Aus für „Helpling" in Österreich

Schwarzarbeit, Intransparenz oder wenig versprechender Markt?

Im Juni 2014 hat die Putzkraftvermittlung "Helpling", Tochter des deutschen Unternehmen Rocket-Internet, seinen Service nach Österreich gebracht und als erstes Unternehmen ermöglicht,  zeitraubende Hausarbeit in wenigen Klicks auszulagern. Das Angebot in Österreich werde ab  1. Jänner 2016 "pausieren", lautet es nun in einem Kunden-Mail: Es gebe weiter viele ungelöste Herausforderungen auf dem Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen: Schwarzarbeit, mangelnder Zugang zu Dienstleistern und Intransparenz. Man sei stolz darauf, einen Teil dazu beigetragen zu haben, diese Herausforderungen zu adressieren.

Womöglich liegt allerdings hier die Krux begraben. Schon länger befindet sich das Unternehmen im Visier der Arbeiterkammer und prüfe derzeit zudem Engagements in mehreren Ländern – wenig versprechende Märkte wie Brasilien, Kanada, Schweden und Spanien sollen nicht mehr bedient werden. In Deutschland sind kürzlich  20 Prozent der Mitarbeiter entlassen worden.

"Privateigenschaft" der Arbeitsleistenden

Die Europäische Kommission ordnet Plattformen wie Helpling in einer aktuellen Mitteilung unter dem Schlagwort „Partizipative Wirtschaft“ ein. Zahlreiche erkämpfte Rechte, wie kollektiver Mindestlohn, Zuschläge für Nacht- oder Feiertagsarbeit, Überstundenzuschläge, Sozialversicherung, Arbeitslosengeld, Urlaubsgeld und etliche mehr gelten  für viele Arbeitsleistende auf diesen Plattformen nicht, prangert die Arbeiterkammer an. Online-Plattformen vermeiden den Begriff „Arbeit“ und geben Arbeitsleistenden neu erfundene Namen."Es scheint integraler Bestandteil der Kommunikationspolitik dieser Plattformen zu sein, explizit auf die "Privateigenschaft" der Arbeitsleistenden hinzuweisen", so die AK-Experten Sylvia Kuba und Michael Heiling in einem Blog-Eintrag. Dementsprechend bezeichnen sich die Plattformen selber auch nicht als Arbeitgeber oder Auftraggeber, sondern sehen sich selbst als "Marktplatz". Auch Wochenend- und Feiertagsarbeit werde nicht gesondert behandelt bzw. besser entlohnt, schreibt das format.

Stagnation bei Rocket-Internet

Rocket-Internet ist darauf spezialisiert, Unternehmen in kurzer Zeit maximal zu expandieren. Der Unternehmenswert aller von Rocket-Internet gehaltenen Beteiligungen hat laut Geschäftsbericht im Jahr 2014 3,1 Mrd. Euro betragen. Im dritten Quartal stagnierte der Wert des Firmenportfolios nahezu bei 6,1 Mrd. Euro, wie das Berliner Unternehmen via Aussendung mitteilte. Vom Rocket-Börsengang im vergangenen Oktober bis zum Juni war der Wert der Startups, zu denen neben Helpling auch der Essenslieferdienst Delivery Hero, der Kochbox-Anbieter HelloFresh sowie die Möbelhändler Westwing, Home24 und weitere gehören, noch um mehr als drei Mrd. Euro gewachsen. Das Unternehmen der Samwer-Brüder bewertete Helpling zuletzt mit 140 Millionen Euro.

Ein Statement auf Nachfrage von leadersnet.at steht bis dato aus. (jw)

www.helpling.at

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