des Marktforschungsinstitut GfK (leadersnet.at berichtete) könnte in den vergangenen fünf Jahren einen finanziellen Schaden von bis zu 20 Millionen Euro angerichtet haben. Nutznießer der Manipulationen war offenbar der ORF: So zeigen die bisherigen Ermittlungen, dass Ö3 beispielsweise im ersten Halbjahr eigentlich 38 Prozent Marktanteil erreichte, während GfK diesen mit 41 Prozent auswies. Der private Vermarktungsring RMS kam hingegen auf nur 33 statt der tatsächlichen 36 Prozent. Kronehit kommt - wie auch bei den damals veröffentlichten Zahlen - auf zwölf Prozent.

Als gravierender erscheinen die Unterschiede in den Bundesländern. Ö3 lag in Wien im ersten Halbjahr 2015 ursprünglich bei 35 Prozent Marktanteil - die aktuellen Zahlen weisen 28 Prozent aus. Die RMS-Radios kommen auf 44 (statt 39) Prozent, auch Radio Ö24, Radio Arabella, Radio Energy und 88.6 können nach der Korrektur wesentlich höhere Prozentzahlen verbuchen. In Niederösterreich sind den ORF-Radios im ersten und zweiten Halbjahr zu viel ausgewiesen worden, nämlich  drei Prozent Marktanteil, im zweiten Quartal sogar vier Prozent. Antenne Steiermark wurde von 31 auf 24 Prozent Marktanteil herabgestuft, in Vorarlberg haben Antenne Vorarlberg und Ö3 die Plätze getauscht. In Salzburg lagen die ORF Radios überhaupt sogar acht Prozentpunkte über den früher veröffentlichten Zahlen.

20 Millionen Euro Schaden?

Das Werbevolumen auf dem heimischen Radiomarkt beträgt etwa 100 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr dürften drei bis vier Millionen beim ORF statt bei den Privatsendern gelandet sein. Medienberichten zufolge sollen die Manipulationen mindestens bis 2011 zurückreichen.  „Ich schätze das Volumen wird irgendwo bei 15 bis 20 Millionen sein, um das die Privatsender geschnalzen worden sind, und die der ORF zu viel bekommen hat", so Kronehit-Chef und VÖP-Vorstand Ernst Swoboda.

Via Aussendung teilt der ORF mit, in der Causa Radiotest weiterhin für eine volle Aufklärung der Sachlage eintreten zu wollen. In einer Unterredung mit Vertretern der Privatradios und des Marktforschungsinstituts GfK wurde festgelegt, dass die nun vorliegenden korrigierten Daten 2015 zur weiteren Verwendung freigegeben werden – als bloße Arbeitsbasis vorbehaltlich nachfolgenden Audits. Ein Revisionskomitee soll nun die Datenreihen der Jahre 2011-2015 überprüfen. Diese sollen in etwa sechs Monaten vorliegen. „Der ORF wird jedenfalls in aller Sachlichkeit an der Aufarbeitung des Falles, der nicht vom ORF verursacht worden ist, mitwirken", so ORF-Hörfunkdirektor Karl Amon. (jw)

www.gfk.com

 

leadersnet.TV