Im Tech Gate Vienna ging das 17. Talk Gate über die Bühne. Die Leitfrage zum Thema "Architektur der Gesellschaft in Raum und Zeit" war: Welches Geschlecht haben unsere Bauten? Einführend machte sich Carola Lindenbauer, Geschäftsführerin des Tech Gate Vienna, in ihrer Eröffnungsrede Gedanken darüber, ob Architektur und Raumgestaltung nicht als Verkörperung individueller Ideale durch ein stoffliches Medium zu bezeichnen wäre und stellte die Frage in den Raum, was Schönheit mit dem Thema zu tun hat: „Schön ist ein Gebäude, wenn es uns selbst dann noch etwas sagen kann, wenn sein ursprüngliches Publikum längst verschwunden ist“. Und weiter stellte Lindenbauer fest: "Gebäude kommunizieren mit uns, in dem sie Assoziationen auslösen. Das zeigt nicht, was Gebäude tatsächlich sind, sondern was sie für uns symbolisieren.“ Im Rahmen dieses Talk Gate wurde nach einem Vortrag von Tarek Leitner (ORF) aus seinem Buch „Wo leben wir denn?“ am Podium mit Experten diskutiert. Auch Leitner verwies dabei auf die Funktion der Architektur: „Hier kommt niemand her, um einfach nur da zu sein.“
"Was wir erleben, sei eine Krise des öffentlichen Raums, und nicht der männlichen Architektur." Das meinte Robert Pfaller, Philosoph und Professor für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz. Pfaller führte weiter aus, dass in einer egalitären Gesellschaft Architektur nicht den Männern oder Frauen vorbehalten sein dürfe. Denn der öffentliche Raum wird vorschnell als männlich begriffen. Bauliche Machtsymbole sind die Folge gesellschaftlicher Hierarchien, in denen für Frauen wenig Platz ist und diese Architektur die Stellung der Frau in der Gesellschaft nur bestärke. Der Planungsdirektor der Stadt Wien, Thomas Madreiter fügte hinzu, dass sich die Stadt Wien als eine der am schnellsten wachsenden Metropolen der Welt seit 25 Jahren in einem Umfeld tiefgreifender regionaler und internationaler Transformationen deutlich verändert hat. Reibungen, Widersprüche und Soziales sowie gesellschaftliche Unterschiede prägen die Architektur einer Stadt: „Der Stadtalltag ist intensiver, dichter und für manche stressiger geworden.“ Doch trotz niedriger öffentlicher Budgets sei laut Madreiter „Wien jedoch eine sehr lebenswerte und insbesondere auch leistbare Stadt.“ Andreas Gnesda, Geschäftsführer von Gnesda Real Estate & Consulting GmbH, sieht die Aufgabe von Architektur darin, Organisation, Kommunikationsbedarf, soziale Aspekte und Unternehmenskultur auf Fläche und Immobilie abzubilden. Siegfried Meryn, Facharzt und Professor für Innere Medizin der medizinischen Universität Wien sieht für moderne Architektur ein neues Denken und den Generationenvertrag wesentlich. Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenverschiebung sowie soziale Ungerechtigkeit könne man damit konstruktiv lösen. Und nicht nur das: „Im Gesundheitsbereich sind sich Wissenschafter heute einig, dass auch das Umfeld den Heilungsprozess beeinflusst, Stichwort Healing Environment.“
www.techgate.at