"Ein Hotel mit 300 Zimmern ernährt in Afrika 7.000 Menschen: 700 Mitarbeiter und ihre Familien", rechnet der Tourismusberater Alexander Gassauer von Kora Hospitality vor. Investitionen im Tourismus seien daher die beste Entwicklungshilfe für den schwarzen Kontinent und verhindern den Exodus von Millionen Menschen. Die Voraussetzungen dazu seien - trotz Krisen und Negativberichten - denkbar gut, versicherte Gassauer auf dem internationalen Hotel Investment Forum in Wien. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Auch wenn Politik und Wirtschaft in vielen Ländern unberechenbar sind und bleiben, so ist dennoch von einem starken Tourismuswachstum auch südlich der Sahara auszugehen. Paola Lunghini, CEO von Economie Immobiliare, verweist auf ein Plus von 2,7 Mrd. Dollar jährlich oder 5,6 Prozent des BIP. Bis 2017 werden allein internationale Investoren rund 40.000 zusätzliche Hotelzimmer bauen, allen voran Hilton und Marriott. Hinzu kommen die vielen lokalen "Mushroom"-Hotels, die allerorten wie die Pilze aus dem Boden schießen.
54 verschiedene Länder, hunderte unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Ethnien sind die Grundlage für Konflikte, aber auch Vielfalt, Attraktivität und Abwechslung. "Afrika wird nie langweilig", sagt Gassauer. Aber man muss sich auf diesen Kontinent einlassen. "In Afrika ist alles anders." Die Personalberaterin Rita Levy von Work4Stars Afrika schwärmt, das Humankapital sei einzigartig, aber es brauche Training, Flexiblität und Beharrlichkeit. Sie sei überzeugt, dass die Zukunft Europas und Asiens in Afrika liegt.
Gassauer liefert ein Bild der Stimmungslage, wie sie sich für Investoren zuletzt entwickelt hat. 2012 war Afrika der "Rising" Kontinent mit steigenden Ölpreisen, demokratischen Wahlen in vielen Ländern und zweistelligen Wachstumsraten. Nur zwei Jahre später war alles anders, die Lage "Hopeless" - mit Ebola, Boku Haram, Ölpreis-Crash, Währungsschwankungen und verspielten politischen Chancen. 2015 zeige sich der Kontinent "Unpredictable", mit neuen Krisen und Flüchtlingswellen. Niemand wisse so genau, wie es weitergehe.
Das Tourismusgeschäft steht jedenfalls noch ganz am Anfang. Lediglich 50.000 Hotelzimmer sind derzeit in ganz Afrika in der Pipeline, 31.300 in Bau. Bei 36 Ländern entspricht das 900 Zimmern pro Land, was eigentlich gar nichts ist, sagt Gassauer. Hinzu kommt, viele Projekte werden aufgesetzt, aber nie gebaut, weil die Investoren die Motivation verlieren, zumeist wegen Korruption, Bürokratie oder fehlendem Interesse der Landbesitzer. Demgegenüber steht das beachtliche Wirtschaftswachstum, je nach Land zwischen fünf bis neun Prozent.
Qualität und Preis
Der in London sitzende Afrika-Berater Yves Ekoué Amaizo von Mutagile gibt sich überzeugt, dass insbesondere die Länder Westafrikas hohes Entwicklungspotenzial im Tourismus haben. Zwei Drittel der Bevölkerung seien jung und hungrig, und als Arbeitskräftepotenzial im Gegensatz zu Europa und Asien sehr kostengünstig. Wenn Ausbildung, Preis und Qualität der Dienstleistungen stimmen, dann werden Unternehmen wie Privatpersonen verstärkt nach Afrika kommen. Die zentrale Frage für alle Länder sei, "How to create Jobs". Tourismus sei Teil der Lösung, erläutert der gebürtige Togoer Amaizo anhand des Beispiels Benin, das er wegen der Größenverhältnisse mit Österreich vergleicht.
Durststrecke im "Putinland"
Während das Tourismusaufkommen auf dem Balkan auf niedrigem Level langsam vorankommt und der Ausblick in den CEE-Märkten und Polen freundlich bleibt, können sich Investoren in Russland auf eine längere Durststrecke einstellen. Vor allem der unsichere Rubel-Wechselkurs und die gesunkene Nachfrage aus dem Ausland aufgrund der westlichen Sanktionen machen der Tourismuswirtschaft im Putin-Land zu schaffen. "Die Risiken sind zu groß. Da ist kein Geschäft mehr zu machen", stellte Hotelentwickler Raoul Gransier beim Hotel Investment Forum fest. Russland war schon immer ein schwieriger Markt für ausländische Investoren, da die lokalen Hotel-Tycoons und Eigentümer immer alles besser wissen", sagte Hotelexperte Gransier . Aktuell sei jedoch der Rubel-Wechselkurs die größte Herausforderung. Als ausländischer Investor könne man hier nur verlieren, wenn man nicht in Rubel rechnet. Hinzu kommt das fehlende Vertrauen aufgrund der herrschenden Politik. (jw/ptw)
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